MEFOX-Studie: Eine klinische Studie zur Kombination von Methadonhydrochlorid und FOLFOX zur Therapie des fortgeschrittenem Darmkrebses

MEFOX: a prospective, randomized, controlled phase I/II trial of D,L-Methadone and mFOLFOX6 in treatment of advanced colorectal cancer (AIO-KRK-0119, EudraCT-No: 2019-004158-26)

Sehr geehrte Patientinnen und Patienten,

im folgenden erhalten sie weiterführende Informationen zur MEFOX-Studie. Es handelt sich hierbei um eine klinische Studie für Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Darmkrebs bei denen der Tumor nicht mehr empfindlich auf Chemotherapie scheint (therapierefraktär). Die MEFOX-Studie untersucht hierbei unter streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten den Stellenwert einer Methadontherapie zusätzlich zur Chemotherapie.

Weiterführende Informationen zur MEFOX-Studie für Fachkreise sind auf clinicaltrials.gov abrufbar. 

Hintergrund

In den letzten Jahren ist das Schmerzmittel Methadon als vermeintlich vielversprechendes Krebsmedikament in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten. Experimentelle Untersuchungen (von Dr. rer. nat. Claudia Friesen) haben gezeigt, dass sich Methadon als wirksame Substanz erweisen könnte. Entscheidend für die Wirkung sind die sogenannten Opioid-Rezeptoren auf der Oberfläche von Krebszellen. An diese kann sich das Methadon anheften und seinen Effekt auf die Zelle entfalten. Einmal angedockt, sorgte es in der Zellkultur dafür, dass die Chemotherapeutika besser in die Zellen eindringen konnten – die Medikamente wirkten damit effektiver, aber bisher gesichert nur in der Zellkultur unter Laborbedingungen.

Aktuell ist unbekannt, ob und wie stark sich dieser Effekt von Methadon auf einen, im Vergleich zur Zellkultur, hoch-komplexen Organismus wie den krebskranken Menschen übertragen lässt. Jedoch liegen bisher noch keine belastbaren Daten für den Einsatz in der klinischen Praxis und im Behandlungsalltag vor. So dass aktuell wissenschaftlich unklar ist, ob die Hinzunahme von Methadon zu einer zytostatischen Krebstherapie (Chemotherapie) das Therapieergebnis verbessert oder nur mehr Nebenwirkungen verursacht.

Für weitere Hintergrundinformationen hierzu verweisen wir auf die ausführliche Stellungnahme der Deutschen Krebshilfe zu Methadon in der Krebstherapie.

Wer kann mitmachen?

Welcher Patientin, welcher Patient kann prinzipiell in der MEFOX-Studie teilnehmen?

Eine klinische Studien ist nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten nur auswertbar und liefert nur dann einen Zugewinn an gesicherten Eerkenntnissen, wenn die Patientinnen und Patienten ein Mindestmaß an gleichen Eigenschaften hinsichtlich ihrer Erkrankung (Stadium, Vortherapie, Tumorart) besitzen. Daher passen leider nicht alle Patientinnen und Patienten in die MEFOX-Studie.

Bitte überprüfen sie an Hand der folgenden Tabelle, ob sie potenziell an der MEFOX-Studie teilnehmen können. Die endgültige Entscheidung, ob sie geeignet sind, basiert allerdings noch auf weiteren medizinischen Parametern (z.B. Laborwerten) und obliegt dem zuständigen Prüfarzt der MEFOX-Studie. 

Bedingungen zur Teilnahme an der MEFOX-Studie

 
Bedingung
 Ja  
Nein
Ich leide an einem metastasierten Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) oder Enddarmkrebs (Rektumkarzinom)
Ich nehme aktuell zum Zweck der Schmerztherapie keine Opiate oder Opioide (z.B. Methadon) ein.
Mein Tumor zeigt trotz vorhergehender Chemotherapien weiterhin ein Wachstum (Progress) 
Ich habe bereits alle folgende Medikamente im Rahmen der Chemotherapie erhalten (bitte ggf. mit ihrem Onkologen/GI-Onkologen abklären):
Oxaliplatin
Irinotecan
5-FU/Capecitabin
Trifluridin/Tipiracil (Lonsurf)
Anti-VEGF-Antikörper (Bevacizumab, Aflibercept oder Ramucirumab)
Anti-EGFR-Antikörper (Cetuximab oder Panitumumab), nur falls ihr Tumor keine RAS-Mutation aufweist und sich auf der linken Seite des Kolons entwickelte (Colon descendens, Colon sigmoideum oder Enddarm)

Wenn sie sie einen oder mehrere der folgenden Punkte mit "Nein" beantworten müssen, ist eine Therapie um Rahmen der MEFOX-Studie leider nicht möglich. Bitte wenden sie sich in diesem Fall an ihren behandelnden Onkologen/GI-Onkologen, der sie sicherlich gerne kompetent hinsichtlich ihrer Behandlungsoptionen berät.

