Neues Betten- und Forschungshaus für Tumorerkrankungen

Baumfällarbeiten ab Montag, 16. Januar

Aufgrund der zwingend erforderlichen mehrjährigen Techniksanierung des Bettenhauses der Medizinischen Klinik (Innere Medizin) des Universitätsklinikums Ulm (UKU) soll zeitnah ein Neubau im Süden der Klinik entstehen. Das neue Gebäude wird langfristig Flächen für die Krankenversorgung schwerstkrebskranker Patient*innen und für die Tumorforschung der Universitätsmedizin bieten und wird dringend benötigt. Das UKU und die Medizinische Fakultät der Universität Ulm haben gemeinsam mit der Stadt Ulm und dem Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg in den vergangenen drei Jahren die städtebauliche Konzeption für dieses neue Gebäude erarbeitet. Leider müssen für den Bau fünf Eichen, von denen zwei laut Gutachten als nicht verkehrssicher gelten, und diverse jüngere Laubbäume gefällt werden. Die Vorbereitungen für die notwendigen Baumfällarbeiten haben am Montag, 16. Januar begonnen. Da die zu fällenden Eichen seit Anfang Oktober 2022 von Aktivist*innen besetzt waren, musste das Areal zunächst von der Polizei geräumt werden.

Am Morgen des 16. Januar befanden sich zwei Aktivist*innen in den von ihnen selbst errichteten Baumhäusern auf den betroffenen Bäumen. Da die beiden Personen auch nach mehrmaliger Aufforderung, sowohl durch die UKU-Verantwortlichen also auch durch die Polizei, nicht bereit waren, die Baumhäuser zu verlassen, wurden diese von der Polizei geräumt. Um das Gelände zu sichern, wurde bereits in den frühen Morgenstunden ein Bauzaun aufgebaut und mit der naturschutzrechtlichen Begutachtung der zu fällenden Bäume begonnen. Im Anschluss an die Räumung kann nun mit ersten Sägearbeiten begonnen werden. Diese werden voraussichtlich am Mittwoch, 18. Januar abgeschlossen sein.

Platz für schwerkranke Patient*innen und Tumor-Forschung

Dank des neuen Gebäudes werden in den kommenden Jahrzehnten in Ulm die dringend erforderlichen Flächen für die Krankenversorgung schwerstkrebskranker Patient*innen und für die patientenbezogene Tumorforschung der Universitätsmedizin zur Verfügung stehen. Anders als fälschlicherweise von den Aktivist*innen behauptet, handelt es sich nicht um ein provisorisches Interimsgebäude. Ganz im Gegenteil: Das Gebäude soll für lange Zeit für Krankenversorgung und Forschung genutzt werden und stellt damit einen wichtigen Bestandteil des zukünftigen Klinikums-Konzeptes dar.

Bei dem geplanten Gebäude handelt es sich – entgegen der ursprünglichen Planung – um ein fünfstöckiges Gebäude. Zwei Etagen sind für die stationäre Krankenversorgung vorgesehen, in denen Patient*innen mit Leukämien, malignen Lymphomen und unterschiedlichsten bösartigen Krebserkrankungen während der zwingend erforderlichen mehrjährigen Techniksanierung des Bettenhauses der Inneren Medizin behandelt werden. Auch nach Abschluss der aufwändigen Sanierung wird das Gebäude für die stationäre Patientenversorgung benötigt und genutzt. Im Obergeschoss des Gebäudes (fünfte Etage) werden ca. 80 Arbeitsplätze für Forschung und Lehre entstehen, die insbesondere der Unterbringung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) dienen. Die Flächen für das geplante NCT werden im Erdgeschoss des Gebäudes durch eine sogenannte Early Clinical Trials Unit (ECTU) ergänzt. Hier sollen Patient*innen betreut werden, deren Krebserkrankung durch eine Standardbehandlung nicht mehr beherrschbar ist. Sie erhalten dort die Chance, mit innovativen Medikamenten im Rahmen früher klinischer Therapiestudien behandelt zu werden. Diese Therapien sind nur in speziellen Einrichtungen hochspezialisierter Kliniken möglich. Eine weitere Etage wird für die erforderliche Krankenhauslogistik und u.a. auch für den Bereitschaftsdienst (Schlaf- und Ruheräume) genutzt.

