Im Jahr 2024 wurde am Universitätsklinikum ein zentraler und zukunftsweisender Prozess angestoßen: die Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes. Mit diesem Schritt wurde bewusst ein Startpunkt gesetzt, um die kulturelle Weiterentwicklung des Klinikums aktiv zu gestalten und eine verlässliche Orientierung für die kommenden Jahre zu schaffen.
Die gesellschaftlichen Veränderungen – vom demographischen Wandel über Digitalisierung und technologischen Fortschritt bis hin zu neuen Regulierungen, veränderten Werten und wachsendem Nachhaltigkeitsbewusstsein – beeinflussen Gesundheitsversorgung, Forschung und Lehre zunehmend. Um diesen Entwicklungen wirksam zu begegnen und sie möglichst in Chancen zu verwandeln, braucht es klare gemeinsame Leitplanken. Genau hier setzt der 2024 gestartete Leitbildprozess an.
Ziel des Leitbildes ist es, die Werte und Ziele zu formulieren, die uns berufs- und bereichsübergreifend verbinden. Sie sollen Orientierung geben – in der Versorgung unserer Patient*innen und Angehörigen ebenso wie im zwischenmenschlichen Umgang, in der interprofessionellen Zusammenarbeit und in der Führung. Der Prozess knüpft dabei an die bereits definierte Zweckbestimmung des Universitätsklinikums an: „Wir machen Gesundheitsversorgung besser“, die Vision eines jederzeit gesicherten Zugangs zu moderner Diagnostik, Therapie und Pflege sowie die Mission des engen Zusammenwirkens von Heilen, Forschen und Lehren.
Damit dieses Leitbild später im Alltag wirklich gelebt werden kann, ist die Beteiligung aller Mitarbeitenden zentral. Deshalb wurde 2024 ein mehrstufiger Beteiligungsprozess gestartet: Zwei Workshops mit Vertreter*innen aus Vorstand, ärztlicher Direktion, Pflege, Verwaltung und weiteren Berufsgruppen bildeten den Auftakt und erarbeiteten die inhaltliche Grundlage. Die daraus entstandenen Ergebnisse wurden in der Folge systematisch aufbereitet und bildeten die Basis für die anschließende Befragung aller Mitarbeitenden.
Der Prozess nähert sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Jahresberichts 2024 mit großen Schritten dem Ziel einer gemeinsam getragenen Orientierung für alle Mitarbeitenden. Für Anfang 2026 sind weitere Kommunikationsmaßnahmen vorgesehen.
Der Weg zur nachhaltigen Transformation des Universitätsklinikums Ulm kann nur gemeinsam gelingen. Aus dem Grund wurden sog. Nachhaltigkeitsbotschafter*innen aus allen Organisationseinheiten benannt. Sie stellen wichtige Knotenpunkte im Netzwerk der Uniklinik dar, denn sie verbinden Menschen, bündeln Wissen und treiben Dialoge voran.
Die Botschafter*innen machen das Thema klinikweit sichtbar, verbinden unterschiedliche Berufsgruppen und bringen fachliche Expertise mit Kenntnissen der täglichen Abläufe zusammen. So identifizieren sie realistische Verbesserungsansätze und unterstützen die Umsetzung erfolgreicher Projekte. Im gemeinsamen Austausch mit dem zentralen Nachhaltigkeitsmanagement teilen die Botschafter*innen ihre Erfahrungen, lernen Projekte aus anderen Bereichen kennen und profitieren vom gegenseitigen Wissenstransfer.
Stefanie Lorenz, Oberärztin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, ist als Nachhaltigkeitsbotschafterin Teil des internen Netzwerks, in dem Lern- und Synergieeffekte sinnvoll genutzt und Maßnahmen gemeinsam weiterentwickelt werden – denn Nachhaltigkeit kann nur im Miteinander gelingen.
Im Interview gibt sie einen Einblick in das Thema Energieeffizienz ihrer Abteilung, wo aktuell noch Herausforderungen bestehen und was sie ganz persönlich als Nachhaltigkeitsbotschafterin motiviert.
