Zentrum für Personalisierte Medizin – Immunvermittelte Erkrankungen (ZPMi)

In der Krebsmedizin wird seit einigen Jahren schon „personalisiert“ behandelt, das heißt, dass bei Patienten mit komplizierten Krebsverläufen zum Beispiel anhand des molekulargenetischen Fingerabdrucks des Tumors eine individuelle
Therapie eingeleitet wird. Das bedeutet, der Patient bekommt nicht mehr die übliche Standardtherapie, weil diese möglicherweise nicht ausreichend geholfen hatte, sondern eine für ihn „maßgeschneiderte“ Behandlung.

Entzündungsmedizin

In der Entzündungsmedizin („Inflammation“ = Entzündung), also bei Krankheiten, die zum Beispiel von einer Fehlfunktion des eigenen Immunsystems hervorgerufen werden, steckt der personalisierte Behandlungsansatz, was Laborergebnisse betrifft, bei den meisten Erkrankungen noch in den Kinderschuhen. Was wir aber schon wissen, nämlich welche individuellen Patientenmerkmale am besten zu welcher Therapie bei bestimmten Krankheiten passen, wird heute bereits im Detail berücksichtigt.
Unser Wunsch wäre – ähnlich wie in der Krebsmedizin – eine exakte Charakterisierung unserer Patienten mittels z. B. Bluttests, um die bestmögliche Therapie für sie auszuwählen. Es gibt bereits einige Ansätze, wie zum Beispiel die Messung des jeweiligen Anteils bestimmter T-Zellen im Blut, was aber noch eine sehr grobe Einteilung ist. Eine unserer Aufgaben im ZPMi ist daher die Erforschung immunologischer Fingerabdrücke, das Fahnden nach neuen sog. „Biomarkern“.

Interdisziplinäre Behandlung

In den letzten Jahren sind viele Erkenntnisse zum möglichen Zusammenhang bestimmter immunvermittelter Krankheiten und der besten Behandlung gewonnen worden. Heute weiß man zum Beispiel, dass eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn und eine Schuppenflechte nicht zwei verschiedene, sondern immunologisch sehr nah verwandte Erkrankungen sind. Daher ist es sinnvoll, diese Patienten interdisziplinär, das heißt, im engen Austausch der beteiligten medizinischen Fachdisziplinen zu behandeln. Im Idealfall passiert das in einer gemeinsamen Sprechstunde wie bei uns im Ulmer ZPMi.
Erfreulicherweise werden fortlaufend neue immunologische Therapien entwickelt, so dass wir mittlerweile auf ein sehr großes Spektrum an verschiedenen Medikamenten zurückgreifen können. Die rasante Entwicklung in der Forschung bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen erfordert eine ständige Fortbildung unserer Ärzte, was an einer Universitätsklinik
i. d. R. am besten gewährleistet werden kann.

Warum kann nicht jeder Patient „personalisiert“ behandelt werden?

Die „personalisierte“ Medizin gilt momentan in vielen Situationen nicht als Regelversorgung, da sie aufgrund noch fehlender Daten von den Krankenkassen zur Zeit nicht bezahlt wird.
Die Laboruntersuchungen im ZPMi sind aufwändig und sehr teuer. In der Regel helfen Standardtherapien sehr gut, weswegen sie in den Leitlinien der jeweiligen Fachgesellschaft empfohlen und von den Krankenkassen bezahlt werden. Zur Behandlung werden im ZPMi teilweise auch noch nicht zugelassene Therapien eingesetzt (sogenannte „off label-Therapien“), die erst nach der Kostenzusage von der jeweiligen Krankenkasse durchgeführt werden dürfen. Das erfordert einen hohen organisatorischen Aufwand. Der Zugang zur Personalisierten Medizin mit „off label-Therapien“ ist daher sinnvollerweise im Moment noch Patienten mit ungewöhnlichen oder im Verlauf komplizierten Erkrankungen vorbehalten.