Röntgengerät aus Ulm reist knapp 10.000 Kilometer zum neuen Einsatzort

Universitätsklinikum Ulm spendet Thorax-Röntgengerät an das Krankenhaus St. Monica in Tansania

Das Universitätsklinikum Ulm hat dem Verein „Baraka – Kinderhilfe Kilimandscharo e.V.“, ein ausrangiertes Thorax-Röntgengerät gespendet. Der Verein aus der Nähe von Stuttgart setzt sich für die Bildung und medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Tansania ein. Künftig wird das voll funktionsfähige Röntgengerät im neu errichteten Krankenhaus St. Monica in Kirua/Moshi, Tansania im Einsatz sein und die medizinische Versorgung von etwa 150.000 Menschen in Kirua und den umliegenden Gebieten verbessern.

„Wenn medizinische Geräte auf Grund ihres Alters den geltenden CE-Richtlinien nicht mehr entsprechen und ausgetauscht werden müssen, werden sie üblicherweise demontiert und entsorgt. Wir freuen uns, dass unser Thorax-Röntgengerät nach seinem zehnjährigen Einsatz an der Uniklinik Ulm nun eine neue Bestimmung am neuen Krankenhaus in Kirua findet“, erklärt Professor Meinrad Beer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Ulm. Das St. Monica Krankenhaus hat am 15. Januar diesen Jahres seine Türen geöffnet. Mittlerweile konnten bereits drei von vier Etagen fertiggestellt werden. „Um die Behandlungsmöglichkeiten weiter zu verbessern sind medizinische Geräte, wie das Thorax-Röntgengerät aus dem Universitätsklinikum Ulm, essentiell“, erklärt Rita Ermer, Vorsitzende von „Baraka – Kinderhilfe Kilimandscharo e.V.“. Die Corona-Pandemie stellt nun zusätzlich eine enorme Herausforderung für Afrika dar. „Es heißt, Afrika stehe erst am Anfang. Bereits Mitte April warnte die World Health Organization (WHO), dass Afrika das nächste Epizentrum der Pandemie werden könnte. Der Höhepunkt wird für den Herbst erwartet. Das Röntgengerät aus Ulm ist deshalb besonders wertvoll für das neu errichtete Krankenhaus und den Kampf gegen Corona“, so Rita Ermer. Mit dem Gerät lassen sich die für Covid-19 so entscheidenden Veränderungen im Lungengewebe erfassen. Darüber hinaus können Covid-Begleiterkrankungen des Herzens und des Zwerchfells festgestellt werden. „Die Röntgenaufnahmen des Thorax haben auch bei zahlreichen weiteren Erkrankungen eine hohe Aussagekraft. Dieses Verfahren gehört zur Standarddiagnostik und wird bei Symptomen wie Brustschmerzen, Atemnot, Schluckbeschwerden und Verletzungen zur Abklärung genutzt“, erklärt Professor Meinrad Beer.

Schon am Eröffnungstag im Januar sind über 100 Menschen in das neue Krankenhaus gekommen, um sich untersuchen und behandeln zu lassen. Darunter Mütter mit Säuglingen, Kinder, Erwachsene und alte Menschen. „Das zeigt deutlich, wie wichtig dieses Krankenhaus für die Menschen vor Ort und die ganze Region ist“, so Rita Ermer. Der Eröffnung ist eine zehnjährige Planungs- und Bauzeit vorausgegangen, der Bau wurde ausschließlich durch private Spenden finanziert. Denn Tansania gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, das Dorf Kirua, in dem das neue Krankenhaus gebaut wurde, besteht aus vielen, weit verstreuten Teildörfern. Es umfasst ein sehr großes Gebiet mit vielen Hügeln und Tälern. Das Krankenhaus St. Monica ist etwa 30 Kilometer von der Distrikthauptstadt Moshi entfernt und grenzt direkt an den Kilimandscharo Nationalpark. „Die Menschen, die in Kirua und Umgebung leben sind hauptsächlich Bauern, die Land- und Viehwirtschaft betreiben. Es gibt keine Industrie, die Menschen haben keine Arbeit und sind sehr arm. Auch die Versorgung mit Wasser und Strom sowie die Infrastruktur ist in vielen Gebieten sehr schlecht“, berichtet Rita Ermer von den Bedingungen vor Ort. „Darüber hinaus sind HIV-Infektionen und Malaria weit verbreitet. Kleine Kinder erleiden nicht selten mehrere Malaria-Ausbrüche in einem Jahr. Die medizinische Versorgung in Tansania, vor allem in den ländlichen Gebieten ist aufgrund der großen Distanzen und fehlendem Personal katastrophal.“