Bitte haben sie Verständnis dafür, dass außerhalb der MEFOX-Studie am Universitätsklinikum Ulm auf Grund des bisher fehlenden klinisch-wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweises keine Patientinnen und Patienten mit Methadon in der Krebstherapie behandelt werden. Wir bitten daher von Nachfragen dahingehend abzusehen.

Falls sie jedoch eine Zweitmeinung zu ihren Therapieoptionen (ohne Methadon) von uns erhalten möchten, können sie sich gerne wie bisher an unser "Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU)- Tumorzentrum Alb-Allgäu-Bodensee" wenden: sekr.cccu@uniklinik-ulm.de

Wann startet die Studie?

Die Rekrutierung im Rahmen der MEFOX-Studie ist im März 2022 gestartet.

Wo kann man teilnehmen?

Die MEFOX-Studie wird neben dem Universitätsklinikum Ulm an 9 weiteren Zentren (Krankenhäuser und Onkologischen Praxen) im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Nur an diesen MEFOX-Studienzentren ist eine Teilnahme möglich. Sobald diese Standorte feststehen, werden sie umgehend mit Kontaktdaten auf dieser Seite bekanntgeben.

  1. Universitätsklinikum Ulm
    Klinik für Innere Medizin I
    Onkologisches Studiensekretariat
    Albert-Einstein-Allee 23
    89081 Ulm
    mefox.im1@uniklinik-ulm.de 
     
  2. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Prof. Dr. Marianne Sinn
    ma.sinn@uke.de

Sobald weitere Standorte feststehen, werden sie umgehend mit Kontaktdaten auf dieser Seite bekanntgeben.

Wie läuft die Studie ab?

Die MEFOX-Studie besteht aus 2 Teilen (Phase I und Phase II):

Phase I:

In dieser frühen Studienphase werden jeweils kleine Patientengrupen (jeweils 3-9 Patienten, maximal geplant: 18 Patienten) mit der Chemotherapie (FOLFOX alle 14 Tage) und Methadonlösung (tägliche Einnahme als Tropfen zu Hause) behandelt, wobei die Dosis des verabreichten Methadons von Gruppe zu Gruppe variiert. Damit soll die verträglichste Dosis des Methadons hinsichtlich seiner Verträglichkeit (Toxizität) in Verbindung mit der Chemotherapie herausgefunden werden (Dosisfindungsphase). Diese ermittelte Methadon-Dosierung wird dann für die Phase II der Studie Verwendung finden. Der Erfolg der Anti-Tumortherapie wird alle 12 Wochen mittels Schnittbildgebung (CT oder MRT) beurteilt.

Phase II:

In der randomisierten Phase II werden die geplanten 66 Patienten mit der Chemotherapie (FOLFOX alle 14 Tage) und 2/3 der Patienten zusätzlich mit der ermittelten Methadon-Dosis aus der ersten Studienphase behandelt (Arm A). 1/3 der Patienten erhält die Chemotherapie ohne zusätzliche Methadontherapie und stellt die Vergleichsgruppe dar (Arm B). Randomisation bedeutet, dass alle Patienten einem Behandlungsarm (A oder B) per Zufallsgenerator zugeteilt werden. Ihr Prüfarzt hat auf die Zuteilung keinerlei Einfluß. Der Erfolg der Anti-Tumortherapie wir alle 12 Wochen mittels Schnittbildgebung (CT oder MRT) beurteilt.

Patienten die dem Behandlungsarm B (Chemotherapie ohne zusätzliche Methadontherapie) zugeteilt wurden, können zu einem späteren Studienzeitpunkt allerdings noch der Studienarm wechseln (sog. Crossover) und die Kombination aus Chemotherapie und Methadon erhalten.    

Wer führt die Studie durch?

Die ärztlich wissenschaftliche Leiter der MEFOX-Studie und damit Leiter der klinischen Prüfung ist Professor Dr. med. Thomas Seufferlein, Direktor der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Ulm. Unterstützt wird er dabei vom Koordinator der Studie Dr. Thomas J. Ettrich sowie einem Team aus beratenden Ärzten und Wissenschaftlern

Die MEFOX-Studie wird industrieunabhängig vollständig durch die Stiftung Deutsche Krebshilfe finanziert.

Die MEFOX-Studie wird rechtlich (Sponsor der Studie nach dem deutschen Arzneimittelgesetz) von der AIO-Studien gGmbH verantwortet und ist eine gemeinnützige Tochter der "Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO)" der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.  

Kontakt

Telefax 0731 50044594

Universitätsklinikum Ulm
Klinik für Innere Medizin I,
Onkologisches Studiensekretariat

Albert-Einstein-Allee 23
89081 Ulm