Schwerpunkt Harnblasenkarzinom

Das Harnblasenkarzinom ist eine häufige Krebsart, deren Häufigkeit in den letzten Jahren in Deutschland zunimmt. Der Tumor geht von der Blasenschleimhaut, dem sog. Urothel, aus. Es werden Tumoren, die eher in den oberen Schichten der Schleimhaut wachsen (nicht-muskelinvasiv) von solchen, die bis in die Muskelschicht (muskelinvasiv) der Harnblase oder darüber hinaus (dann meist organüberschreitend) wachsen, unterschieden. In einigen Fällen können auch andere Bereiche der ableitenden Harnwege (z.B. Nierenbecken, Harnleiter oder die Harnröhre) befallen sein.

An der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Ulm werden jährlich über 400 Patienten mit einem Harnblasenkarzinom behandelt und das gesamte Behandlungsteam, sowohl die Ärzte als auch die Mitarbeiter der Pflege, ist auf diese Erkrankung spezialisiert. Im Jahr 2017 wurde die Klinik von der Deutschen Krebsgesellschaft als Onkologisches Zentrum mit dem Schwerpunkt Harnblase zertifiziert, da die hohen Qualitätsanforderungen bei der Behandlung der betroffenen Patienten erfüllt werden. Gerne stehen wir Ihnen zur Beratung und weiteren Therapieplanung zur Verfügung.  

Wir handeln bei der Behandlung des Harnblasenkarzinoms nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Leitlinien. Gerne stehen wir Ihnen im Rahmen unserer Sprechstunde zur Beratung und weiteren Therapieplanung zur Verfügung, wenn ein Harnblasentumor diagnostiziert wurde. Auch Zweitmeinungsgespräche sind möglich. Eine umfassende Diagnostik, inklusive photodynamischer Verfahren mit Hexaminolävulinsäure und hochauflösender bildgebender Verfahren, werden eingesetzt. Endoskopische (transurethrale) Operationen, minimal-invasive Chirurgie, alle offen-chirurgischen Operationsverfahren (radikale Entfernung der Harnblase) sowie alle Formen der inkontinenten und kontinenten Harnableitung (Ureterocutaenosomie, Ileum-Conduit, Neoblase, Pouch) gehören zu unserem Behandlungsspektrum. Sollte bei Ihnen eine weiter fortgeschrittene Erkrankung an einem Harnblasenkarzinom vorliegen, so bieten wir das gesamte Spektrum der modernen medikamentösen Tumortherapie inklusive klinischer Studienprogramme mit neuartigen Medikamenten. Dazu zählen auch die neuesten Formen der Immuntherapie. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit pflegen wir mit unseren Kooperationspartnern im interdisziplinären Tumorboard des Tumorzentrums (Comprehensive Cancer Center Ulm; CCCU).

 

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Prof. Dr. med. Christian Bolenz

Ärztlicher Direktor

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Dr. med. Robert de Petriconi

Oberarzt

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Symptomatik, Diagnostik und Therapie

Ein häufiges erstes Symptom von Patienten mit einem Harnblasenkarzinom ist eine Blutbeimengung im Urin, die nicht schmerzhaft ist (sog. „schmerzlose Makrohämaturie“). Es können auch wiederholt auftretende Blasenentzündungen oder ein vermehrt und als unangenehm empfundener Harndrang typische Symptome sein.

Beim Verdacht auf das Vorliegen eines Harnblasenkarzinoms erfolgt zunächst eine Abklärung mittels Ultraschalluntersuchung und Blasenspiegelung („Zystoskopie“). Wenn sich der Verdacht bestätigt wird durch einen endoskopischen Eingriff der Tumor entfernt (sog. „Transurethrale Resektion des Blasentumors“; TUR-B). Die endgültige Diagnose und die genaue Stadien-Einteilung wird anhand einer mikroskopischen feingeweblichen Untersuchung des Gewebes durch den Pathologen gestellt. Abhängig davon ergibt sich die weitere Therapieempfehlung.