Was bedeutet Energieeffizienz für die Radiologie?
"Als Radiologie sind wir mit unseren Großgeräten einer der größeren Energieverbraucher im Gesundheitssektor. Dieser Verantwortung sind wir uns angesichts der globalen Klima- und Energiekrise sehr bewusst und nicht zuletzt deshalb ist das Thema Nachhaltigkeit eine unserer vier Hauptzielvereinbarungen.
Wir haben 2022 in unserer Klinik begonnen, uns intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Hierbei haben wir uns zunächst einmal auf die Hauptstromverbraucher MRT und Angiographie fokussiert. Es gibt verschiedenen Projekte, in denen wir mit der Industrie zusammenarbeiten. Die erste Promotion zum Thema Energieeffizienz in unserer Klinik ist eben fertig geworden. Aber auch in kleinen alltäglichen Handgriffen kann man beitragen. Ganz simpel: Rechner und Licht aus zum Feierabend."
Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen?
"Um den Erfolg einer Energieeinsparmaßnahme zu messen, muss man erst mal wissen, wo wie viel Strom verbraucht wird. Das ist in einer so großen Klinik gar nicht so einfach, da es salopp gesagt nicht in jedem Raum bzw. an jedem Gerät einen Stromzähler gibt. Also haben wir zunächst einmal gemessen, wie viel Strom wir eigentlich an unseren MRT-Scannern und in der Angiographie verbrauchen – pro Tag, Woche, Jahr. In der MRT konnten wir dann sogar den Verbrauch einzelner Sequenzen bestimmen und so die Energie-Einsparung bei der Verwendung der kurzen, KI-basierten MRT-Sequenzen berechnen.
Bei all diesen Berechnungen und Überlegungen steht immer die Bildqualität und damit die diagnostische Sicherheit unsere Patientinnen und Patienten an erster Stelle!"
Was motiviert Sie persönlich?
"Seit ich mich als Nachhaltigkeitsbotschafterin mit dem Thema Energiesparen näher beschäftige, ist mir die besondere Umwelt-Verantwortung, die wir in der Radiologie mit unserem nicht unerheblichen ökologischen Fußabdruck haben, besonders bewusst geworden. Energieeffizientes Arbeiten spart einerseits immense Kosten. Wenn man sich die Zahlen ansieht, wird einem das enorme Einsparpotential, das man mit bereits relativ einfachen Maßnahmen umsetzen kann, bewusst. Andererseits ist es für mich ein Ansporn, mit unserer Forschung zum Thema selbst etwas zu bewirken und vielleicht auch Vorbild für andere zu sein, sich mit diesem wichtigen Thema zu beschäftigen."
Welche Entwicklung im Bereich Nachhaltigkeit wünschen Sie sich für das Klinikum?
"Ich wünsche mir, dass Nachhaltigkeit noch stärker als alltägliches Selbstverständnis verankert wird. Besonders wichtig ist mir, dass ökologische Verantwortung und die hohen Anforderungen der medizinischen Versorgung nicht im Widerspruch stehen, sondern als ergänzende Ziele verstanden werden. Wenn es uns gelingt, Nachhaltigkeit dauerhaft in unseren Prozessen und Entscheidungen zu verankern profitieren letztendlich alle - Patient*innen , Mitarbeitende und natürlich die Umwelt.“
Erfahren Sie hier mehr zu weiteren nachhaltigen Projekten und Maßnahmen aus 2024 am UKU.
„Für Menschen mit einer Querschnittlähmung braucht es ein ganzes Team an Behandlern“, betont Oberarzt Dr. Oliver Schindler und unterstreicht damit, wie sehr interdisziplinäre Zusammenarbeit den Patientinnen und Patienten zugutekommt. Ein prägnantes Beispiel dafür ist die Neuro-Urologie am RKU, für die 2024 ein besonderes Jahr war.
