Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des EMIL-Projekts – Emotionen regulieren lernen – veranstalten die Baden-Württemberg Stiftung und das ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften der Universität Ulm das Jubiläumssymposium „Gemeinsam Kinder stärken“ am Donnerstag, 28. April. Mit der digitalen Fachveranstaltung blicken die Projektpartner auf zehn Jahre erfolgreiche Fortbildungen für Kita-Fachkräfte zurück und machen deutlich, warum diese gerade während der Corona-Pandemie so wichtig ist.
Sich im Spiel abstimmen, Streitigkeiten lösen, Rücksicht nehmen: Wenn Kinder diese Situationen meistern sollen, benötigen sie eine gute Selbstregulation und Perspektivenübernahme. Die sogenannten exekutiven Funktionen unterstützen diese beiden Fähigkeiten. Sie sind für vorausschauendes Denken und Planen, für die Hemmung von Impulsen und für geistige Flexibilität zuständig. Damit bilden die exekutiven Funktionen eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und emotionaler Kompetenzen. Diese Erkenntnisse aus der Wissenschaft bildeten den Ausgangspunkt für das EMIL-Projekt. 2011 beauftragte die Baden-Württemberg Stiftung das ZNL mit der Entwicklung des Fortbildungsprogramms. „Die Stärkung der psychischen Gesundheit und seelischen Widerstandsfähigkeit bei Kindern ist der Baden-Württemberg Stiftung ein großes Anliegen. Mit dem Projekt EMIL gelingt genau das. Es fördert nachweislich die Fähigkeit zur Selbstregulation sowie das soziale Verhalten von Kindern. Insbesondere in Krisenzeiten sind das ganz wichtige Kompetenzen“, sagt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung.
„Das Wissen war da und war so konkret, dass klar war, wie hilfreich aber auch notwendig es für die Bildungspraxis ist“, berichtet Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung "Haus der kleinen Forscher", der 2011 als Geschäftsführer des ZNL das EMIL-Projekt mitentwickelte. Im folgenden Jahr, 2012, starteten die ersten EMIL-Qualifizierungen, die von einer wissenschaftlichen Wirksamkeitsstudie begleitet wurden. In den Qualifizierungen erfahren und erproben Kita-Fachkräfte bis heute, wie sie die sozialen und emotionalen Fähigkeiten von Kindern spielerisch im Kita-Alltag fördern können. Die Begleitstudie konnte zeigen, dass EMIL wirksam ist und die Kinder nachweislich profitieren. Details zu den Ergebnissen werden auf dem Jubiläumssymposium vorgestellt. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Gesamtleiter des ZNL, unterstreicht die Wichtigkeit solcher Studien: „Wie in der Medizin sollte auch in der Bildung wissenschaftlich überprüft werden, was wirklich nützt, was Kindern beim Lernen hilft und was eben nicht. Nur so kommen wir in der Bildung wirklich weiter.“ Dr. Petra Arndt, Geschäftsführerin des ZNL, ergänzt: „Das ist einer der Grundsätze des ZNL“.
Seit dem Start des EMIL-Programms haben über 4000 Fachkräfte und rund 45.000 Kinder in Baden-Württemberg von der Qualifizierung profitiert. Derzeit wird das Projekt im Rahmen der Gesamtkonzeption „Kompetenzen verlässlich voranbringen“ (KOLIBRI) des Landes Baden-Württemberg den Kindertageseinrichtungen im Land kostenfrei angeboten. Nach den pandemiebedingten Schließungen der Einrichtungen werden die Fortbildungen aktuell verstärkt nachgefragt. Praktiker*innen berichten von Problemen der Kinder – z.B. bei der Kontaktaufnahme und im gemeinsamen Spiel, von fehlender Frustrationstoleranz aber auch von Ängsten und Sorgen. Sie möchten an den EMIL-Qualifizierungen teilnehmen, um die Kinder besser unterstützen zu können. „Die Stärkung von sozial-emotionalen Kompetenzen und Resilienz im Kindesalter ist für die pädagogische Praxis von größter Bedeutung. Es ist uns ein zentrales Anliegen, die Kindertageseinrichtungen im Land in der alltagsintegrierten Umsetzung zu unterstützen – gerade auch hinsichtlich der Herausforderungen in Folge der Corona-Pandemie“, betont Volker Schebesta, Staatssekretär des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport, und ergänzt: „Die EMIL-Qualifizierungen sind für die Praxis wirksam und unterstützend.“
Mit einer aktuellen Studie des ZNL, die von der Baden-Württemberg Stiftung finanziert wird, gehen die Forscher*innen den Berichten der Praxis nach: Wo genau liegen die Probleme der Kinder? Welche Kompetenzen und Fähigkeiten sind betroffen? Was brauchen die Kinder jetzt und was kann man der Kita-Praxis aber auch den Eltern raten? Die Ergebnisse dieser Studie werden auf dem Jubiläumssymposium am Donnerstag, 28. April erstmals vorgestellt.
Über die Baden-Württemberg Stiftung:
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