Der Alltag von Kindern unter 6 Jahren
Ein Forschungsprojekt des ZNL und der Baden-Württemberg Stiftung
Womit verbringen Kinder unter sechs Jahren ihren Tag? Dieser Frage gehen wir gemeinsam mit der Baden-Württemberg Stiftung im Projekt „Aktive Kinder“ nach. Dabei interessiert uns besonders, wie viel Zeit Kleinkinder mit Bildschirmmedien wie z.B. Fernsehen, Computer und Smartphone verbringen und wozu sie diese nutzen.
Das Projekt ist in zwei Phasen unterteilt: In der ersten Phase (2013 - 2014) wurde eine Elternbefragung zur Alltagsgestaltung von Kindern unter sechs Jahren durchgeführt. Der Fragebogen beinhaltete u. a. Fragen zu Aktivitäten des Kindes, seiner Bildschirmmediennutzung und Nutzungsmotiven. In der zweiten Phase (2015 - 2017) wird in verschiedenen Regionen Baden-Württembergs (siehe Karte) ein kostenfreies, dreimonatiges Programm angeboten, das Eltern bei der aktiven Alltags- und Freizeitgestaltung mit ihrem Kind unterstützen soll. Teilnehmen können Eltern von Kindern im Alter zwischen 1 und 3 Jahren.
Aktuelles
April 2018: Fortbildungen abgeschlossen
Die Fortbildungsreihe „Kleinkinder und Bildschirmmedien“ ist abgeschlossen. 114 Fachberatungen und Kita-Leitungen haben an den eintägigen Veranstaltungen in Stuttgart, Freiburg und Bietigheim-Bissingen teilgenommen.
Oktober 2017: Beitrag in der „KiTa aktuell spezial“
In der „KiTa aktuell spezial“ (Ausgabe 5/2017) ist ein Beitrag über das Programm „Aktive Kinder“ erschienen. Darin wird über die Durchführung und Evaluation des Programms berichtet.
Juli 2017: Fortbildungsangebot zum Thema „Kleinkinder & Bildschirmmedien“ für Fachberatungen
Im Frühjahr 2018 wird durch das ZNL im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung ein kostenloses Fortbildungsangebot zum Thema „Kleinkinder und Bildschirmmedien“ angeboten. Das KVJS-Landesjugendamt unterstützt dieses Fortbildungsangebot, das anstrebt, Fachberatungen als zentrale Ansprechpartner und Experten für das Thema weiterzubilden.
Die Anmeldefrist ist am 1.8.2017 abgelaufen.
Mai 2017: Kostenneutrale Verlängerung des Projekts
Das Projekt „Aktive Kinder“ wurde bis Ende August 2018 verlängert. Ziel der Projektverlängerung ist es, die aus dem Elternprogramm und der Evaluation gewonnenen Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen (u.a. über Praxismaterialien).
März 2017: Datenauswertung läuft
Das Programm wird evaluiert. Dazu wurden die teilnehmenden Eltern zu mehreren Zeitpunkten u.a. zu ihrer Zufriedenheit mit dem Programm, der Alltagsgestaltung für ihr Kind und dessen Entwicklung befragt. Momentan werden die Daten ausgewertet.
Dezember 2016: Elternprogramm ist abgeschlossen
Mit Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung hat das ZNL im Jahr 2016 Krippen und Kindertageseinrichtungen in Baden-Württembergs ein dreimonatiges Elternprogramm angeboten. Ziel des Programms war es, Eltern von Ein- bis Dreijährigen bei der aktiven Alltags- und Freizeitgestaltung mit ihrem Kind zu unterstützen.
172 Eltern haben im Rahmen des Programms an einer Elternabendreihe teilgenommen. An fünf Terminen im Abstand von je zwei bis drei Wochen erfuhren sie etwas über die Themenfelder Lernen und Spielen, Bewegung, Bildschirmmedien sowie Sprache, konnten sich dazu austauschen und erhielten Alltagsanregungen.
