Bestnoten von der DFG für die Ulmer Trauma-Forschung

Ulmer Sonderforschungsbereich SFB 1149 erneut verlängert

Was für ein Erfolg für die Ulmer Universitätsmedizin! Der Sonderforschungsbereich zur Trauma-Medizin wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zum zweiten Mal verlängert. Für die dritte Förderphase erhält der SFB 1149 „Gefahrenantwort, Störfaktoren und regeneratives Potential nach akutem Trauma“ nun über 11 Millionen Euro. „Wir sind überglücklich über die Entscheidung der DFG und freuen uns, dass wir nun auch in den nächsten vier Jahren weiter dazu forschen können, wie sich die Behandlung von schwer- und schwerstverletzten Menschen verbessern lässt“, erklärt SFB-Sprecher Professor Florian Gebhard, Ärztlicher Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie.


Meist sind es Verkehrs- oder Arbeitsunfälle, die zu schweren Mehrfachverletzungen führen. Aber auch Naturkatastrophen, Kriegshandlungen und private Schusswaffen lösen Schwer- und Schwerstverletzungen aus. Sind mehrere Organsysteme betroffen, spricht man in der Medizin von Multitrauma. „Nicht nur der massive Blutverlust ist ein Problem für die Opfer. Häufig kommt es zu Ganzkörperentzündungen mit mehrfachem Organversagen, und die Betroffenen sterben“, sagt Professor Markus Huber-Lang, Direktor des Instituts für Klinische und Experimentelle Trauma-Immunologie und Co-Sprecher des SFB. Im Sonderforschungsbereich 1149 ergründen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Medizin und den Lebenswissenschaften, wie solche hochkomplexen Gefahrenantworten des Körpers auf schwere Verletzungen zustande kommen – und zwar auf molekularer, zellulärer sowie auf Organ- und Organismus-Ebene. Der Forschungsverbund umfasst 19 zumeist interdisziplinäre Teilprojekte. Beteiligt daran sind insgesamt 20 Institute und Forschungseinrichtungen aus Ulm, zwei Drittel der Arbeitsgruppen kommen aus dem Universitätsklinikum, ein Drittel aus der Universität.


Ebenfalls untersucht werden im Trauma-SFB sogenannte Störfaktoren, die den Heilungsverlauf beeinträchtigen und zu langfristigen Komplikationen führen können. Wie wirken sich beispielsweise Begleiterkrankungen oder ein ungesunder Lebensstil auf zelluläre Regenerationsprozesse aus? In der dritten Förderphase wurde das Spektrum der Störfaktoren erweitert; es umfasst jetzt die gesamte Lebensspanne. Einbezogen werden erstmals frühkindliche psychische Belastungen, aber auch altersassoziierte Erkrankungen wie Diabetes, Atherosklerose, Osteoporose oder Morbus Parkinson.

Besonders im Zentrum des Trauma-SFB steht die Frage, wie sich das Regenerationspotential voll ausreizen und der Heilungsprozess therapeutisch fördern lässt. „Dies setzt voraus, dass wir verstehen, wie die akute Schadensbekämpfung und die Regeneration von Gewebeschäden abläuft und wie sie auf zellulärer und molekularer Ebene gesteuert wird“, sagt Professorin Anita Ignatius. Die Direktorin des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik am Uniklinikum Ulm ist ebenfalls Co-Sprecherin des SFB. Außerdem ist es wichtig, die Pathomechanismen zu verstehen, die dafür verantwortlich sind, dass die Gefahrenantwort des Körpers auf schwere Verletzungen für den Organismus selbst zur Gefahr wird; beispielsweise im Falle einer Ganzkörperentzündung (Sepsis), bei der das Überschießen des Immunsystems lebensgefährliche Folgen haben kann.


Der medizinische Fokus im Sonderforschungsbereich liegt auf besonders häufigen Verletzungsmustern wie dem Schädel-Hirn-Trauma, dem Thoraxtrauma oder größerer Frakturen. „Wir verfolgen im Trauma-SFB einen translationalen Ansatz. Unser Ziel ist es, bessere Therapien für die effektive Behandlung von Verletzten zu entwickeln“, so die Hauptantragstellenden. In vielen Teilprojekten geht es darum, neue Behandlungsansätze präklinisch zu erproben. Doch auch die Grundlagenforschung kommt im SFB nicht zu kurz.


Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des SFB 1149 gelingt es mit ihren transdisziplinären und klinikübergreifenden Projekten außerdem, die Trauma-Medizin in einer bislang ungekannten thematischen Breite neu zu denken und umfassend zu bearbeiten, so die Gutachterinnen und Gutachter. Was die DFG noch beeindruckt hat, ist die enorm hohe Frauenquote. So wird fast die Hälfte (46%) aller Projekte von Frauen geleitet. „Dies ist auch das Resultat unserer Nachwuchsförderung, und darauf sind wir ebenfalls sehr stolz“, bestätigen Gebhard, Huber-Lang und Ignatius.

v.l. Prof. Florian Gebhard, Prof. Anita Ignatius, Prof. Markus Huber-Lang