Der Verein „Baraka – Kinderhilfe Kilimandscharo e.V.“ möchte dazu beitragen, entscheidende Voraussetzungen für die Entwicklung des Landes zu schaffen, damit die Menschen vor Ort auf eine bessere Zukunft hoffen dürfen. „Wir haben mit dem Krankenhaus-Bau und der Teileröffnung schon viel erreicht“, freut sich die Vorsitzende, „aber es gibt noch viel zu tun.“ Neben dem weiteren Ausbau des Krankenhauses wird aktuell im Zuge der Corona-Vorbereitungsmaßnahmen ein separates Nebengebäude für die Versorgung und Isolation von infizierten Patient*innen vorbereitet. Zudem ist die Anschaffung weiterer medizinischer Geräte notwendig. Dazu gehört zum Beispiel ein biochemisches Analysegerät für Laboruntersuchungen, ein Diathermie-Gerät für elektrochirurgische Operationen aber auch ein Krankenwagen ist für die medizinische Versorgung wichtig.  „Außerdem ist es eine große Herausforderung, die Gehälter für das Personal zu bezahlen, da die Einnahmen noch längst nicht alle Ausgaben decken“, so Rita Ermer weiter. Entmutigen lässt sie sich davon aber nicht: „Es geht Schritt für Schritt voran und mit dem neuen Thorax-Röntgengerät haben wir ein weiteres wichtiges Etappenziel erreicht.“ Auch wenn es noch etwas dauert, bis die ersten Patient*innen in Kirua von dem Röntgengerät aus Ulm profitieren können – die Überfahrt dauert bis zu zehn Wochen.


Ansprechpartner:
Rita Ermer
Vorsitzende „Baraka – Kinderhilfe Kilimandscharo e.V.“
Tel. 0711 / 589947
Mobil 01522 303 2741
Email: rita.ermer@baraka-kinderhilfe.org
Weitere Informationen zum Verein: baraka-kinderhilfe.org

Prof. Meinrad Beer
Ärztlicher Direktor
Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Universitätsklinikum Ulm
Telefon: 0731 500-61001
sekretariat.radiologie1@uniklinik-ulm.de

 

 

 

Quelle: Universitätsklinikum Ulm

Das gespendete Thorax-Röntgengerät macht sich bald auf den fast 10.000 Kilometer langen Weg zum neuen Einsatzort nach Kirua/Moshi in Tansania. Die formale Übergabe fand am Universitätsklinikum Ulm statt: (v.l.) Prof. Dr. Meinrad Beer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Ulm, Rita Ermer, Vorsitzende des Vereins „Baraka – Kinderhilfe Kilimandscharo e.V.“ und Pfarrer Dr. Amedeus Macha, Pfarrvikar aus Fellbach und Vorsitzender des afrikanischen Träger-Vereins des St. Monica Krankenhauses.

Quelle: Rita Ermer

Im neu errichteten St. Monica Krankenhaus in Kirua kommt das Thorax-Röntgengerät künftig zum Einsatz. Das Krankenhaus liegt nahe dem Kilimandscharo Nationalpark.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm

Das voll funktionsfähige Röntgengerät aus dem Universitätsklinikum Ulm verbessert die medizinische Versorgung von etwa 150.000 Menschen in Kirua und den umliegenden Gebieten.