„Jede Minute zählt“ – Interdisziplinäre Schlaganfallversorgung an Universitätsklinikum Ulm und RKU im Fokus zum Welt‑Schlaganfalltag 2025

Interdisziplinäre Versorgung am Universitätsklinikum Ulm (UKU) und am RKU adressiert die Therapie, Rehabilitation und Prävention des Schlaganfalls

Allein in Deutschland erleiden etwa 270.000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall, der weltweit zu den häufigsten Todesursachen zählt und der wichtigste Grund für eine bleibende Behinderung im Erwachsenenalter ist. Um die breite Öffentlichkeit für die Möglichkeiten der Vorbeugung und Therapie des Schlaganfalls zu sensibilisieren, wurde von der World Stroke Organization der „Welt-Schlaganfalltag“ ins Leben gerufen, der jedes Jahr am 29. Oktober begangen wird.

Prof. Dr. med. Karl Georg Häusler, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Ulm, verweist im Kontext des Welt-Schlaganfalltages auf die vielfältigen Möglichkeiten zur Vermeidung eines Schlaganfalls, der so genannten Schlaganfallprävention. So kann ein gesundheitsbewusster Lebensstil (bspw. Nikotinverzicht, regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung) und eine konsequente Behandlung von bestehenden Risikofaktoren für einen Schlaganfall (bspw. Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus) das individuelle Schlaganfallrisiko deutlich reduzieren.

In den letzten Jahren wurden große Fortschritte in der Akutbehandlung des Schlaganfalls gemacht. Um bestmöglich behandeln zu können, ist neben einer schnellstmöglichen Vorstellung von Betroffenen in einer spezialisierten Klinik auch eine optimierte Abstimmung der an der stationären Behandlung beteiligten Fachdisziplinen sowie ein intensiver Austausch zwischen dem Rettungsdienst und den Kliniken in der Region erforderlich, die im Neurovaskulären Netzwerk Ost-Württemberg zusammenarbeiten.

Laut Prof. Häusler kann der so genannte FAST-Test dazu beitragen, dass auch medizinische Laien einen Schlaganfall erkennen können. Hierfür sollten die folgenden Fragen gestellt werden:

  • Bitten Sie die Person, zu lächeln. Eine Asymmetrie des Gesichts deutet auf eine Lähmung hin.
  • Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorn zu strecken, sodass die Handflächen nach oben zeigen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme angehoben oder in der vorgegebenen Position gehalten werden.
  • Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist dies nicht möglich, oder ist die Stimme verändert, liegt eine Sprach- oder Sprechstörung vor, die ebenfalls auf einen Schlaganfall hinweisen kann.

Es ist jedoch wichtig darauf hinzuweisen, dass ein unauffälliger FAST-Test einen Schlaganfall nicht ausschließen kann, da die Symptome eines Schlaganfalls sehr vielfältig sind. Daher sollte bei einem Verdacht auf einen akuten Schlaganfall ein Notruf erfolgen, um eine umgehende ärztliche Vorstellung zu ermöglichen.

In der Akutversorgung zählt für einen Behandlungserfolg jede Minute, so auch an UKU und RKU, wo jährlich mehr als 1.000 Schlaganfallpatient*innen behandelt werden. Die etablierte Zusammenarbeit von Neurologie, Neuroradiologie, Neurochirurgie, Kardiologie, Anästhesiologie und Gefäßchirurgie ermöglicht eine optimale Behandlung von Schlaganfallpatient*innen rund um die Uhr. Neben einer medikamentösen Akuttherapie, die bspw. auf das Auflösen eines den Schlaganfall bedingenden Blutgerinnsels abzielt, kann eine Katheter-basierte Entfernung eines Blutgerinnsels aus einer Hirnarterie (sogenannte mechanische Rekanalisation) durch die Kolleg*innen der Neuroradiologie oder eine operative Entlastung des Gehirns bei schweren Hirninfarkten durch die Kolleg*innen der Neurochirurgie erfolgen.

Für eine minimalinvasive, chirurgische Blutungsentfernung sowie mikrochirurgische Eingriffe an Gefäßmissbildungen verfügen die Kliniken über modernste Technologien, einschließlich eines Roboterassistierten-Operationssaals, wie Prof. Dr. med. Thomas Kapapa (Leitender Oberarzt an der Klinik für Neurochirurgie) ausführt. Laut Frau Privatdozentin Dr. Kornelia Kreiser (Chefärztin der Abteilung für Radiologie und Neuroradiologie am RKU) wurden zudem exzellente Bedingungen für die Durchführung Katheter-basierter Eingriffe an den hirnversorgenden Arterien geschaffen, für die die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikum Ulm (Ärztliche Direktorin Frau Prof. Dr. med. Bettina Jungwirth) und der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am RKU (Chefarzt Dr. med. Jörg Winckelmann) essentiell ist. Ebenso kann ein operativer Eingriff an den hirnversorgenden Arterien jederzeit durch die Kolleg*innen der Sektion Thorax- und Gefäßchirurgie (Leiter Prof. Dr. med. Bernd Mühling) am Universitätsklinikum Ulm erfolgen. Die Abklärung und Therapie möglicher kardiologischer Ursachen des Schlaganfalls erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Innere Medizin II (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. med. Wolfgang Rottbauer).

Eine Besonderheit in der universitären Schlaganfallmedizin stellt die stationäre Nachsorge von Schlaganfallpatient*innen im Rahmen der Frührehabilitation (Phase B) der Klinik für Neurologie sowie der Rehabilitation in den Phase C und D (Chefärztin Frau Prof. Dr. med. Angela Rosenbohm) dar, die interprofessionell am RKU getragen wird.

Im Sinne einer optimierten Prävention eines Schlaganfalls ist eine Vorstellung von Patient*innen auf fachärztliche Überweisung hin in der interdisziplinären Neurovaskulären Sprechstunde am Universitätsklinikum Ulm oder der Neurovaskulären Ambulanz der Klinik für Neurologie am RKU möglich. Eine fachübergreifende Besprechung von Patientenfällen erfolgt zudem wöchentlich im so genannten Neurovaskulären Board, das von Frau Privatdozentin Dr. med. Mona Laible moderiert wird, die zudem auch die überregional zertifizierte Station zur Behandlung von Schlaganfallpatient*innen (Stroke Unit) der Klinik für Neurologie am RKU leitet.  

Ein weiters Ziel der interdisziplinären Zusammenarbeit ist auch perspektivisch eine gemeinsame Beantwortung von wissenschaftlichen Fragestellungen, um die Therapie, Rehabilitation und Prävention des Schlaganfalls weiter zu verbessern.