Es geht vor allem um Lebensqualität
Dr. Schindler ist Oberarzt der Urologie und leitet die interdisziplinäre neuro-urologische Spezialsprechstunde, die seit 2016 besteht. Sie bündelt die Behandlung neurologisch-urologischer Beschwerden, wie sie insbesondere bei Menschen mit Querschnittlähmung oder Multipler Sklerose auftreten. Die Neuro-Urologie befasst sich mit Funktionsstörungen von Blase, Darm und Sexualfunktion, die durch neurologische Erkrankungen oder Verletzungen verursacht werden.
„Das Besondere ist, dass wir die Patientinnen und Patienten ganzheitlich behandeln können und die Expertise aus etlichen Fachrichtungen hier zusammenkommt“, erklärt Dr. Schindler. Die Betreuung erfolgt sowohl in der Neurologie und Orthopädie am RKU als auch in der Urologie am Universitätsklinikum Ulm. Alle Untersuchungen können direkt vor Ort durchgeführt werden, unterstützt durch das gebündelte Fachwissen des Querschnittgelähmtenzentrums der Orthopädischen Universitätsklinik Ulm. Das unterstreicht noch einmal die intensive Zusammenarbeit der bis dato beiden Häuser, die in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt wurde.
Blasenfunktion sorgt bei vielen Patient*innen für enorme Einschränkungen im Alltag
Viele der Patientinnen und Patienten leiden an einer überaktiven Blase, die starken, plötzlichen Harndrang, unkontrollierten Urinverlust und häufige Infekte verursacht – eine enorme Einschränkung im Alltag. „Es geht vor allem darum: Wie schaffe ich es, dass ein Patient mit den heutigen modernen Methoden eine gute Lebensqualität hat und wieder arbeiten gehen kann, am sozialen Leben teilnehmen kann? Das bestimmt praktisch unser Tun“, erklärt Dr. Schindler. Die moderne Versorgung setzt auf hochindividualisierte Beratung und vielfältige Therapieoptionen – bis hin zu Botox-Injektionen der Harnblase, die alle sechs bis neun Monate erneuert werden.
Ein anschauliches Beispiel aus 2024: Eine Patientin mit Multipler Sklerose stellte sich wegen starker Inkontinenz, schmerzhaftem Harndrang und wiederkehrender Infekte vor. Die urodynamische Diagnostik zeigte eine deutliche Fehlregulation von Blase und Schließmuskel. Innerhalb weniger Tage stimmten Urologie, Neurologie, Physiotherapie und Urotherapie ein maßgeschneidertes Behandlungskonzept ab. Schon nach kurzer Zeit stabilisierten sich ihre Beschwerden erheblich, Infekte traten seltener auf, und sie konnte ihren Alltag wieder selbstbestimmter gestalten.
In welchen Bereichen es im Jahr 2024 besonders voran ging
Das war nur ein Beispiel aus einem intensiven Jahr 2024: Nahezu 700 Patientinnen und Patienten suchten die Interdisziplinäre Neuro-Urologische Sprechstunde über das Jahr verteilt auf – ein Höchstwert, der den hohen Versorgungsbedarf verdeutlicht. Um dem gerecht zu werden, ist außerdem das Leistungsspektrum erweitert worden. Nun können noch mehr komplexe neuro-urologische Leistungen komplett am Universitätsklinikum Ulm und am RKU erfolgen: von Uro-Sonographie über Harnblasenspiegelungen bis hin zu urodynamischen Untersuchungen und endoskopischen Eingriffen wie Steinentfernungen oder Biopsien.
Dank der engen Kooperation mit der Radiologie und Neuroradiologie ist nun auch die röntgenologische Darstellung des unteren Harntrakts direkt vor Ort möglich. 2024 reiften zudem die Pläne, in größere Räumlichkeiten zu ziehen, um dem hohen Bedarf noch besser nachzukommen. „Damit können wir unseren Arbeitsbereich verdoppeln“, freut sich Dr. Schindler.
