TAVI (Transkatheter-Aortenklappenimplantation, TAVI für transcatheter aortic valve implantation)

Symptomatik

Der häufigste Herzklappenfehler ist eine Verengung der Aortenklappe (Aortenklappenstenose). Die Aortenklappe ist die Herzklappe zwischen der linken Herzkammer und der Hauptschlagader. Bei einer Aortenklappenstenose muss die linke Herzkammer stärker pumpen, um das Blut in den Körperkreislauf zu bringen, da die Öffnung der verengten Herzklappe zunehmend kleiner wird. Hierdurch kommt es trotz einer Zunahme der Wanddicke der linken Herzkammer zu einer Reduktion des Blutvolumens im Körperkreislauf. Wird kein Ersatz der Herzklappe vorgenommen, dann kommt es zu einer Reduktion der Pumpleistung der linken Herzkammer. Durch die eingeschränkte Pumpfunktion verstärken sich die Symptome der hochgradigen Aortenklappenstenose erheblich.
Anfangs bei Beginn einer Aortenklappenstenose sind Beschwerden nur gering ausgeprägt. Bei lange bestehender hochgradiger Aortenklappenstenose sind die Beschwerden ausgeprägt.
Sehr wichtig ist es, die ersten Beschwerden (Symptome) sehr ernst zu nehmen, da die Aortenklappenstenose über die TAVI mittels Herzkatheter oder doch noch operativ ersetzt werden kann. Es gibt keine Medikamente, welche die Aortenklappenstenose beseitigen. Beschwerden bei einer Aortenklappenstenose sind beispielsweise Leistungsschwäche, Luftnot (Dyspoe), Schmerzen auf der Brust (Angina pectoris), Schwindel bis hin zu Ohnmachtsanfällen oder schlimmstenfalls leider auch der plötzliche Herztod.

Herzultraschall

Herzultraschall mit normal öffnender Aortenklappe. Der Herzultraschall ist Standard in der Diagnostik von Herzklappenfehlern. Gleichzeitig kann hierdurch auch die Pumpfunktion der linken Herzkammer und weitere Herzkappenfehler nachgewiesen werden.

Abbildung:
Die normale Aortenklappe sehen Sie rechts unten zwischen der linken Herzkammer (oben) und der Hauptschlagader (rechts unten). Links unten ist der linke Vorhof und zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer die sogenannte Mitralklappe dargestellt. (Film)

Abbildung:
Herzultraschall bei hochgradiger Aortenklappenstenose. Links oben die linke Herzkammer, rechts unten die Hauptschlagader. Dazwischen als helle und weiße Struktur die stark verkalkte und verengte Herzklappe mit fast fehlender Öffnungsbewegung. (Film)

Heartteam

Bis 2005 war ein Ersatz der Herzklappe ausschließlich durch eine Operation in Kombination mit einer Herz-Lungenmaschine im Herzstillstand in Vollnarkose möglich. Seither hat sich der Herzklappenersatz (TAVI) durch die Kathetertechnik rasch entwickelt und ist mittlerweile die Standardbehandlung für eine hochgradige Aortenklappenstenose. Neueste Daten zeigen, dass das Auftreten von Komplikationen (Nierenversagen, Lungenentzündung, Vorhofflimmern, usw.) deutliche seltener sind und umgekehrt das Überleben deutlich besser ist, wenn Patienten eine neue Herzklappe über die TAVI Technik erhalten als wenn diese Patienten wie früher üblich herzchirurgisch operiert werden.
Aufgrund der raschen Entwicklung der TAVI Herzklappen für die Behandlung der Aortenstenose können heutzutage fast alle Patienten über einen Zugang zum Leistengefäß behandelt werden. Falls auf beiden Seiten die Leistengefäße verschlossen sind, kann über einen kleinen chirurgischen Zugang an der Herzspitze die offene chirurgische Operation vermieden werden. Einige wenige Fälle müssen heutzutage immer noch operiert werden, da sehr große Herzklappen noch nicht für die TAVI Technik zur Verfügung stehen. Welcher Patient von welcher Herzklappe am besten profitiert, wird im Heartteam bestehend aus Herzspezialisten der Kardiologie und Herzchirurgen besprochen.

