Das Hormonzentrum (Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie) an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm (UKU) nahm gemeinsam mit 18 weiteren Kliniken und Praxen an einer Vergleichsauswertung des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm zur Versorgung und Therapie von Kindern mit einer angeborenen Schilddüsenunterfunktion teil. Die Ergebnisse wurden im Rahmen des halbjährlichen Treffens der Süddeutschen Kinderendokrinolog*innen – ausgerichtet am 28.06.2025 vom Hormonzentrum des UKU – vorgestellt. Die Bilanz fällt positiv aus, Verbesserungsbedarf besteht dennoch.
Die angeborene Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist eine seltene Erkrankung, bei der betroffene Kinder unter einer verminderten Produktion von Schilddrüsenhormonen leiden. Diese Hormone sind entscheidend für Wachstum, Entwicklung und Stoffwechsel – besonders im Kindesalter. Durch ein Neugeborenen-Screening wird die Erkrankung in der Regel bereits während der ersten Lebenstage festgestellt. Unbehandelt kann eine Schilddrüsenunterfunktion zu schweren körperlichen sowie geistigen Beeinträchtigungen und Schäden führen, daher ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend.
Aber wie ist die Versorgung und Behandlung von Kindern mit einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion in Deutschland und Österreich?
Dieser Frage ist das Hormonzentrum für Kinder und Jugendliche an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKU in Zusammenarbeit mit dem Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Uni Ulm sowie 18 weiteren Kliniken und Praxen nachgegangen. Dabei wurden die Daten aus dem nationalen Register für angeborene Hypothyreose, das vom Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm geleitet wird, ausgewertet und anschließend im Rahmen eines Kolloquiums präsentiert und diskutiert. Die Ergebnisse des diesjährigen Vergleichs machen Mut: „Die meisten Kinder mit einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion werden schon früh erkannt und erhalten dementsprechend schnell die richtige Behandlung“, so der Leiter der Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie und Vorsitzender des Zentrums für Seltene Erkrankungen (ZSE) am Universitätsklinikum Ulm, Prof. Dr. Martin Wabitsch.
Frühe Diagnose, schnelle Hilfe
Dank des Neugeborenen-Screenings wird die Erkrankung meist schon wenige Tage nach der Geburt mittels Blutprobe festgestellt. Fast alle betroffenen Kinder beginnen innerhalb von zwei Wochen nach dem ersten Test und der darauffolgenden Diagnose mit der Behandlung. So können eventuell eintretende schwere Entwicklungsstörungen verhindert werden.
Der Großteil der Kinder entwickelt sich mithilfe der geeigneten Therapie normal. Größe, Gewicht und Stoffwechselwerte liegen im Durchschnitt. Die Dosierung des Schilddrüsenhormons wird regelmäßig individuell angepasst.
Intelligenz: Gute Aussichten aber noch Luft nach oben bei den Tests
Etwa drei von vier registrierten Kindern mit Hypothyreose sind aktuell älter als 4 Jahre und sollten laut Expertenempfehlung einen Intelligenztest machen, um ihre kognitive Entwicklung zu überprüfen. Tatsächlich wurde aber nur bei weniger als 20% dieser Kinder ein solcher Test durchgeführt. Die dokumentierten Ergebnisse zeigen: Die meisten Kinder erreichen einen normalen IQ-Wert. „Bei der Testung der kognitiven Fähigkeiten, beziehungsweise der Häufigkeit dieser durchgeführten Tests, besteht auf jeden Fall noch Verbesserungsbedarf, damit alle Kinder die gleiche Chance auf eine optimale Förderung erhalten“, verdeutlicht Prof. Wabitsch.
„Insgesamt hat die Untersuchung bestätigt, dass die Versorgung von Kindern mit einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion in Deutschland und Österreich sehr gut funktioniert. Besonders erfreulich ist, dass die Krankheit bereits früh erkannt und behandelt wird. Bei der Nachsorge – etwa bei der Überprüfung der geistigen Entwicklung – gibt es jedoch noch Verbesserungsmöglichkeiten“, fasst Prof. Wabitsch abschließend zusammen.
Kontakte
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Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie
Hormonzentrum für Kinder und Jugendliche
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christian.denzer@uniklinik-ulm.de
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Prof. Dr. Martin Wabitsch
Universitätsklinikum Ulm | Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
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