Interdisziplinäre Sprechstunde vereint alles an einem Ort
Seit dem Startschuss der Interdisziplinären Neuro-Urologischen Sprechstunde im Jahr 2016 ist erstmals alles an einem Ort vereint: urologische und neurologische Expertise, Diagnostik, Therapie und ergänzende Angebote. Das war nicht immer so: Noch vor der Gründung der Neuro-Urologie mussten Patientinnen und Patienten häufig zwischen niedergelassenen Praxen, Kliniken oder Spezialsprechstunden pendeln – ein enormer organisatorischer Aufwand, insbesondere bei Mobilitätseinschränkungen. „Der häufig belastende Mehrfach-Transport der Patienten ist seitdem gar nicht mehr nötig“, betont Dr. Schindler.
Neuro-Urologie lebt von der Teamarbeit: „Ein ganz buntes Team sorgt dafür, dass die Patienten nicht nur aus urologischer Sicht gesehen werden“, fasst Dr. Schindler zusammen. Gerade dieser Austausch schafft eine fundierte Behandlung, die nah am Menschen bleibt.
Aufklärungsarbeit bei YouTube
Mit dem Projekt UROQ stellen Dr. Oliver Schindler und Stefan Tichelmann (Operationstechnischer Assistent) ein kostenloses Informationsangebot auf YouTube und Instagram bereit. Es richtet sich an Menschen mit Querschnittlähmung, ihre Angehörigen und Pflegekräfte. Hier geht's zum UROQ-Kanal bei YouTube.
Moderne, qualitativ hochwertige Patientenversorgung lebt von guter Vernetzung – zwischen Berufsgruppen, zwischen Theorie und Praxis und vor allem zwischen Menschen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür ist ULMINA-kids, die interprofessionelle Ausbildungsstation in der Pädiatrie am Universitätsklinikum Ulm. Seit Mai 2024 lernen hier Studierende der Humanmedizin im Praktischen Jahr und Auszubildende zur Pflegefachperson Seite an Seite und übernehmen unter Supervision gemeinsam die Leitung der allgemeinpädiatrischen Station der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.
Interprofessionelles Lernen als Grundlage
Der Ansatz ist so einfach wie wirkungsvoll: gemeinsam lernen, gemeinsam umsetzen, gemeinsam wachsen. Ein wesentlicher Baustein, auf dem das Konzept fußt, ist die interprofessionelle Lehre. Indem Studierende und Auszubildende über mehrere Wochen hinweg eng zusammenarbeiten und sich mit der jeweils anderen Profession intensiv auseinandersetzen, erhalten sie ein tieferes Verständnis für die verschiedenen Rollen und Aufgaben des Stationsteams und wie diese bestmöglich ineinandergreifen. In Anlehnung an die 2021 erfolgreich eingeführte erste interdisziplinäre Ausbildungsstation ULMINA in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, begannen kurz darauf die ersten Überlegungen, ein Pendant speziell für die Kinderklinik zu entwickeln.
Pädiatrie – ein Bereich, der Vernetzung braucht
„Der Umgang mit kranken Kindern und Jugendlichen sowie die Betreuung der Eltern kann herausfordernd sein und erfordert ein hohes Maß an Abstimmung und feinfühliger Kommunikation“, erklärt Prof. Dr. Sebastian Bode, Leitender Oberarzt an der Kinderklinik und Projektverantwortlicher. „Besonders in der Pädiatrie zeigt die interprofessionelle Vernetzung ihre Stärke: Durch die praktischen Einblicke, die direkte Umsetzung und das eigenverantwortliche Handeln unter ständiger Begleitung können Berührungsängste oder Unsicherheiten so früh wie möglich vermieden beziehungsweise rechtzeitig bewältigt werden“. Die Teilnehmenden profitieren dabei von theoretischen Inputs, Peer-Teachings, unmittelbarem Feedback und der Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen – alles unter engmaschiger, individueller Supervision. „Unser Ziel ist es, dass Studierende und Auszubildende direkt im Arbeitsumfeld von-, mit- und übereinander lernen und die Versorgung der Patientinnen und Patienten gemeinsam gestalten“, bringt Sara Schwer, stellvertretende Stationsleitung der Station KK2, die Grundidee auf den Punkt. Die Teilnehmenden wachsen so in ein Setting hinein, das fachliche Sicherheit, Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein gleichermaßen fördert.
