Führend bei schweren Verletzungen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn informierte sich über Traumaforschung und Polytraumaversorgung im Universitätsklinikum Ulm

Die Traumaforschung und die Versorgung schwerverletzter Patient*innen gehören zu den herausragenden Kompetenzen der Ulmer Universitätsmedizin. Über den aktuellen Stand der physischen und psychischen Traumaforschung sowie der Polytraumaversorgung hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn MdB am Donnerstag, 28. März 2019 im Universitätsklinikum Ulm informiert.
„Die Behandlung schwerer Verletzungen erfordert ein eingespieltes Experten-Team aus unterschiedlichsten medizinischen Fachrichtungen. Die Traumaforschung am Universitätsklinikum Ulm zeigt, wie das noch besser geht. Das ist wichtig für eine bessere Versorgung im schweren Notfall“, betonte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Anschluss an seinen Besuch.
Zuvor hatte der Präsident der Universität Ulm, Professor Dr.-Ing. Michael Weber, bei seiner Begrüßung die Forschungsprofile der Universität Ulm erläutert, wie den in der Exzellenzstrategie geförderten Schwerpunkt „Energiespeicherung und -wandlung“ sowie die Quantenbiowissenschaften und die Traumaforschung. Der gerade wieder geförderte Sonderforschungsbereich (SFB) 1149 „Gefahrenantwort, Störfaktoren und regeneratives Potenzial nach akutem Trauma“ wird um weitere vier Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 10,6 Millionen Euro unterstützt. Das interdisziplinäre Forschungsvorhaben ist hochrelevant: Rund acht Millionen Deutsche erleiden jedes Jahr eine Verletzung und verursachen so geschätzte 30 Milliarden Euro Gesundheitskosten – Arbeitsausfälle eingerechnet.

Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Versorgung von jährlich 500 Schwerverletzten im Universitätsklinikum Ulm hob der Vorstandsvorsitzende und Leitende Ärztliche Direktor des Klinikums, Professor Dr. Udo X. Kaisers, hervor: „Die Behandlung polytraumatisierter Patienten stellt hohe Anforderungen an alle Verantwortlichen der Versorgungskette, vom Rettungsdienst über den Schockraum bis zur Nachsorge. Das Universitätsklinikum Ulm trägt mit seinem klinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkt zur Verbesserung der Behandlung umfassend bei, von der notärztlichen Versorgung, der Zentralen Notaufnahme über die operative Versorgung, die Intensivtherapie bis zur Behandlung der Spätfolgen.“  

Über den aktuellen Stand der Traumaforschung in Ulm informierte der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm und Präsident der Deutschen Traumastiftung, Professor Dr. Thomas Wirth. „Nicht nur durch den Trauma-SFB, sondern auch durch die enge Kollaboration mit dem Bundeswehrkrankenhaus besitzt Ulm eine Spitzenstellung in der Traumaforschung in Deutschland. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal – im nationalen und internationalen Vergleich – ist die Ulmer Forschung an der Schnittstelle zwischen physischen und psychischen Traumata“, erläuterte Professor Wirth. An Universitätsklinikum und Universität Ulm beschäftigten sich Ärztinnen, Ärzte und Wissenschaftler*innen nicht nur mit physischen Traumata, sondern sind auch federführend in der Diagnostik, Behandlung und Erforschung seelischer Schäden bei Kindern und Erwachsenen. Die Weltgesundheitsorganisation hat in ihrem Bericht zur Prävention von Kindesmisshandlung in Europa das vom Bundesgesundheitsministerium geförderte, am Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin entwickelte E-Learning Programm als Vorbild auch für andere europäische Staaten bezeichnet. Darüber hinaus berichtete Professor Wirth von den Aktivitäten der Deutschen Traumastiftung, deren Ziel es ist, die Versorgung von Traumapatienten nachhaltig zu verbessern. Durch die Entwicklung der Ulmer Trauma-Box zur professionellen Blutstillung und die Einführung eines schnellen Alarmierungssystems für qualifizierte Helfer über die Notfall-App ist sie bereits sichtbar erfolgreich.
In dem weltweit einmaligen Institut für Klinische und Experimentelle Trauma-Immunologie des Universitätsklinikums Ulm (ITI, Leitung Professor Dr. Markus Huber-Lang) werden klinisch wie wissenschaftlich relevante Fragen rund um das Trauma erforscht. Das ITI-Team arbeitet mit internationalen Expert*innen zusammen, um die gewebeschädigenden Mechanismen vom Molekül bis hin zum Organ zu entschlüsseln. Ein besonderer Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung und Überprüfung von chirurgischen und immunologischen Behandlungskonzepten zur Verbesserung der Zell- und Organfunktion sowie zur Verbesserung der Lebensqualität der Patient*innen.
Bei einem anschließenden Rundgang durch die Klinik und zum Hubschrauberlandeplatz, geleitet vom Ärztlichen Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Professor Dr. Florian Gebhard, konnte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor Ort ein umfassendes Bild machen. „Da ich an der Bauplanung der Klinik für Chirurgie beteiligt war, können wir schwerverletzte Patienten hier sehr schnell und immer leitliniengerecht behandeln. Es dauert nur eineinhalb Minuten, bis ein Patient vom Hubschrauberlandeplatz in den Schockraum gebracht und anschließend operiert wird", schilderte Professor Gebhard.

Initiiert wurde der Besuch des Bundesministers für Gesundheit durch den Geschäftsführer der Deutschen Traumastiftung, Michael Drechsler und die Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Ulm und Alb-Donaukreis, Ronja Kemmer. „Ich bin sehr froh, dass wir unserem Bundesgesundheitsminister die ganze Bandbreite der Arbeit in der Traumaforschung sowie der Polytraumaversorgung am Universitätsklinikum Ulm darstellen konnten. Ich kann mir vorstellen, dass die gewonnenen Erkenntnisse Einfluss auf die weitere Ausgestaltung dieses Gesundheitsfeldes auf der Ministerialebene haben werden", sagte Frau Kemmer.

Ein weiteres Projekt, über das sich Herr Spahn bei seinem Ulm-Besuch informierte, war die Arbeit des Palliativteams für Kinder und Jugendliche Ulm/Ravensburg (PalliKJUR) der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, die unter der Leitung des Ärztlichen Direktors, Professor Dr. Klaus-Michael Debatin, steht. Das Palliativteam des Universitätsklinikums Ulm betreut Kinder und Jugendliche mit lebenslimitierenden Erkrankungen

 

Zum Thema Traumaforschung und Versorgung von Schwerverletzten besuchte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn das Universitätsklinikum Ulm

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Schockraum des Universitätsklinikums Ulm Fotos: Universitätsklinikum Ulm/Matthias Schmiedel

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Schockraum des Universitätsklinikums Ulm Fotos: Universitätsklinikum Ulm/Matthias Schmiedel

202 Hubschrauber-Start- und Landemanöver finden im Universitätsklinikum Ulm jährlich statt

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