Im Frühjahr 2018 führt das ZNL im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung ein kostenloses Fortbildungsangebot zum Thema „Kleinkinder und Bildschirmmedien“ durch. Die Hauptzielgruppe des Angebots sind Fachberatungen und Leitungen von Kindertageseinrichtungen.
Die Anmeldefrist ist am 01.08.2017 abgelaufen. Die Termine sind ausgebucht.
Zum Hintergrund:
Die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Bildschirmmediennutzung durch Kleinkinder wird kontrovers diskutiert. Auch weil bisher nur wenig wissenschaftliche Erkenntnisse zu Auswirkungen eines frühen Bildschirmmedienkonsums vorliegen, suchen Eltern nach Orientierung und Unterstützung.
Pädagogische Fachkräfte sind als kompetente Ansprechpartner für Eltern gefordert und sehen sich in diesem Zusammenhang verschiedenen Herausforderungen gegenüber. Für diese Herausforderungen benötigen sie Unterstützung in Form von Informationen, Beratung und Austausch. Fachberatungen stellen einen wichtigen Bestandteil des Unterstützungssystems von Krippen und Kindertageseinrichtungen dar. Durch deren Fortbildung soll möglichst vielen Einrichtungen und Fachkräften eine themenspezifische Unterstützung und Beratung zugänglich gemacht werden.
Schwerpunktthemen der Fortbildung sind u.a. der aktuelle Forschungsstand zum Bildschirmmedienkonsum von Kleinkindern und dessen Einfluss auf die kindliche Entwicklung und der Umgang mit Bildschirmmedien in Familie. Ein weiterer Bestandteil ist die Einführung in Praxismaterialien für Krippen und Kindertageseinrichtungen zur Unterstützung der Elternarbeit und des Austauschs im Team. Die Praxismaterialien basieren auf Erkenntnissen aus dem neu entwickelten und evaluierten Elternprogramm „Aktive Kinder“
In Projektphase 2 (2015 - 2016) hat das ZNL mit Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung Krippen und Kindertageseinrichtungen kostenfrei ein spezielles Elternprogramm angeboten. 33 Einrichtungen in verschiedenen Regionen Baden-Württembergs haben daran teilgenommen.
Worum geht es in dem Programm?
Das Programm soll Eltern von Kindern im Alter zwischen 1 und 3 Jahren bei einer aktiven Alltags- und Freizeitgestaltung mit ihrem Kind unterstützen. Neben der kindlichen Entwicklung und dem Einfluss von Spiel, Bewegung und Sprache auf die Entwicklung möchten wir im Rahmen des Programms auch das Thema Bildschirmmediennutzung aufgreifen. Bildschirmmedien spielen im Alltag von Kindern zunehmend eine Rolle. Bereits kleine Kinder kommen an verschiedenen Stellen mit Smartphones, Fernseher oder Computer in Berührung und interessieren sich dafür. Wie gehen Eltern damit um und wie beeinflussen Bildschirmmedien die familiäre Alltags- und Freizeitgestaltung? Darüber wollen wir mit Eltern ins Gespräch kommen.
Wie läuft das Programm ab?
Interessierte Eltern werden zu fünf Zeitpunkten zu verschiedenen Themen rund um die kindliche Entwicklung informiert. Dies findet im Rahmen einer interaktiven Elternabendreihe statt.
Bei den Elternabenden (Dauer ca. 1,5 Stunden) erhalten Eltern Informationen über die Entwicklung von Kindern und den Einfluss, den verschiedene Arten der Alltags- und Freizeitgestaltung auf die kindliche Entwicklung haben. Teilnehmende Eltern haben Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und erhalten vielfältige Hinweise und Materialen, die eine aktive Alltags- und Freizeitgestaltung unterstützen sollen. Durchgeführt werden die Elternabende von einer Expertin/einem Experten des ZNL. Ressourcenbedingt wird die Elternabendreihe nur in einer begrenzten Anzahl von Einrichtungen umgesetzt.