Zu Beginn der vierwöchigen Durchführungsphase der ULMINA-kids lernen die Studierenden und Pflege-Azubis die Strukturen auf der allgemeinpädiatrischen Station am UKU kennen, beobachten die Interaktion mit den Patientinnen und Patienten und werden mit den alltäglichen Abläufen und Routinen vertraut. Nach kurzer Zeit übernehmen sie selbst die Versorgung und Betreuung der Kinder und Jugendlichen auf der Station – und wachsen dabei zu einem Team zusammen, das Medizin und Pflege als ineinandergreifende Kompetenzen versteht. „Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Teilnehmenden eigenständig arbeiten und gleichzeitig immer die Sicherheit einer erfahrenen Begleitung haben“, verdeutlicht Yasmin Chebli, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin sowie zentrale Praxisanleiterin auf der allgemeinpädiatrischen Station.
Positive Rückmeldung durch gelebte Kooperation
Befragungen aller direkt oder indirekt an der Ausbildungsstation Beteiligten – den Teilnehmenden selbst, den Supervisor*innen aber auch den Patientinnen und Patienten sowie deren Eltern – spiegeln die Wirksamkeit des Konzepts wider und bestätigen die hohe Zufriedenheit und den Nutzen der ULMINA-kids am Universitätsklinikum Ulm. Die Studierenden und Auszubildenden betonen vor allem den großen Lerneffekt durch die engmaschige Begleitung der erfahrenen Kolleginnen und Kollegen einerseits sowie das hohe Maß an Selbständigkeit und Eigenverantwortung andererseits. Die Evaluation der befragten Eltern ergab, dass sie insbesondere die intensivere Betreuung positiv wahrnehmen.
Vernetzung, die wirkt
Langfristig gesehen soll das Konzept der ULMINA-kids allen Medizinstudierenden während ihres Praktischen Jahrs an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und allen Auszubildenden mit pädiatrischer Vertiefung offenstehen und als Blaupause für weitere interprofessionelle Ausbildungsstationen dienen. „Vernetzung bedeutet für uns, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam die Zukunft der Versorgung und Behandlung unserer Patientinnen und Patienten zu gestalten“, fasst Prof. Bode zusammen.
Die ULMINA-kids zeigt eindrucksvoll, wie die Bereiche Lehre und Patientenversorgung durch strategische Vernetzung effektiv verbunden werden können. Sie zeigt aber auch, wie sehr diese Vernetzung und das gesamte Konzept allen zugutekommt, die daran teilhaben: den Lernenden, den Teams auf der Station und vor allem den Kindern und Familien, die hier behandelt werden.
2024 war ein Jahr der Neuorientierung im Gesundheitswesen – und die Regionen Alb-Donau, Ulm und Neu-Ulm haben darauf eine gemeinsame Antwort gefunden. Mit dem neuen Lenkungsausschuss „Regionale Gesundheitsversorgung“ entstand erstmals ein Gremium, das Krankenhäuser unterschiedlicher Träger und sogar Landesgrenzen hinweg an einen Tisch bringt.
Das Universitätsklinikum Ulm, das Bundeswehrkrankenhaus und die Kliniken der Landkreise Neu-Ulm und Alb-Donau verfolgen dabei ein gemeinsames Ziel: die Versorgung der Menschen in der Region langfristig zu sichern. Angesichts der Krankenhausreform, zunehmender Spezialisierung und Fachkräftemangel war die Zusammenarbeit dringender nötig denn je.
Gemeinsamer Wille: Verantwortung für die regionale Gesundheitsversorgung
Der Ausschuss analysierte Versorgungsstrukturen, definierte gemeinsame Schwerpunkte und entwickelte Ideen, wie Patienten künftig optimal gesteuert werden können – dorthin, wo sie die beste Behandlung erhalten. Die Gespräche verliefen konstruktiv, getragen von dem gemeinsamen Willen, Verantwortung für die regionale Gesundheitsversorgung zu übernehmen.
