Eine Neurochirurgie für Malawi

Projekt des Ulmer Neurochirurgen Professor Dr. Thomas Kapapa wird mit rund 400.000 Euro gefördert

Ein Neurochirurg – für rund 18 Millionen Menschen. Was in Ulm schwer vorstellbar ist, ist im ostafrikanischen Malawi Realität – die sich aber möglichst bald ändern soll. Gemeinsam mit seinem malawischen Freund und Kollegen Dr. Patrick Kamalo hat Professor Thomas Kapapa, Oberarzt an der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Ulm, ein Projekt ins Leben gerufen, das den Aufbau einer neurochirurgischen Versorgung am Universitäts-Krankenhaus in Blantyre/Malawi ermöglichen soll.

„Unser Ziel ist es, Wissen zu transferieren und so Qualifikationen und Kompetenzen zu schaffen. Dadurch erhoffen wir uns, dass bald mehr Neurochirurginnen und -chirurgen in Malawi arbeiten können, die ein größeres Spektrum der Neurochirurgie behandeln und so letztendlich mehr Patientinnen und Patienten versorgt werden können“, erzählt der Ulmer Neurochirurg. Die Idee dazu hatte Professor Thomas Kapapa, der selbst bis zu seinem dritten Lebensjahr in Malawi gelebt hat, bei einem seiner vielen Besuche in dem ostafrikanischen Land. Was zunächst ein Projekt unter Freunden war, steht inzwischen auf größeren Beinen. „Wir dachten uns, mit mehr Mitteln könnten wir noch mehr erreichen. Daraufhin stellten wir Anträge beim Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die bewilligt wurden“, erzählt Professor Thomas Kapapa.

Das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung unterstützen das Projekt. Bisher wurden rund 400.000 Euro Förderung bewilligt, die innerhalb der nächsten drei Jahre für die einzelnen Projektstufen Aus,- Fort,- und Weiterbildung zur neurochirurgischen Spezialisierung der Berufsgruppen Ärzt*innen, Pflegende und Physiotherapeut*innen eingesetzt werden. „Es muss natürlich noch viel mehr verändert werden. Eine Renovierung und Modernisierung des Operationssaals in Malawi ist unbedingt nötig um Infektionsraten zu senken und weitere Eingriffe zu ermöglichen. Aber in den ersten drei Jahren fokussieren wir uns auf diese drei Berufsgruppen, da sie in der Akutversorgung von Patienten eine große Rolle spielen. In den nächsten fünf bis sechs Jahren sollen auch andere Disziplinen, wie zum Beispiel die Radiologie sowie Notfall- und Intensivmedizin, ins Boot geholt werden“, erklärt Professor Thomas Kapapa.

Unterstützt wird Professor Thomas Kapapa von fünf seiner Ulmer Kolleg*innen aus der OP-Pflege, der Normalstation und der Physiotherapie. Im Februar besuchte das Ulmer Team zum ersten Mal gemeinsam die Stadt Blantyre im Süden Malawis. Das dortige Universitäts-Krankenhaus ist mit rund 1.300 Betten ausgestattet, behandelt pro Jahr etwa 100.000 Patient*innen stationär, etwa 450.000 Patienten ambulant und verfügt über alle gängigen Abteilungen eines Universitätsklinikums. „Obwohl meine Ulmer Kolleginnen und Kollegen bereits Afrika besucht haben, war der Kulturschock in der ersten Woche dennoch groß. Die Schere zwischen Arm und Reich ist viel größer als bei uns in Deutschland und das nimmt einen emotional mit. In der Klinik sind viele Menschen auf engem Raum und die Gerüche sind anders. Dazu kommen Temperaturen um die 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 70 Prozent“, berichtet Professor Kapapa. Als der Kulturschock überwunden war, konnten aber rasch erste Erfolge erzielt werden. Vormittags begleitete das deutsche Team die malawischen Kolleg*innen, um ein Verständnis für deren Arbeitsweise zu bekommen. Am Nachmittag wurde das Erlebte reflektiert. Nun will das Team zunächst Guidelines etablieren, denn strukturierte neurochirurgische Trainings-, Lern- und Weiterbildungspläne gibt es in Malawi nicht.

Besonders das erste Feedback der malawischen Kolleg*innen war für das Ulmer Team motivierend. „Sie sagten uns, dass sie schon viele Projekte mitgemacht haben, aber bislang seien wir die ersten, die ein Projekt nach Malawi bringen, das ihnen nicht übergestülpt werden soll, sondern das eine enorme Entwicklung aus ihnen selbst hervorbringt“, erzählt Professor Thomas Kapapa. Ein Gegenbesuch der malawischen Delegation war für Juli geplant, dieser muss nun aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschoben werden. „Die Situation in Afrika ist sehr angespannt, da es kaum Schutzausrüstung gibt. Sobald die internationalen Reisewarnungen aufgehoben werden, planen wir gegenseitige Besuche und regelmäßige Trainingseinheiten“, so der Neurochirurg.


Bürgerinnen und Bürger können gerne für das Projekt spenden und somit dringend benötigte medizinische Materialien, Medikamente oder Umbaumaßnahmen unterstützen. „Über Spenden aus der Bevölkerung würden wir uns alle natürlich sehr freuen, denn wir haben noch einiges vor und können jede finanzielle Unterstützung sehr gut gebrauchen“, sagt Professor Thomas Kapapa.Spendenkonto:

Spenden für das Malawi-Projekt können an die folgende Bankverbindung überwiesen werden:
Kontoinhaber: Universitätsklinikum Ulm
Sparkasse Ulm, BLZ: 630 500 00
Kontonummer: 106 478
Swift Code (BIC): SOLADES1ULM
IBAN: DE16630500000000106478
Verwendungszweck: D.6337 Spende Malawi Prof. Kapapa

 

Professor Thomas Kapapa mit seinen Ulmer und malawischen Kolleg*innen vor dem Klinikum in Blantyre.

Professor Thomas Kapapa mit seinen Ulmer und malawischen Kolleg*innen vor dem Klinikum in Blantyre.