Präanalytik/Entnahmesystem
Präanalytik – Qualität beginnt vor der Analyse
Damit Laborergebnisse zuverlässig sind, muss bereits bei der Probenentnahme und dem Transport auf höchste Sorgfalt geachtet werden. Störfaktoren wie Hämolyse, Ikterus oder Medikamenteneinflüsse sowie Fehler bei Entnahme, Lagerung oder Transport können die Aussagekraft der Analyse erheblich beeinträchtigen.
Ursachen für Störungen
Laboranalysen können durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden:
🔹Externe Faktoren: Fehler bei Probengewinnung oder -transport (z. B. Hämolyse, ex-vivo-Stoffwechseleffekte).
🔹Endogene Faktoren: Eigenschaften der Probe selbst (z. B. Ikterus, Kryoglobuline, heterophile Antikörper, Xenobiotika).
Im Labor wird die Präsenz solcher Störfaktoren soweit möglich überprüft und in die Bewertung einbezogen. Dennoch können Analysen dadurch verfälscht werden.
Die präanalytische Phase ist entscheidend für die Qualität diagnostischer Laborergebnisse. Durch strukturierte Prozesse, gezielte Schulungen und systematische Prüfung auf Störfaktoren stellen wir sicher, dass unsere Analysen höchsten Qualitätsstandards entsprechen. Dennoch können in Einzelfällen externe oder endogene Faktoren die Ergebnisse beeinflussen – diese werden transparent dokumentiert und bei der Befundinterpretation berücksichtigt.
🔹Aufklärung: Patient über Zweck der Untersuchung und Ablauf informieren.
🔹Voraussetzung: Nüchternheit, Medikamenteneinnahme, körperliche Belastung oder Tageszeit beachten. Bei speziellen Analysen (z. B. Hormone, Blutzucker, Gerinnung) sind Ruhezeiten oder Absetzfristen einzuhalten.
🔹Materialauswahl: Abhängig von der Untersuchung (z. B. Serum, Plasma, Vollblut, Urin, Liquor, Speichel) das richtige Entnahmeröhrchen mit passenden Antikoagulanzien oder Stabilisatoren verwenden.
🔹Einhaltung der empfohlenen Reihenfolge bei Mehrfachentnahmen (z. B. Blutkultur vor Serumröhrchen).
Blutkultur ➝ Serum ➝ Citrat ➝ Heparin ➝ EDTA ➝ Fluorid
🔹Mögliche Abnahmefehler: richtige Punktionsstelle, Vermeidung von Hämolyse (z. B. keine zu dünnen Kanülen).
🔹Kontamination und Fehlerquellen beachten: Zum Beispiel keine Entnahme aus Infusionsarmen oder Kathetern.
🔹Ein ausreichendes Volumen sicherstellen, um Wiederholungen und Fehlmessungen zu vermeiden.
Grundsätzlich sollte für jede Materialart (EDTA, Citrat, Serum, Plasma) mindestens ein ausreichend gefülltes Abnahmegefäß zur Verfügung stehen.
Bei belegloser Anforderung berechnet das Laborinformationssystem die voraussichtlich benötigte Blutmenge und erstellt automatisch die entsprechende Anzahl an Etiketten.
🔹Probenkennzeichnung: Sofort nach Entnahme mit Patienten-ID, Datum, Uhrzeit beschriften.
🔹Um Verwechslungen auszuschließen: keine unbeschrifteten Röhrchen transportieren; Barcode-Systeme nutzen.
🔹Laborauftrag elektronisch erfassen.
🔹Lagerung: Temperatur und Lichtschutz beachten (z. B. Kühlung bei Hormonen, Dunkellagerung bei Bilirubin).
🔹Stabilität: Kenntnis der Haltbarkeit einzelner Parameter (z. B. Blutbild innerhalb von Stunden, HbA1c mehrere Tage stabil).
🔹Zeitfaktor: Möglichst rascher Transport ins Labor, um Veränderungen zu minimieren.
🔹Bedingungen: Temperatur (gekühlt, gefroren oder Raumtemperatur je nach Parameter).
🔹Sicherheit: Auslaufsichere Behältnisse, UN-konforme Transportboxen bei externem Versand.
Unsere Laborprozesse orientieren sich an den höchsten nationalen und internationalen Qualitätsstandards:
🔹Rili-BÄK (Richtlinien der Bundesärztekammer) Grundlage für die Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen in Deutschland. Sie regelt u. a. Anforderungen an die Präanalytik, interne Qualitätskontrollen und externe Ringversuche.
🔹DIN EN ISO 15189 Internationale Norm für medizinische Laboratorien mit Fokus auf Qualitätsmanagement und technische Kompetenz. Sie definiert Anforderungen an Personal, Ausrüstung, Validierung, Rückverfolgbarkeit und Kundenkommunikation.
🔹Akkreditierung durch die DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle) Unsere Laborabläufe sind durch die DAkkS nach ISO 15189 akkreditiert. Diese Akkreditierung bestätigt die fachliche Kompetenz und die Einhaltung objektiver Qualitätsmaßstäbe Regelmäßig überprüft durch unabhängige Audits.
1. Patientenvorbereitung
🔹 Identität eindeutig klären (Name, Geburtsdatum, ggf. Barcode)
🔹Aufklärung über die Maßnahme und Einwilligung einholen
🔹Ruhephase vor Blutentnahme (mind. 10 Min. bei bestimmten Parametern)
🔹Medikamenteneinnahme, Fastenstatus, Tageszeit dokumentieren
2. Hygiene & Schutzmaßnahmen
🔹Händedesinfektion vor und nach der Abnahme
🔹Tragen von Handschuhen und ggf. Schutzkittel
🔹Sterile Materialien verwenden
3. Probengewinnung
🔹Geeignete Entnahmetechnik wählen (z. B. Venenpunktion, Katheter vermeiden)
🔹Reihenfolge der Röhrchen beachten:
Blutkultur ➝ Serum ➝ Citrat ➝ Heparin ➝ EDTA ➝ Fluorid
🔹Röhrchen korrekt füllen (bis zur Markierung)
🔹Röhrchen sofort mischen (je nach Additiv, z. B. 5× kippen bei EDTA)
4. Probenidentifikation
🔹Röhrchen direkt nach Entnahme beschriften (Name, Datum, Uhrzeit)
🔹Barcodeetikett korrekt und lesbar anbringen
🔹Begleitschein vollständig ausfüllen (inkl. Diagnosen, Fragestellung)
5. Lagerung & Transport
🔹Lagerung gemäß Vorgaben (z. B. Kühlung bei Urin, Raumtemperatur bei Serum)
🔹Transportzeit minimieren (innerhalb 2 Std. ideal)
🔹Proben vor Licht, Hitze und Frost schützen
🔹Stabile Transportbehälter verwenden
6. Dokumentation & Kommunikation
🔹Auffälligkeiten (z. B. schwierige Entnahme, Hämolyse) dokumentieren
🔹Rückfragen mit Labor klären (z. B. bei Spezialanalytik)
🔹Störfaktoren aktiv melden (z. B. Infusion am Entnahmearm)