Forschung

Angesichts der Tatsache, dass die medizinische Versorgung in über 90% der Behandlungsfälle ambulant erbracht wird, gehört die Forschung im ambulanten Setting zu den Kernaufgaben universitärer Allgemeinmedizin. Dazu braucht es eine solide Infrastruktur und vor allem Hausarztpraxen und Patient*innen, die sich an Forschungsprojekten beteiligen, denn "unser Labor ist die Praxis". 

Am Institut für Allgemeinmedizin Ulm haben wir damit begonnen, diese Strukturen aufzubauen. Wir freuen uns über Ihre Anregungen, Beteiligung und Unterstützung. Es gibt viel zu tun!

Forschungspraxennetz Baden Württemberg (FoPraNet-BW)

Gegenstand des Projektes sind Aufbau und Verstetigung einer nachhaltigen Netzwerkinfrastruktur hausärztlicher Forschungspraxen und universitärer Einrichtungen der Allgemeinmedizin in Baden-Württemberg. Geplant sind Beobachtungsstudien, zunächst zu den Themen Depression, Herzinsuffizienz, Polymyalgia rheumatica sowie eine erste Interventionsstudie zum Thema Intermittierendes Fasten. 

Das Projekt wird vom BMBF zunächst bis 2025 gefördert. 

Nähere Informationen: https://www.forschungspraxennetz-bw.de/

Koordination am Standort Ulm: Caroline Krugmann, Caroline.Krugmann@uni-ulm.de

Promotionsanfragen

Wir bitten um Verständnis, dass wir vor Abschluss der derzeit laufenden Doktorarbeiten keine neuen Qualifikationsarbeiten zur Betreuung annehmen können.

Unsere Projekte

Im Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderten Kompetenznetzwerkes Präventivmedizin Baden-Württemberg beteiligen wir uns als Institut für Allgemeinmedizin an folgenden Forschungsprojekten:

Unter Federführung der Kliniken für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychiatrie und Psychotherapie II sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie wird ein Entwicklung und Erprobung wird ein E-Learning-Curriculums zum Umgang mit herausfordernden psychosozialen Themen entwickelt und erprobt. Ziel ist es, insbesondere in der hausärztlichen Versorgung tätige Allgemeinmediziner*innen darin zu unterstützten, psychosoziale Themen wie beispielsweise Gewalt in Beziehungen oder Kindeswohlgefährdung zu erkennen und durch frühe Interventionen den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.


Koordination Allgemeinmedizin: Ines Bekavac-Günther,  ines.bekavac-guenther@uni-ulm.de

Unter Federführung der Klinik für Innere Medizin I wird in Kooperation mit den Kliniken …. eine digitale Gesundheitsanwendung entwickelt und erprobt, die niederschwellig Informationen und eine individuelle Risikostratifizierung für die drei großen Tumorentitäten Mamma-, Kolon- und Prostatakarzinom  anbietet. Diese freizugängliche Gesundheits-App soll Patient*innen mit anamnestisch erhöhtem Risiko darin unterstützen, gemeinsam mit ihren Ärzt*innen eine informierte Entscheidung für eine personalisierte Prävention zu treffen.

Koordination Allgemeinmedizin: Tanja Jähnig, tanja.jaehig@uni-ulm.de

Selbstmanagement-Programme können nach einem Schlaganfall zur Verbesserung der Lebensqualität und Selbstwirksamkeit führen. Die Patientenorganisation Schlaganfall-Ring Schleswig-Holstein e.V. verteilt seit 2016 in ihrer Beratung die sog. Schlaganfall-Ring-Box, die auf 84 Karteikarten mögliche Probleme nach einem Schlaganfall mit Beispielen erläutert. Patient*innen sollen diese Karten nutzen, um ihre persönlichen Probleme und Bedarfe zu identifizieren und gegenüber ihren Behandler*innen besser benennen zu können. Damit sollen sie in ihren Selbstmanagementfähigkeiten bestärkt werden und mehr Selbstwirksamkeit erfahren. Ziel des beantragten Vorhabens ist es, über einen Zeitraum von 12 Monaten zu untersuchen, inwieweit die Schlaganfall-Ring-Box dabei unterstützt, in die Bearbeitung individueller Probleme zu kommen und welche Faktoren die Umsetzung hemmen oder begünstigen. 

abgeschlossene Projekte

Um eine Überlastung der notfall- und intensivmedizinischen Versorgung während einer Pandemiesituation zu vermeiden, ist die Sicherstellung der ambulanten Versorgung essenziell. In Baden-Württemberg entstanden in kürzester Zeit 51 Corona-Ambulanzen (CA), 206 Coronaschwerpunktpraxen (CSP) und 16 Abstrichstellen (AS). In diesen Behelfseinrichtungen und den bestehenden hausärztlichen Praxen konnten ca. 85% der Covid-19 Patienten rein ambulant versorgt werden. Ziel dieses Verbundprojektes ist es, die in diesen Strukturen gesammelten Erfahrungen und Daten zusammenzutragen und zu analysieren, um Empfehlungen für zukünftige Pandemie-/Krisensituationen abzuleiten.

