Leberzellkarzinom

Hepatozelluläres Karzinom (HCC)

ExpertenInnen

- internistisch

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    Prof. Dr. med. Thomas Seufferlein

    Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I (Speiseröhre, Magen, Darm, Leber und Niere sowie Stoffwechselerkrankungen) und Sprecher des Darmzentrums

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    Dr. med. Thomas J. Ettrich

    Oberarzt, Leiter Schwerpunkt GI-Onkologie, Leiter des klinischen Studienzentrums GI-Onkologie

    Schwerpunkte

    Gastrointestinale Onkologie, Klinische Studien

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    Dr. med. Angelika Kestler

    Funktionsoberärztin, Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie, Palliativmedizin, Ärztliche Referentin für GI-Onkologie am CCCU

    Schwerpunkte

    Gastrointestinale Onkologie, Privatambulanz Prof. Seufferlein

- chirurgisch

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    Prof. Dr. Marko Kornmann

    Stellv. Ärztlicher Direktor/ Koordinator Vizeral-Onkologisches Zentrum

Beschreibung der Erkrankung

Als hepatozelluläres Karzinom bezeichnet man aus Leberzellen (sogenannten Hepatozyten) entstehenden Krebs.

Häufigkeit und Erkrankungsalter

Primärer Leberkrebs ist in Europa eine seltene Erkrankung, viel häufiger findet man in der Leber sekundäre Lebertumoren wie zum Beispiel Lebermetastasen von anderen Krebserkrankungen. In Deutschland erkranken im Durchschnitt 5 Personen pro 100.000 Einwohner pro Jahr, Männer sind dabei dreimal so häufig wie Frauen betroffen. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Hauptursache für die Entstehung von Leberkrebs ist die Leberzirrhose, also das Endstadium chronischer Lebererkrankungen. Das höchste Risiko zur Entwicklung von Leberkrebs haben Patienten mit einer Leberzirrhose bei einer chronischen Hepatitis-B-Infektion oder Hepatitis-C-Infektion sowie Patienten mit einer Leberzirrhose aufgrund eines chronischen schädlichen Gebrauchs von Alkohol oder anderen Erkrankungen der Leber. 

Krankheitszeichen

Charakteristische Krankheitszeichen beim Leberkrebs gibt es nicht. Auftreten können unter anderem Druckschmerz im rechten Oberbauch, Gewichtsabnahme, Bauchwasserbildung, eine Verschlechterung der vorbestehenden Leberzirrhose und Fieber. 

Untersuchungen

Wenn der Verdacht auf eine Krebserkrankung der Leber besteht, sind zur Diagnosestellung eine Reihe von Untersuchungen erforderlich, die nachfolgend kurz beschrieben werden.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Bei einem ausführlichen Gespräch schildern Sie dem Arzt alle Ihre Beschwerden und Vorerkrankungen. Anschließend wird eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt.

Laboruntersuchungen

Bei Ihnen werden eine Reihe von Blutuntersuchungen durchgeführt, die Aufschluss über den Allgemeinzustand und bestimmte Organfunktionen geben. Häufige Veränderungen beim Leberkrebs betreffen die Leberwerte, das Blutbild und die Gerinnungsfunktion. Der für den Leberkrebs bekannte Tumormarker AFP hat eine schlechte Empfindlichkeit und verliert daher immer mehr an Bedeutung.

Ultraschalluntersuchung (Sonographie)

Aufgrund der kostengünstigen Verfügbarkeit und der Abwesenheit von Nebenwirkungen oder Strahlenbelastung stellt der Ultraschall heute die erste und wichtigste Untersuchung bei Verdacht auf eine Krebserkrankung der Leber dar. Kombiniert mit Ultraschall-Kontrastmittel kann eine hohe Aussagekraft erreicht werden. Durch die Lage der Leber, bei Luftüberlagerungen oder bei Vorhandensein von viel Bauchwasser kann die Beurteilung erschwert sein, so dass weitere bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen.

Computertomographie (CT)

Die Computertomographie ist eine schmerzlose, spezielle Röntgenuntersuchung (mit in die Vene verabreichtem Kontrastmittel), die den Körper Schicht für Schicht durchleuchtet. Somit können Sitz und Größe des Tumors, die genaue Ausbreitung und eventuell bestehende Metastasen festgestellt werden.

Kernspintomographie (MRT=Magnetresonanztomographie)

Die Kernspintomographie ist keine Röntgenuntersuchung, sondern beruht auf Magnetfeldwirkungen. Sie hat in der Diagnostik des Leberkrebses einen hohen Stellenwert zur Darstellung des Leberkrebses sowie dessen Sitz und Größe des Tumors und der genauen Ausbreitung.