Photodynamische Diagnostik (PDD) des Harnblasenkarzinoms

Tumore der Harnblase unterscheiden sich optisch gelegentlich nicht eindeutig von der normalen Blasenschleimhaut und können somit in der herkömmlichen Blasenspiegelung nur schwer erkannt werden.
Bei der PDD wird kurz vor der Operation eine spezielle Substanz (Hexaminolävulinsäure) über einen dünnen Katheter in die Harnblase eingebracht. Dieser wird von Tumorzellen verstärkt aufgenommen. Durch Beleuchtung der Tumorbereiche mit blauem Licht können sich diese dann während der Operation rötlich-pink darstellen und somit besser erkannt werden.
In internationalen Studien konnte gezeigt werden, dass durch die PDD insbesondere flache, in der Schleimhaut wachsende und tendenziell aggressivere Tumore (z.B. das Carcinoma in situ; CIS) besser diagnostiziert werden können und in der Folge aufgrund einer kompletteren Entfernung das Wiederauftreten der Tumore (sog. „Rezidivrate“) reduziert werden kann.
Basierend auf diesen Erkenntnissen wird die PDD an unserer Klinik häufig eingesetzt. Ob die Verwendung dieser Methode in Ihrer individuellen Situation sinnvoll ist, entscheidet der operierende Arzt.

 

Endoskopische- transurethrale Operationsverfahren
Bei einer endoskopischen Operation wird mit einem Blasenspiegel („Zystoskop“) die Blasenschleimhaut beurteilt. Mit dem gleichen Verfahren können Harnblasentumore bei der „TUR-B“ (s.o.) entfernt werden. Das minimal-invasive Verfahren wird insbesondere bei der Diagnostik und Therapie von nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen eingesetzt. An unserer Klinik werden sämtliche Techniken der transurethralen Resektion angeboten.

Offen-chirurgische Operationsverfahren
Muskelinvasive Harnblasenkarzinome oder ausgedehnte nicht-muskelinvasive Tumoren können meist nur durch eine komplette Entfernung der Harnblase („Radikale Zystektomie“) und der möglicherweise befallenen Lymphknoten behandelt werden. Eine hohe Expertise auf diesem Gebiet konnte an unserer Klinik durch jahrzehntelange Erfahrung und anhand der hohen Operationszahlen erreicht werden. Eine besonders große Erfahrung besteht beim kontinenten Harnblasenersatz durch die sogenannte Neoblase, die aus Dünndarm konstruiert wird. Die entsprechende Operationstechnik zur Anlage einer „Ileum-Neoblase“ wurde in der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Ulm von Herrn Professor Hautmann entwickelt und etabliert. Die Technik hat sich danach weltweit durchgesetzt und gilt heute an vielen Kliniken als Standardverfahren.
Neben der Neoblase bieten wir alle Formen der kontinenten und inkontinenten Harnableitung, sowohl beim Mann als auch bei der Frau, an. Sehr gerne stehen wir Ihnen vor einer notwendigen Operation für ein ausführliches Informations- und Beratungsgespräch zur Verfügung, um gemeinsam festzulegen, welche Form der Urinableitung für Sie die Günstigste ist.

Pflege
Für den optimalen Erfolg einer Operation spielt neben der Erfahrung des Operateurs auch das gesamte betreuende Team und insbesondere die pflegerische Betreuung nach der Operation eine entscheidende Rolle. Die Entfernung der Harnblase mit der Anlage einer kontinenten Ersatzblase oder eines künstlichen Urinausgangs (sog. „Uro-Stoma“) stellen für die betroffenen Patienten eine neue Lebenssituation dar, bei der eine umfassende Betreuung entscheidend ist. Die Pflege unserer Klinik verfügt über eine langjährige Erfahrung bei der Betreuung von Patienten nach Harnblasenentfernung. Durch ständige Weiterentwicklungen der Betreuungskonzepte kann eine optimale Patientenversorgung gewährleistet werden. Dazu zählt auch die sogenannte Stomatherapie, durch die Patienten, die nicht für eine Neoblase geeignet sind, in mehreren Sitzungen angeleitet werden, mit ihrem Uro-Stoma gut umzugehen und eine bestmögliche Lebensqualität zu erreichen.