Kein provisorisches Containerbettenhaus – Weiterentwicklung der Planung

Dem UKU ist es ein großes Anliegen, den Baumbestand am Oberen Eselsberg zu schützen und – wo immer möglich – zu erhalten. Leider ist es unvermeidlich, im Zuge der dringenden Baumaßnahme einige Bäume zu fällen. Das UKU hält sich dabei selbstverständlich an alle gesetzlichen und naturschutzrechtlichen Vorgaben und wird für die gefällten Bäume großzügige Ausgleichspflanzungen vornehmen. Laut SOLL-Vorgabe des Forstamts müssen für die Fläche Ausgleichspflanzungen auf 2.000 m² erfolgen – das UKU erhöht diese Fläche auf 2.750 m² und geht damit weit über die Vorgabe hinaus. Zusätzlich werden einige der Bäume nach der Fällung in die Nähe des Baufeldes versetzt, damit sie weiterhin als Nistplätze dienen können. Da dies u.a. für Fledermäuse eine natürlichere Behausung darstellt, hat sich das UKU – trotz des deutlich höheren Aufwandes als etwa für die An-bringung von Nistkästen angefallen wären – für diese Lösung entschieden. Das UKU plant außerdem, eine Wald-Patenschaft als Teil eines Waldschutzprojektes zu übernehmen.

Das Gebäude entsteht als „Neubau mit hohem Vorfertigungsgrad“ – es wird also ein modulares Bauverfahren angewendet, bei dem Teile des Bauwerkes vorgefertigt und vor Ort zusammengesetzt werden. Leider wurde das Gebäude in der Öffentlichkeit u.a. als „provisorisches Containerbettenhaus während einer Techniksanierung“ bezeichnet. Diese Darstellung entspricht einem völlig überholten und aus mehreren Gründen inzwischen verworfenen Planungsstand. In der Tat war zunächst überlegt worden, ein zweistöckiges Containerbettenhaus parallel zur Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und direkt vor der Medizinischen Klink zu realisieren. Hierbei handelte es sich jedoch um Vorüberlegungen – ohne Berücksichtigung der erforderlichen NCT-Flächen sowie einer langfristigen Nutzung des Gebäudes.
Die zwischenzeitliche Konkretisierung der Planungen und Erweiterung des Gebäudes um die NCT-Flächen führten zur Drehung des Gebäudes um 90 Grad. Diese Drehung war insbesondere aufgrund der Erweiterung des zunächst 2-geschossig geplanten Gebäudes in einen 5-geschossigen Komplex erforderlich. Eine Beibehaltung der ursprünglich vorgesehen Ost-West-Orientierung der Hauptachse des Gebäudes hätte erhebliche Nachteile sowohl für die Patient*innen und Mitarbeiter*innen im geplanten Neubau als auch im bestehenden Gebäude der Medizinischen Klinik bedeutet. Die Drehung des Gebäudes ermöglicht hingegen, dass

  • die Patientenzimmer und Büroräume adäquat Tageslicht erhalten,
  • die Intimsphäre aller Betroffenen besser geschützt wird,
  • und eine enge „schluchtartige“ Raumwirkung zwischen Neubau und Bestand vermieden wird.

Diese Änderungen erfolgten im Konsens zwischen Universitätsklinikum Ulm, Medizinischer Fakultät, der Stadt Ulm, dem Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg und dem Land Baden-Württemberg. Die konkreten Planungen wurden 2021 in einem transparenten und konstruktiven Gespräch u.a. auch mit der Hochschulgruppe des BUND diskutiert. Die Rückdrehung des mittlerweile fünfstöckigen Gebäudes in die Position des zunächst geplanten zweistöckigen provisorischen Containerbettenhauses in den Innenhof ist daher nicht realistisch. Der Baubeginn ist für den Anfang des zweiten Quartals 2023 geplant. Eine weitere Verschiebung des Baubeginns hätte nicht nur einen Aufschub der dringend erforderlichen Techniksanierung der Medizinischen Klinik bedingt, sondern hätte auch erhebliche Konsequenzen für die Versorgung und Erforschung von Leukämie- und Krebserkrankungen in der Region gehabt.

 

Universitätsklinikum Ulm, Außenaufnahme