MEIN WEG

Trauma-fokussierte Gruppenintervention für junge Flüchtlinge: Mein Weg

                  

Schlagworte

Trauma, Flüchtlinge, Posttraumatische Belastungsstörung, Gruppenintervention, Jugendhilfe

Projektleitung

Das Projekt MEIN WEG wurde durch Herrn Prof. Dr. Lutz Goldbeck beantragt, konzipiert und geleitet. Seit seinem Tod hat Herr Prof. Dr. Fegert die kommissarische Leitung des Projekts übernommen.

  • Profilbild von Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert

    Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert

    Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie

Kooperationspartner

Sankt Hildegard Memmingen, Erzbischöfliches Kinderheim Haus Nazareth Sigmaringen, Eva Heidenheim gGmbH, AWO Augsburg, Paulinenpflege Winnenden, Jugendhilfe Aktiv e.V. Esslingen, Diakonische Jugendhilfe Region Heilbronn, Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen, Heilpädagogisches Jugendhilfezentrum Sperlingshof, Albert-Schweitzer-Kinderdorf e.V., Zentrum Guter Hirte, Jugendhilfe Creglingen

Projektlaufzeit

01.01.2016-31.08.2018

Projektbeschreibung

Das Erleben von traumatischen Ereignissen wie körperliche Gewalt, Kriegserlebnisse, lebensbedrohliche Fluchtumstände oder Missbrauchserfahrungen können zu schwerwiegenden negativen physischen und psychischen Folgen führen. Kinder und Jugendliche entwickeln nach dem Erlebnis solcher Ereignisse oft posttraumatische Stresssymptome (PTSS), welche eine starke psychosoziale Belastung darstellen.

In diesem Kontext haben Studien gezeigt, dass vor allem auch minderjährige Flüchtlinge stark belastet sind aufgrund des Erlebens z.T. komplexer Traumata und Mangel an sozialer Unterstützung, was zu einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen und einem hohen Schweregrad von PTSS führen kann. In einem internationalen Vergleich zeigt die bisherige Studienlage, dass etwa 60% minderjähriger Flüchtlinge unter posttraumatischen Stresssymptomen leiden. Jedoch erhalten nur etwa 4% der z.T. schwer traumatisierten minderjährigen Flüchtlinge psychologische Hilfe aufgrund von verschiedenen Barrieren wie anfallenden Kosten (auch von Dolmetschern) oder kulturellen und sprachlichen Problemen. Die Entwicklung weiterer ökonomischer Behandlungsmethoden für junge Flüchtlinge ist somit unbedingt notwendig.

Wir erleben diese Lücke im psychischen Gesundheitsversorgungssystem täglich in unserer Klinik. Dies führte im Januar 2016 zur Entwicklung des Projekts MEIN WEG, welches der Evaluation einer vorklinischen traumapädagogischen Gruppenintervention für (unbegleitete) junge Flüchtlinge in Jugendhilfeeinrichtungen dient. Das Ziel des Projekts ist somit die Wirksamkeit einer traumapädagogischen Gruppenintervention für belastete minderjährige Flüchtlinge mit PTSS im Jugendhilfesetting zu überprüfen. Weitere Ziele sind Verbesserungen in den Bereichen depressive Symptome und Funktionsniveau.

Die Teilnahme an der Intervention wird den Teilnehmern zusätzlich zu ihrer üblichen pädagogischen Betreuung im Jugendhilfesystem angeboten. Die Intervention soll über die gesamte Projektlaufzeit hinweg nachhaltig in den kooperierenden Einrichtungen in die pädagogische Betreuung integriert werden. Die Inhalte der Gruppenintervention wurden von evidenzbasierten Traumatherapien abgeleitet und an die Zielgruppe sprachlich angepasst. Die Hauptkomponenten umfassen Psychoedukation, Relaxation, Traumanarrativ und kognitive Umstrukturierung.

Das Projekt MEIN WEG wurde in drei überschneidende Projektphasen eingeteilt: Pilotphase (01.2016-06.2016), Randomisiert kontrollierte Studie (08.2016-08.2017) und Disseminations- und Implementationsphase (09.2017-08.2018). In der Pilotphase wurde die Intervention entwickelt und in 6 Jugendhilfeeinrichtungen evaluiert.  Hierdurch haben sich erste Hinweise auf die Wirksamkeit der Intervention ergeben. Die jungen Flüchtlinge, welche an der Intervention teilgenommen haben, haben danach weniger posttraumatische Stresssymptome berichtet als vor der Intervention. Anschließend wurden insgesamt 7 Jugendhilfeeinrichtungen aus Baden-Württemberg und Bayern zur randomisiert kontrollierten Studie eingeladen. Die jungen Flüchtlinge aus den Einrichtungen wurden nach einem initialen Screening entweder einer Intervention oder der regulären pädagogischen Betreuung  zugeteilt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Jugendlichen, welche an der Intervention teilgenommen hatten, danach weniger Symptome (Posttraumatische Stresssymptome und Depression) berichteten, als Jugendliche in der regulären Betreuung ohne Intervention. Langzeiteffekte der Intervention konnten auch nachgewiesen werden. In der letzten Projektphase soll die Intervention nachhaltig in den kooperierenden Einrichtungen implementiert und in weiteren Einrichtungen disseminiert werden. Das Manual wird voraussichtlich noch dieses Jahr veröffentlicht und ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziertes Folgeprojekt zu welchem weitere Jugendhilfeeinrichtungen eingeladen werden beginnt im Herbst 2018.

Publikationen und erstellte Materialien

Pfeiffer, E. & Goldbeck, L. (2017). Evaluation of a trauma-focused group intervention of unaccompanied young refugees: A pilot study. Journal of Traumatic Stress, 30(5), 531-536.

Pfeiffer, E., Sachser, C., Rohlmann, F., & Goldbeck, L. (2018). Effectiveness of a Trauma-focused Group-Intervention for Young Refugees: A Randomized Controlled Trial. Journal of Child Psychology and Psychiatry (in press)

Hirschmiller, J., Fleischmann, B., Pfeiffer, E., Goldbeck, L. (2017). Das Projekt "Mein Weg": Traumafokussierte Gruppenintervention für junge Flüchtlinge in der Jugendhilfe. Das Jugendamt, 12, 585-588.

Kongressbeiträge

  • Jahrestagung der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT, 2017)
  • 35 Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und psychotherapie e.V. (DGKJP, 2017)
  • International Society for Traumatic Stress Studies 33rd Annual Meeting (ISTSS, 2017)
  • The 15th European Society for Traumatic Stress Studies Conference (ESTSS, 2017)

Kontaktadresse

  • Dr. Elisa Pfeiffer

    M. Sc.-Psych., Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (VT)

Gefördert von:

World Childhood Foundation und Otto-Käßbohrer-Stiftung Ulm