Narkose

Für die kathetergesteuerte Aortenklappenimplantation (TAVI) über die Leistenschlagader ist  keine Vollnarkose nötig, sie wird in örtlicher Betäubung durchgeführt. Dies ermöglicht nach dem Eingriff eine rasche Mobilisierung, so dass in der Regel 5 Tage nach dem Eingriff die Entlassung aus der Kardiologie möglich ist. Am Universitätklinikum Ulm besteht eine große Erfahrung mit der Implantation von kathetergestützten Aortenklappen, 2007 war es das erste universitäre Zentrum in Baden-Württemberg das die TAVI Technik eingeführt hat. Bislang führen wir in der Klinik für Innere Medizin II jedes Jahr 400 TAVI Eingriffe in einem der hochmodernen Hybrid-Herzkatheterlabore durch. Hierbei können vorab gewonnen Bilddaten in den Eingriffsraum eingespielt werden (Bildfusion) und für den Eingriff herangezogen werden. Die spezielle Raumlufttechnik in den Hybrid-Herzkatheterlaboren ist sogar für chirurgische Eingriffe ausgelegt und vor allem die für das Einsetzten der Herzklappe unter Durchleuchtung notwendige Bildqualität ist auf aller modernstem Niveau.

Computertomographie CT und MRT

Vor dem TAVI Eingriff ist eine genaue Diagnostik unter anderem mittels Computertomographie (Herz-CT), Echokardiographie (Ultraschall) und Herzkatheter nötig zur Festlegung des für den Patienten optimalen Verfahrens sowie zur Festlegung der Klappengröße und Klappentyps. Alle TAVI Herzklappen sind biologische Herzklappen. Nach Einsatz dieser Herzklappe ist eine Blutverdünnung mit z.B. Marcumar wegen der Herzklappe nicht notwendig. Häufig besteht als Begleiterkrankung Vorhofflimmern. In diesem Fall muss aufgrund des Vorhofflimmerns eine Blutverdünnung im weiteren Verlauf angesetzt werden. Es gibt TAVI Herzklappen der neuesten Generation, welche nach dem Einsetzen wieder umgesetzt werden können. Hierdurch kann ein optimales Behandlungsergebnis erreicht werden.

Abbildung:
Darstellung einer normalen Öffnungsbewegung einer Aortenklappe mittels der kardiovaskulären Magnetresonanztomographie. Sie erkennen die Aortenklappe (oben) im Querschnitt anhand ihrer sternförmigen Öffnungsbewegung. Mittels der Kernspintomographie können zusätzlich die Pumpleistung, die Wandbewegung und weitere Herzklappenfehler sehr genau untersucht werden. (Film)

Abbildung:
Darstellung einer normalen Öffnungsbewegung einer Aortenklappe mittels der kardiovaskulären Magnetresonanztomographie. Sie erkennen die Aortenklappe (oben) im Querschnitt anhand ihrer sternförmigen Öffnungsbewegung. Mittels der Kernspintomographie können zusätzlich die Pumpleistung, die Wandbewegung und weitere Herzklappenfehler sehr genau untersucht werden. (Film)

Abbildung: Darstellung der Hauptschlagader (Aortographie) oberhalb der stark verkalkten Aotenklappenstenose. Diese Darstellung ist Standard bei einem TAVI Eingriff, um sich im Hybrid-Herzkatheterlabor exakt beim Einsezten der neuen Herzklappe orienterien zu können. (Film)

Hybrid-Herzkatheterlabore

Durchgeführt werden die Eingriffe in den Hybrid-Herzkatheterlaboren der Klinik für Innere Medizin II vom Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer in Kooperation mit herzchirurgischen Kollegen. Die Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Ulm ist in Deutschland in der Durchführung des Aortenklappenersatzes über die TAVI Technik führend und schult Ärzte anderer Kliniken in eigens hierfür eingerichteten Ausbildungskonzepten.
Abbildung: Darstellung der Hauptschlagader (Aortographie) nach Einsetzten einer Herzklappe der neuesten Generation mittels TAVI Technik. Sie sehen ein optimales Ergebnis nach TAVI. Die Verengung ist durch den Einsatz der neuen Herzklappe sofort beseitigt und die linke Herzkammer kann wieder genügend Blut in den Körperkreislauf über die neue Herzklappe auswerfen. (Film)

Sollten Sie an einer verengten Aortenklappe (Aortenklappenstenose) leiden und Fragen haben, ob für sie ein Herzklappenersatz (z.B. TAVI) nötig ist oder ob sie dafür geeignet sind, so können Sie jederzeit einen Termin in unserer Ambulanz vereinbaren.

Anmeldung mit Vorbefunde - Patientenmanagement

Telefon 0731 500 45050

Telefax 0731 500 45029

Anmeldung in der Ambulanz

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PD Dr. med. Birgid Gonska