Infos für Patienten (Strahlenschutz)
Röntgenstrahlung ist heutzutage in der medizinischen Bildgebung unverzichtbar. Sie ermöglicht uns den Blick durch den menschlichen Körper. Mit ihrer Hilfe kann man verschiedene Krankheiten diagnostizieren und minimal invasive Eingriffe durchführen.
Hier ein paar Informationen für unsere Patienten bevor Sie zur Untersuchung kommen
Aber was ist eigentlich Röntgenstrahlung und was wird zu meinem Strahlenschutz unternommen?
Röntgenstrahlung ist energiereiche elektromagnetische Strahlung, die den Körper durchdringen kann. Röntgenstrahlung wird von verschiedenen Materialien unterschiedlich stark abgeschwächt. Dichtes Gewebe wie z.B. Knochen schwächt Röntgenstrahlung stärker ab als weniger dichtes Gewebe wie Muskeln, Fett oder Lungengewebe. Diese Eigenschaft nutzt die Röntgendiagnostik. Ihr Nutzen in der Medizin ist unbestreitbar. Da allerdings Photonenstrahlung zu den ionisierenden Strahlenarten gehört, kann sie auch Schäden hervorrufen, wenn sie auf Zellen oder Organismen trifft. Die biologische Wirkung von Röntgenstrahlung hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. die Höhe der Strahlenexposition, die Strahlenempfindlichkeit des betroffenen Organs. Die Höhe der Strahlenexposition von radiologischen Untersuchungen ist wiederum abhängig von der Art und Komplexität der Untersuchung sowie von individualen Faktoren wie das Alter und die Statur des Patienten.
Um das Risiko durch Strahlung zu minimieren, wird die Strahlendosis für die Patienten unter Berücksichtigung ausreichender Bildqualität so klein wie möglich gehalten. Dieses sogenannte ALARA-Prinzip (ALARA – As Low As Reasonably Achieveable oder „so klein wie vernünftigerweise erreichbar“) ist der wichtigste Grundsatz des Strahlenschutzes. In unserer Abteilung spielen der Strahlenschutz und die Optimierung der Untersuchungsverfahren mit Röntgenstrahlung eine wichtige Rolle. Hier ein paar konkrete Maßnahmen, die zum Strahlenschutz unserer Patienten beitragen:
Durch die rechtfertigende Indikation wird geprüft und sichergestellt, dass der erwartete Nutzen gegenüber dem Strahlenrisiko überwiegt. Jede Anforderung einer Bildgebung wird sorgfältig von unseren Radiologen geprüft. Insbesondere bei Kindern und Schwangeren wird das Nutzen-Risiko Verhältnis ausführlich betrachtet mit dem Ziel möglichst strahlungsfreie oder strahlungsarme Untersuchungsmethoden zu verwenden. Wiederholungsuntersuchungen werden vermieden. Bitte informieren Sie uns über mögliche radiologische Untersuchungen der betroffenen Körperregion die bei Ihnen durchgeführt in der zeitnahen Vergangenheit wurden.
Durch die technischen Entwicklungen der letzten Jahre sind Röntgenuntersuchungen mit erheblich geringerer Strahlenexposition möglich, als dies noch vor zehn oder zwanzig Jahren der Fall war. Wir verwenden moderne Röntgengeräte, die den Stand der Technik entsprechen und eine Vielzahl von dosissparenden Möglichkeiten anbieten. Sie werden regelmäßig geprüft, gewartet und unterliegen der ständigen Qualitätssicherung. Die Untersuchungen werden von unserem fachkundigen Personal durchgeführt, welches stetig weitergebildet wird.
In der Tabelle finden Sie typische Werte für die Strahlenexposition von häufigen radiologischen Verfahren. Die Dosis wird als effektive Dosis aufgelistet in der Einheit milli-Sievert (mSv). Zum besseren Verständnis der Dosiswerte sind diese mit der Dosis einer Röntgenaufnahme der Lunge in Bezug gesetzt. Zudem ein Vergleich zur natürlichen Strahlenexposition. Der Mensch ist bereits in der Natur einer natürlichen Strahlung ausgesetzt von ca. 2,1 mSv / Jahr. Generell gilt: einfache konventionelle Röntgenaufnahmen sind mit einer geringeren Strahlendosis verbunden als computertomographische Bildgebung (CT) oder Angiographien. Für einfache Röntgenaufnahmen liegt die zu erwartende Strahlenexposition deutlich unterhalb des natürlichen Strahlenpegels.
| Röntgenuntersuchung | Typische Dosis in mSv | Anzahl von Untersuchungen des Thorax p.a., die zu einer vergleichbaren effektiven Dosis führt | Ungefährer Zeitraum der natürlichen Strahlenexposition, der zu einer vergleichbaren effektiven Dosis führt |
| Extremitäten | <0,01 | 0,5 | 2 Tage |
| Schulter | 0,013 | 0,7 | 3,5 Tage |
| Thorax pa-Aufnahme | 0,018 | 1 | 3 Tage |
| Thorax in 2 Ebenen | 0,07 | 3,7 | 1,5 Wochen |
| Abdomen | 0,34 | 20 | 2 Monate |
| Mammographie bds. | 0,36 | 20 | 2 Monate |
| CT Hirnschädel | 1,6 | 90 | 9 Monate |
| CT Lunge | 1,3 | 70 | 7 Monate |
Quelle: Empfehlung der Strahlenschutzkommission (SSK): Orientierungshilfe für bildgebende Verfahren vom Jahr 2019
Wir verwenden ein modernes Dosismanagementsystem, welches die Strahlenexposition unserer Untersuchungen kontinuierlich überwacht und auswertet. Dabei orientieren wir uns an den Diagnostischen Referenzwerte des Bundesamtes für Strahlenschutz. Durch die stetige Analyse unserer Dosisdaten sowie der Bildqualität unserer Untersuchungen erfolgt eine Optimierung der Untersuchungsprotokolle. Wir können somit die in der Tabelle oben erwähnten Dosiswerte in der Regel deutlich unterschreiten. Für die Dosisoptimierung unserer Untersuchungen und weitere Themen des Strahlenschutzes kümmert sich unser Team von Medizinphysik-Experten. Für Ihre Fragen zum Strahlenschutz in der Radiologie stehen sie Ihnen zur Verfügung (mpe.rad1@uniklinik-ulm.de).
Warum verzichten wir auf den standardmäßigen Einsatz von Patienten-Strahlenschutzmitteln?
Früher wurden Bleischürzen, Bleimatten und andere Abdeckungen häufig verwendet, um strahlenempfindliche Organe bei Röntgenuntersuchungen abzuschirmen. Heute empfehlen nationale und internationale Fachgesellschaften den generellen Einsatz von Strahlenschutzmitteln nicht mehr. Der Nutzen von herkömmlichen Schutzmitteln wird bei ohnehin geringer Strahlenbelastung als minimal betrachtet. Konventionelle Strahlenschutzmittel wie Bleischürzen oder Bleimatten können die Bildqualität oder die Strahlenbelastung negativ beeinflussen. Moderne Geräte bieten weitere Möglichkeiten zum Schutz von strahlenempfindlichen Organen.
Wir entscheiden individuell für jeden Patienten, ob es Sinn macht Strahlenschutzmittel zu verwenden oder nicht. Wir verzichten bewusst auf die standardmäßige Verwendung von Patientenstrahlenschutzmitteln und orientieren uns an den Empfehlungen der Strahlenschutzkommission.