Medikamentöse Tumortherapie
Die medikamentöse Behandlung des Harnblasenkarzinoms spielt insbesondere bei fortgeschrittenen Tumorstadien eine wichtige Rolle. Unser Ärzteteam hat umfangreiche Erfahrungen mit der Chemo- und Immuntherapie des Harnblasenkarzinoms, sowohl in deren Durchführung als auch in der Vorbeugung und Behandlung von möglichen therapiebedingten Nebenwirkungen. Neben einer leitliniengerechten Patientenversorgung möchten wir unseren Patienten auch den Zugang zu innovativen Therapien, die an unserer Klinik im Rahmen von klinischen Studien angeboten werden, ermöglichen. Dies kann in einem individuellen ausführlichen Arztgespräch geprüft und erörtert werden. Die Betreuung und Überwachung erfolgt, sofern Sie an einer klinischen Studie teilnehmen, über unsere Studienzentrale unter Einbindung Ihres behandelnden niedergelassenen Urologen.

Patienteninformationen

Die genaue Ursache für die Entstehung eines Harnblasenkarzinoms ist noch nicht geklärt. Dennoch ist es bekannt, dass Risikofaktoren die Entstehung eines Harnblasenkarzinoms begünstigen. Zu den wesentlichen Risikofaktoren des Harnblasenkarzinoms gehört das Tabakrauchen. Außerdem können berufliche Risikofaktoren durch krebsauslösende Substanzen wie Lacke, Teer, Farbstoffe und Lösungsmittel eine Rolle zu spielen. In sehr seltenen Fällen kann eine genetische Ursache und ein familiäres Auftreten beobachtet werden.

Ein Vorsorge-Screening nach dem Vorbild der Mammographie zur Erkennung von Brustkrebs oder der Darmspiegelung zur möglichst frühen Erkennung von Dickdarmkrebs wird für das Harnblasenkarzinom nicht empfohlen, da die Wahrscheinlichkeit, einen Tumor zu entdecken, deutlich geringer ist. Beim Auftreten von Beschwerden (Blut im Urin, wiederholt auftretende Blasenentzündungen oder ein vermehrt und als unangenehm empfundener Harndrang ohne eindeutig identifizierbare Ursache) sollte ein Arzt zur weiteren Planung aufgesucht werden. Auch wenn sich in vielen Fällen die Ursache der Beschwerden als vergleichsweise harmlos herausstellen sollte, muss meistens dennoch ein Harnblasenkarzinom ausgeschlossen werden.

Eine endoskopische Entfernung des Tumors ist fast immer notwendig. Wenn der Tumor rechtzeitig erkannt wurde und nur auf die oberen Schichten der Blasenschleimhaut begrenzt ist, kann häufig die Harnblase erhalten werden. Eine operative komplette Entfernung der Harnblase und damit des Harnblasenkarzinoms ist bei aggressiveren Formen der Erkrankung die beste Möglichkeit, um dauerhaft eine Heilung zu erzielen. Alternativ kann eine Radio-Chemotherapie erfolgen, wenn eine operative Harnblasenentfernung nicht möglich ist oder durch die Patientin/den Patienten abgelehnt wird.

Beteiligte Kliniken & Kooperationspartner

Für eine umfassende interdisziplinäre Betreuung und Versorgung arbeiten wir bei Bedarf mit verschiedenen Fachdisziplinen des Universitätsklinikums (Radiologie, Nuklearmedizin, Chirurgie, Onkologie, Strahlentherapie, Pathologie, Schmerzambulanz) sowie externen Kooperationspartnern zusammen. Es stehen Ihnen außerdem erfahrene Therapeuten und Berater aus verschiedenen Bereichen im Rahmen Ihres stationären Aufenthaltes zur Verfügung (z.B. Psychologen, Sozialer Beratungsdienst und Physiotherapeuten).

Ausgezeichnete Qualität

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