Klassifikation und Stadieneinteilung

Um die am besten geeignete Therapie bestimmen zu können, muss vor Therapiebeginn durch die beschriebene Diagnostik genau festgestellt werden, wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat, das heißt das Tumorstadium wird ermittelt. Hierfür wird die TNM-Klassifikation (siehe Tabelle unten) verwendet. In der TNM-Klassifikation steht T für Größe und Ausdehnung des Primärtumors, N steht für die Anzahl der befallenen Lymphknoten und M steht für das Auftreten und die Lokalisation von Fernmetastasen (Tumorabsiedlungen).

TNM-Klassifikation UICC 2010

T-Klassifikation
T1Solitärer Tumor ohne Gefäßinvasion
T2Solitärer Tumor mit Gefäßinvasion oder multipel Tumoren < 5 cm
T3aMultipel Tumoren > 5 cm
T3bInvasion größerer Äste der V. portae oder VV. hepaticae
T4

Tumor mit direkter Invasion von Nachbarorganen (ausgenommen Gallenblase), Perforation des viszeralen Peritoneums

  
N-Klassifikation
NXRegionäre Lymphknoten nicht beurteilbar
N0ohne regionäre Lymphknotenmetastasierung
N1mit regionären Lymphknotenmetastasen
  
M-Klassifikation
MXFernmetastasen  nicht beurteilbar
M0Keine Fernmetastasen
M1Fernmetastasen vorhanden

   

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapiemöglichkeiten sind vom Tumorstadium und von der Leberfunktion abhängig. Im Allgemeinen gilt, je früher der Leberkrebs erkannt wird und je besser die Leberfunktion ist, desto günstiger sind die Therapieoptionen. Als heilende Therapieoptionen stehen nicht nur die Operation oder Lebertransplantation zur Verfügung, sondern in gewissen Stadien auch sogenannte lokoregionäre Verfahren, die auf unterschiedlichen Wegen (siehe unten) direkt vor Ort den Leberkrebs therapieren.

Kurative (heilende) Operation

Für Patienten in einem sehr frühen Stadium mit erhaltener Leberfunktion und günstig liegenden Tumorknoten ist die heilende Operation Therapie der ersten Wahl. In seltenen Fällen kann die operative Entfernung von Tumorknoten (ohne Heilung) auch überbrückend bis zu einer eventuellen Lebertransplantation eingesetzt werden.

Lebertransplantation

Eine heilende Maßnahmen für wenige Patienten, die spezielle Kriterien erfüllen müssen. Die Lebertransplantation hat den Vorteil, dass sie sowohl den Leberkrebs, als auch die Leberzirrhose als Risikofaktor für die Entstehung des Leberkrebses heilt, stellt allerdings auch eine komplikationsreiche und aufwendige Behandlungsoption dar.

Lokoregionäre Behandlungsverfahren

Für Patienten gut geeignet, die aufgrund der Schwere der zugrundliegenden Lebererkrankung oder aufgrund eines fortgeschrittenen Stadiums des Leberkrebses  nicht für die operative Therapie geeignet sind. Es stehen verschiedene lokoregionäre Verfahren zur Verfügung (nachfolgend die häufigst angewendeten):

  • Die Perkutane Ethanoinjektionstherapie (PEI), bei der unter bildgebenden Kontrolle in mehreren Sitzungen Alkohol in den Tumor durch die Haut eingespritzt wird.
  • Die Radiofrequenzablation (RFA) oder Mikrowellen-Ablation, bei der unter bildgebenden Kontrolle eine Wärmeentwicklung im Tumor erzeugt wird, die eine Hitzezerstörung des Leberkrebses bedingt.
  • Die Transarterielle Chemoembolisation (TACE), bei der bei Patienten ohne Chance auf Heilung ein öliges Kontrastmittel und ein Chemotherapeutikum durch die Arterie in den Leberkrebs injiziert wird.

Medikamentöse Therapie

Weder „klassische“ Chemotherapien, noch hormonelle Therapien konnten bislang eine überzeugende Wirksamkeit gegen Leberkrebs zeigen. Standard in der Medikamententherapie beim fortgeschrittenen Leberkrebs ist derzeit die als Tablettentherapie durchgeführte Gabe von Sorafenib (Nexavar®). Dies ist ein Wirkstoff, der auf verschiedenen Wege das Wachstum der Leberkrebszellen hemmt. Bei schlechter Leberfunktion ist diese Therapie jedoch nicht möglich

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf ist sehr stark abhängig von den Behandlungsmöglichkeiten des Tumors, welche sich insbesondere von der Lage der Tumorknoten, aber auch von der Funktion der Restleber ergeben.