Entwicklungen in Zellen des Pankreas verstehen

„GSCN 2023 Young Investigator Award” geht an Ulmer Wissenschaftlerin

Dr. Meike Hohwieler, Stammzellbiologin und stellv. Leiterin am Institut für molekulare Onkologie und Stammzellbiologie (IMOS) des Universitätsklinikums Ulm (UKU) wurde mit dem „GSCN 2023 Young Investigator Award“ geehrt. Die Auszeichnung wurde ihr im Rahmen der Konferenz des German Stem Cell Network, die in diesem Jahr an der Universität Ulm stattfand, für ihre Forschung zur frühen Entwicklung von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse verliehen.

Mit den GSCN Awards 2023 würdigt das German Stem Cell Network (GSCN) herausragende Stammzellforscherinnen auf ihrem Weg, die Grundlagenforschung zu erweitern und neue Wege für Therapiemöglichkeiten zu eröffnen. Mit dem diesjährigen „GSCN 2023 Young Investigator Award“ wurde Dr. Meike Hohwieler für ihre Forschung zur frühen Entwicklung von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ausgezeichnet. Die Stammzellbiologin erzeugte gemeinsam mit dem Forscherteam am Institut für molekulare Onkologie und Stammzellbiologie Pankreas-Organoide („Organoid“ = „organartig“) aus menschlichen pluripotenten Stammzellen, also Stammzellen, die jegliche Zelltypen des Körpers bilden können. Bei Organoiden handelt es sich um im Labor gezüchtete Zellgruppen, die sich in vitro selbst zu Zellstrukturen organisiert haben, die denen von Organen gleichen.
Modelle wie diese vertiefen das noch weitgehend unbekannte Verständnis der entwicklungsbiologischen Prozesse, sowohl der gesunden humanen Bauchspeicheldrüse als auch ihrer Erkrankungen. Organoide bilden dabei die Entwicklungsschritte der menschlichen Zellen sehr viel genauer ab als Mausmodelle und können somit auch teilweise Tierversuche ersetzen. Für diese Zwecke entwickelte Dr. Meike Hohwieler zusammen mit Dr. Markus Breunig und Sarah Merz, die ebenfalls am IMOS tätig sind, ein Protokoll, um humane pluripotente Stammzellen (hPSCs) zu einer speziellen Vorläuferpopulation der Bauchspeicheldrüse zu differenzieren. Diese hat die Fähigkeit, in der Zellkulturschale zu sekretorischen azinären und zu duktalen Zellen (zuständig für Produktion und Transport von Verdauungsenzymen) sowie funktionellen β-Zellen zu reifen.
Somit dienen diese pankreatischen Progenitoren als Grundlage für die Untersuchung von Entwicklungsprozessen und die Entschlüsselung der frühen Krebsbildung in einem zelltypspezifischen Kontext.

Ihre wissenschaftlichen Arbeiten konnten die IMOS-Forschenden am Universitätsklinikum Ulm u.a. in hochrenommierten Fachzeitschriften wie „Cell Stem Cell“ oder „Nature Biomedical Engineering“ veröffentlichen. Diese Erkenntnisse bahnen den Weg für innovative Möglichkeiten in der Früherkennung von Pankreaskarzinomen, in der Entschlüsselung von pathologischen Mechanismen erblicher Erkrankungen des exokrinen Pankreas, der für die Produktion und den Transport von Verdauungsenzymen zuständig ist, und in der Entwicklung personalisierter Therapien. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine Tumorerkrankung, die oft sehr spät entdeckt wird, sehr heterogen ist und eine überaus schlechte Prognose hat: Fünf Jahre nach dem Befund leben nur noch zwölf Prozent der Patient*innen.

Der GSCN-Award ist mit einer Preissumme von 1.500 € dotiert. Außerdem erhielt die Preisträgerin Dr. Meike Hohwieler die Möglichkeit, am 14. September 2023 einen Vortrag im Presidential Symposium auf der diesjährigen GSCN-Jahreskonferenz in Ulm zu halten. „Ich freue mich sehr über diese besondere Auszeichnung und die Würdigung meiner Arbeit“, so Dr. Meike Hohwieler. „Ganz besonders möchte ich mich bei meinem Team am Institut für Molekulare Onkologie und Stammzellbiologie bedanken, das mich in vielerlei Hinsicht unterstützt sowie gefördert hat und ohne das ich diese Ehrung nicht erhalten hätte“, betont die Forscherin weiterhin.

Meike Hohwieler schloss ihr Masterstudium in Molekularer Biotechnologie an der Technischen Universität München ab und wechselte 2012 in das Labor von Prof. Dr. Alexander Kleger, Leiter der Sektion Interdisziplinäre Pankreatologie (SIP) und Direktor des Instituts für Molekulare Onkologie und Stammzellbiologie am Universitätsklinikum Ulm. Hier nahm sie am internationalen PhD-Programm in Molekularer Medizin der Universität Ulm teil und promovierte mit ihrer Arbeit über „Human Pluripotent Stem Cell-derived Pancreatic Organoids to Study Cystic Fibrosis in a Dish“. Für die Durchführung von Forschungsprojekten wurde sie von der Baden-Württemberg Stiftung und der Else Kröner-Fresenius Stiftung gefördert. Seit Oktober 2022 ist Dr. Meike Hohwieler stellvertretende Leiterin des neu gegründeten Instituts für Molekulare Onkologie und Stammzellbiologie am UKU.

Dr. Meike Hohwieler im Labor

Dr. Meike Hohwieler, Stammzellbiologin am UKU, wurde mit dem „GSCN 2023 Young Investigator Award“ ausgezeichnet.