Die Vorkommnisse auf einer Überwachungsstation der Kinderklinik in der Nacht vom 19./20. im Dezember des vergangenen Jahres haben tiefe Spuren hinterlassen. Dies betrifft sowohl die öffentliche Wahrnehmung des Universitätsklinikums Ulm, als auch unser Selbstverständnis als universitäre Gesundheitseinrichtung, die dem Wohl unserer Patienten und dem Schutz ihrer Gesundheit verpflichtet ist. Die Öffentlichkeit stellt zu Recht hohe Anforderungen an uns. Sie verlangt Erklärungen, Transparenz und die richtigen Schlussfolgerungen. Sie entzieht ihr Vertrauen, wenn wir angesichts der Krise diesen Anforderungen nicht genügen. Und in der Tat sind die Ereignisse dieser Nacht erklärungsbedürftig, sie sind aktuell Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen.
Unser Kernauftrag ist es, Leben zu retten. Dafür finanzieren uns die Versicherten und die Steuerzahler dieses Landes, sie schaffen so erst die Voraussetzung für universitäre Medizin. Unsere klinischen Strukturen und Prozesse sind auf diesen Kernauftrag hin ausgerichtet und optimiert. Mit dem Blick von außen auf das Klinikum erschließen sich Erfordernisse und Konsequenzen dieser Fokussierung nicht automatisch, auch dies ist gegenüber der Öffentlichkeit regelmäßig erklärungsbedürftig. Insofern ist das Universitätsklinikum kein gewöhnliches Unternehmen, es erscheint vielmehr in seinen Abläufen, Entscheidungsprozessen und Verantwortlichkeiten bisweilen überkomplex.
Krisensituationen wie diese erzeugen für uns und die Einrichtung einen hohen Druck. Wir werden diesem Druck nur gemeinsam standhalten, wenn wir nämlich der Versuchung widerstehen, uns zu Lasten eines Anderen, oder einer anderen Abteilung zu entlasten. Wir werden also kein Vertrauen wiedergewinnen können, wenn wir die Ressource Vertrauen unter uns nicht pflegen.
Unseren Kernauftrag, Leben zu retten, haben die Mitarbeiter der Kinderklinik – Ärzte und Pflegkräfte – in jener dramatischen Nacht mit Bravour erfüllt, keines der betroffenen Kinder ist gestorben, nach Einschätzung unserer Pädiater konnten so Schäden abgewendet werden. Stellvertretend für das gesamte Team der Kinderklinik danke ich Herrn Prof. Debatin, dem Klinikdirektor sowie Frau OÄ Dr. Beringer und Frau Geist, der pflegerischen Bereichsleitung, für ihren hohen Einsatz.
Es sind diese intrinsische Motivation, Kompetenz und Hingabe unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Berufsgruppen, die das Vertrauen der Menschen in die Universitätsmedizin Ulm auch in Zukunft rechtfertigt.
Wenn die 1. Phase der Bearbeitung der Ereignisse jener Dezembernacht zum Abschluss gekommen ist, werden wir – davon bin ich überzeugt – erkennen, dass wir als Universitätsmedizin Ulm eine solche Krise nur gemeinsam erfolgreich bewältigen. Dies wird uns helfen, auch die noch folgenden Phasen zu bestehen.
Selbstverständlich haben uns die Vorfälle des Dezembers zur kritischen Überprüfung unserer Prozesse veranlasst, erste Maßnahmen wurden unmittelbar umgesetzt. Wir arbeiten jetzt an der Entwicklung eines umfassenden Präventionskonzeptes, das den Schutz von Patienten und Mitarbeiten weiter verbessern helfen soll.
Damit die Universitätsmedizin Ulm auch in Zukunft ihren Auftrag erfüllen kann, sind darüber hinaus wesentliche Weichenstellungen erforderlich. Wir stehen am Anfang eines Generationswechsels bei den Professuren in der Krankenversorgung, der in den kommenden Jahren zu einer strategischen Neuausrichtung von Medizinischer Fakultät und Klinikum führen wird.
Ich freue mich über die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Fakultät und Klinikum bei diesen wichtigen Strukturentscheidungen und danke dem Dekan der Medizinischen Fakultät, Herrn Prof. Wirth, für den stets offenen und konstruktiven Diskurs zu diesen Fragen.
Zwei neue Kolleginnen darf ich Ihnen in diesem Zusammenhang vorstellen, Frau Prof. Barzel, die seit dem WS 2019/20 die Leitung des Instituts für Allgemeinmedizin übernommen hat und Frau Prof. Jungwirth, seit 1.2.2020 Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Ich freue mich über Ihre Rufannahmen und wünsche den beiden einen erfolgreichen Start an der Universitätsmedizin Ulm.
Auch in der Krankenpflege konnten wir uns verstärken: Herr Dörr, ist seit dem 1.2.2020 Pflegdienstleitung im Zentrum Chirurgie. Herzlich willkommen!
Zeitgemäße Versorgungsstrukturen haben wir mit Beginn dieses Jahres in der Zentralen Interdisziplinären Notaufnahme auf dem OE umgesetzt, ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem Leiter der ZINA, Herrn Dr. Dinse-Lambracht, sowie dem Sprecher des medizinischen Boards der ZINA, Herr Prof. Gebhard, Geschäftsführender Direktor des Zentrums Chirurgie.
Ich möchte schließen mit meinem Dank an die langjährigen Ombudspersonen des Universitätsklinikums, Frau Prof. Suger-Wiedeck und Herr Prof. Richter. Sie beide haben sich mit Ihrer wichtigen unparteiischen Arbeit für Patienten und Angehörige um die Einrichtung verdient gemacht, herzlichen Dank! Seit diesem Jahr hat Frau Prof. Henne-Bruns das Ehrenamt als Ombusperson übernommen, dafür danke ich ihr sehr.