Im kommenden Jahr möchte der Ausschuss weiter Fahrt aufnehmen: mit konkreten Versorgungskonzepten, digitalen Lösungen und stärkerer Vernetzung der Standorte. Der Start ist gelungen – und er zeigt, dass Gesundheitsversorgung besser wird, wenn man Grenzen überwindet.
Der Ausschuss vereint maßgebliche Institutionen der regionalen Versorgung, dazu zählen das Universitätsklinikum Ulm, das Bundeswehrkrankenhaus Ulm, das Alb-Donau-Klinikum (Standorte Ehingen, Blaubeuren, Langenau) sowie die Kliniken des Landkreises Neu-Ulm (Neu-Ulm, Weißenhorn, Reha Illertissen).
Hier geht es zur Pressemitteilung (21.05.2024): Lenkungsausschuss „Regionale Gesundheitsversorgung“ | Universitätsklinikum Ulm
Im Mai 2024 fiel der Startschuss für eine weitreichende Veränderung in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie: Der Aufbau eines Enhanced-Recovery-Programms. Die Ergebnisse sind nun – rund eineinhalb Jahre später – deutlich auf den Stationen der Klinik spürbar. Die Kommunikation hat sich gewandelt, Abläufe wirken fließender und viele der Patientinnen und Patienten sitzen bereits wenige Stunden nach ihrer Operation am Bett – begleitet von Pflegenden, Physiotherapeut*innen und Angehörigen.
Die Idee hinter Enhanced Recovery ist einfach, die Umsetzung jedoch anspruchsvoll: Patientinnen und Patienten sollen sich nach einer Operation schneller und sicherer erholen – durch eine eng abgestimmte Zusammenarbeit aller beteiligten Berufsgruppen.
„Enhanced Recovery ist ein evidenzbasiertes Konzept, das auf unserer Station vor allem ein Gesicht bekommen hat: das unserer Patientinnen und Patienten“, beschreibt Prof. Dr. Emrullah Birgin, Leiter des Enhanced-Recovery-Programms und Bereichsleiter der Leber- und Gallenwegechirurgie. „Es geht darum, den gesamten Behandlungsweg neu zu denken – von der ersten Information vor der OP bis zur Entlassung.“
Was sich verändert, wenn alle an einem Strang ziehen
Für Patientinnen und Patienten entsteht durch Enhanced Recovery ein sicht- und spürbarer Unterschied:
Auch im Klinikteam wird die Veränderung wahrnehmbar. Mitarbeitende berichten von klareren Abläufen, besseren Übergaben und einem gemeinsamen Ziel, das im Alltag motiviert. „Unser Anspruch ist, dass sich die Patientinnen und Patienten jederzeit begleitet fühlen“, erklärt Leonard Bopp aus dem Projektteam. „Enhanced Recovery schafft genau diese Form der verlässlichen Betreuung.“
Wie alles begann – der Auftakt eines Kulturwandels
Mit einem sechstägigen, interdisziplinären Workshop startete das Projekt Enhanced Recovery im Mai 2024. Für viele der Beteiligte begann damit auch eine der intensivsten gemeinsamen Arbeitsprozesse. Täglich wurden die Berührungspunkte der Patientinnen und Patienten im Behandlungsweg analysiert, Kommunikationssituationen durchgespielt und Verbesserungsvorschläge diskutiert. Pflegende, Ärztinnen und Ärzte, Physiotherapeut*innen, Anästhesieteams – sie alle brachten ihre Perspektiven und ihr Fachwissen ein.
„Man hat gespürt, dass alle den gleichen Wunsch verfolgen: den Behandlungsweg wirklich zu verstehen und besser zu machen“, erinnert sich Prof. Birgin. „Diese Energie hat uns durch die folgenden Monate getragen.“
Auf den Workshop folgte eine detaillierte Analysephase mit Begehungen, Interviews und Prozessmessungen. Anschließend wurden vier Umsetzungsteams gebildet, die sich seither Woche für Woche treffen und gemeinsam an den identifizierten Verbesserungen arbeiten. Aus vielen kleinen Schritten entstand auf diese Weise ein großes Ganzes.