Kooperationspartner: 

  • Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Universitätsklinikum Tübingen

  • Lehrbereich Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Freiburg

  • Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung,Universitätsklinikum Heidelberg

  • Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg

PD Dr. Dorothea Kesztyüs (Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Ulm) und PD Dr. Susanne Kobel (Sektion für Sport- und Rehabilitationsmedizin, Universitätsklinikum Ulm) haben als Gast-Editorinnen die Aufgabe übernommen, für den renommierten Schweizer Verlag MDPI diese Sonderausgabe zusammenzustellen. 

In den letzten Jahrzehnten hat sich ein adipositasförderndes Umfeld entwickelt, das gleichermaßen durch wachsenden Bewegungsmangel und ein Überangebot an prozessierten Nahrungsmitteln einen gesunden Lebensstil maßgeblich behindert. Regierungen kommen kaum ihrer Verpflichtung nach, die Bevölkerung vor schädlichen Umweltbedingungen und den negativen Auswirkungen industrieller Nahrungsmittelproduktion zu schützen. Nicht nur, dass sich die Lobby der Produzenten adipogener Lebensmitteln massiv gegen jegliche Restriktionen wehrt, vielmehr versuchen diese, gezielt die wissenschaftliche Forschung zu beeinflussen. Hinzu kommt, dass die Gesundheitsversorgung vielfach auf Folgeerkrankungen fokussiert und demgegenüber präventive Maßnahmen eher unterrepräsentiert sind. Der Rückgang der Lebenserwartung in den USA kann als ein erster Indikator für diese besorgniserregende Fehlentwicklung gewertet werden. Es ist höchste Zeit, umfassende Maßnahmen zu ergreifen, um die Wurzeln dieser Adipositasepidemie anzugehen. Solide wissenschaftliche Erkenntnisse bilden die Basis, um effektive und kostenwirksame Maßnahmen zu identifizieren und damit die Umsetzung in den Bereichen Prävention, Gesundheitsversorgung und Politik zu voranzutreiben. 
Alle im Bereich der Adipositas tätigen Wissenschaftler*innen sind eingeladen, einen Beitrag zur Sonderausgabe Prevention, Health Care and Policies for Populations at High Risk for Overweight and Obesiteinzureichen.

Systematische Literaturrecherche zur Prävalenz abdominaler Adipositas im europäischen Raum.

Zeitlich begrenzte Nahrungsaufnahme (Time-restricted Eating, TRE), eine Form des Intervallfastens, gilt als Maßnahme zur Prävention und Therapie lebensstilabhängiger Erkrankungen. TRE zielt auf eine Verkürzung des Zeitraums der täglichen Nahrungsaufnahme und eine Verlängerung der nächtlichen Fastenphase. 
In einer Pilotstudie mit 40 erwachsenen, abdominal adipösen Teilnehmer*innen in einer Hausarztpraxis im Raum Ulm konnten wir eine gute Durchführbarkeit und Akzeptanz bei den Teilnehmer*innen zeigen.
Derzeit in Vorbereitung ist eine randomisierte kontrollierte Studie, in der untersucht werden soll, wie sich hausärztliche betreutes TRE bei Patienten mit Merkmalen des metabolischen Syndroms auf die metabolische Gesundheit und die Lebensqualität auswirken. Beabsichtigt ist die Teilnahme von 150 Patient*innen in 10 Hausarztpraxen für eine vier-monatige Interventionsphase und eine Nachbeobachtungsphase von einem Jahr.

Systematischer Review zum Konsum von gesüßter, aromatisierter Milch und Kakao bei Kindern und Jugendlichen: Zusammenhänge mit Gesundheit und Anthropometrie.

Diese Studie untersucht den Einfluss partizipativer Entscheidungsfindung auf Behandlungszufriedenheit und Lebensqualität bei Patientinnen nach einem operativem Eingriff wegen eines gynäkologischen Malignoms.

Kooperationspartner sind:

Dr. Norbert Marschner, Praxis für interdisziplinäre Onkologie und Hämatologie, Freiburg

Prof. Dr. Dirk Watermann, Diakonie Krankenhaus Freiburg - Frauenklinik 

Dr. Roland Rein, Kreiskrankenhaus Emmendingen - Gynäkologie

Prof. Dr. Tibor Kesztyüs, Institut für Medizinische Informatik, Georg August Universität Göttingen