Um herauszufinden, inwiefern Eltern und Kinder von dem Programm profitieren, werden vor dem Programmstart und nach Programmende verschiedene Erhebungen durchgeführt.
In Projektphase 1 (2013 - 2014) wurde untersucht, womit Kinder unter sechs Jahren ihren Alltag verbringen. Im Zeitraum Mai bis August 2014 wurden Familien mit Kindern unter sechs Jahren über das Projekt informiert und um Teilnahme an einer Befragung gebeten. Anhand eines Fragebogens wurden Eltern und Erziehungsberechtigte zu Tätigkeiten ihres Kindes befragt (z.B. Bücher anschauen, spielen, mit Freunden zusammen sein, fernsehen). Auch die Medienausstattung im Haushalt, die Mediennutzung der Eltern, Familienregeln und die Zufriedenheit der Eltern mit der Mediennutzung des Kindes wurden erhoben.
1.086 Eltern und Erziehungsberechtigte haben an der Befragung teilgenommen. Wir danken allen Teilnehmern für ihre Unterstützung! Unter ihnen wurde ein Wertgutschein verlost.
Im Folgenden werden erste Ergebnisse der Elternbefragung vorgestellt.
Ergebnisse der Elternbefragung
Die Kinder, deren Daten in der Studie erfasst wurden, sind zu 39% unter drei Jahre und zu 61% zwischen drei und sechs Jahre alt. Die Geschlechterverteilung ist ausgewogen (52% Mädchen, 48% Jungen). Knapp die Hälfte der Kinder (45%) hat ältere Geschwister. Die Mehrheit der Kinder (92%) lebt in einem Haushalt mit zwei Erwachsenen. Unter der Woche ist in 75% der Familien während der Familienbetreuung ein Erwachsener anwesend. Am Wochenende sind in 91% der Familien zwei oder mehr Erwachsene zu Hause. 71% der Kinder werden mindestens 16 Stunden in der Woche fremdbetreut (0-3 Jahre: 44%, 3-6 Jahre: 88%).
Womit beschäftigen sich Kinder unter sechs Jahren in ihrem Alltag außerhalb von Fremdbetreuung?
Laut unserer Umfrage verbringt ein Kind unter sechs Jahren außerhalb von Fremdbetreuung die meiste Zeit des Tages mit Spielen. Auf dem zweiten Rang folgen bei den Drei- bis Sechsjährigen Treffen mit Freunden. Bei den Unterdreijährigen dominiert hier noch der Mittagsschlaf. Das Zubereiten und Einnehmen gemeinsamer Mahlzeiten nimmt bei beiden Gruppen gleich viel Zeit am Tag ein. Während Kinder über drei Jahre sich etwas länger mit Büchern und Basteln beschäftigen, sind Kinder unter drei Jahren mehr beim Einkaufen dabei. Musikalische Betätigungen wie z.B. singen und sich ausruhen (ohne Mittagsschlaf) nehmen nur wenig Zeit in Anspruch.
Veröffentlichungen
Sturmhöfel, N., Otto, M., & Fäsche, A. (2017). "Aktive Kinder" - Der Umgang mit und Einfluss von Bildschirmmedien im Kleinkindalter. Kita Aktuell spezial, 18(5), 185-191.
Sturmhöfel, N., Fäsche, A., Otto, M., & Arndt, P. (2017, August). How does screen media use influence toddlers´ social-emotional development? Poster presented at the 2nd Lancaster International Conference on Infant and Early Child Development, Lancaster, UK.
Sturmhöfel, N., Otto, M., & Fäsche, A. (2017, August). Media Consumption of toddlers. Poster presented at the 27th EECERA annual conference (EECERA), Bologna, Italy.
Schuler, S., Sturmhöfel, N., Otto, M., & Hille, K. (2015, September). Screen media use in early childhood. Poster presented at the 25th EECERA annual conference (EECERA), Barcelona, Spain.