Vernetzung als Herzstück des Erfolgs
„Enhanced Recovery zeigt, was möglich ist, wenn Klinikbereiche nicht nebeneinander, sondern miteinander arbeiten", sagt Robert Jeske, Pflegedirektor am Universitätsklinikum Ulm und Mitglied des Lenkungskreis Enhanced Recovery.
Auf der Station wird das besonders deutlich: Ein Pflegeteam, das einem Patienten bei den ersten Schritten hilft; ein Anästhesieteam, das die Schmerztherapie genau auf die Bedürfnisse abstimmt; ein Chirurgenteam, das das Behandlungskonzept im OP konsequent umsetzt; ein Physiotherapieteam, das motiviert, unterstützt und Sicherheit gibt.
2025: Ein Ausblick
„Enhanced Recovery funktioniert nur gemeinsam“, fasst Prof. Dr. Nuh N. Rahbari, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, zusammen. „Wenn ein Baustein fehlt, verliert das Konzept seine Wirkung. Erst im Zusammenspiel der Teams entfaltet es seine ganze Stärke.“
Damit das gelingt, wurden eigens ein Pfadkoordinatorenteam aufgebaut – ein Team, das zunehmend unverzichtbar wird. Die Pfadkoordinatoren begleiten die Patientinnen und Patienten durch alle Phasen und sorgen dafür, dass alle Schritte reibungslos ineinandergreifen.
2025 wird das Enhanced-Recovery-Programm weiter vertieft und in der gesamten Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie implementiert. Die Schwerpunkte liegen auf:
„Enhanced Recovery ist mehr als ein Projekt“, sagt Prof. Rahbari. „Es ist eine Haltung – ein Verständnis von moderner, patientenzentrierter und vernetzter Medizin. Und wir haben gerade erst begonnen, dieses Potenzial auszuschöpfen.“
Entdecken Sie die wichtigsten Meilensteine des Jahres – oder springen Sie direkt zu unserem News-Archiv mit allen Pressemitteilungen aus dem Jahr 2024.
Lernen Sie das Universitätsklinikum Ulm (UKU), die RKU – Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm gGmbH und die DUU, Dienstleistungsgesellschaft Universitätsklinikum Ulm mbH in Zahlen kennen: Wie viele Mitarbeitenden kümmern sich eigentlich darum, dass bei uns universitäre Spitzenmedizin geleistet werden kann? Und wie viele Patient*innen wurden 2024 in der Notaufnahme an RKU und der Zentralen Interdisziplinären Notaufnahme am UKU versorgt? Diese und weitere interessante Zahlen, Daten und Fakten finden Sie nachfolgend.
| Gekürzte Gewinn- & Verlustrechnung in T€ | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
|---|---|---|---|---|---|
| Erlöse aus allgemeinen Krankenhaus-Leistungen | 363.629 | 354.973 | 376.881 | 386.796 | 413.923 |
| Erlöse aus ambulanten Leistungen | 99.478 | 115.339 | 126.196 | 135.143 | 150.773 |
| Umsatzerlöse eines Krankenhauses nach $ 277 HGB | 134.081 | 148.464 | 153.852 | 162.369 | 179.704 |
| Sonstige Erlöse | 57.027 | 123.825 | 58.672 | 59.991 | 57.401 |
| Personalaufwand | -246.621 | -263.492 | -266.992 | -265.021 | -287.379 |
| Sonstiger Aufwand | -417.910 | -529.920 | -478.141 | -498.746 | -543.977 |
| Betriebsergebnis | -10.315 | -50.811 | -29.532 | -19.469 | -29.555 |
| Beteiligungs- und Finanzergebnis | -3.365 | -1.995 | -1.764 | -290 | -787 |
| Neutrales Ergebnis | 8.883 | 32.103 | 39.191 | 21.382 | 32.570 |
| Steuern | -308 | -1.193 | -1.159 | -1.160 | -2.017 |
| Jahresfehlbetrag/Jahresüberschuss | -5.105 | -21.896 | 6.736 | 463 | 210 |