CLIX: Baden-Württemberg stärkt KI-gestützte Prävention in Unterkünften für geflüchtete Menschen

Aufbau eines interdisziplinären Unterstützungssystems in Zusammenarbeit mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm

Baden-Württemberg startet mit CLIX ein bundesweit einzigartiges Projekt für Fachkräfte in Wohnunterkünften für Geflüchtete. Sie sollen Radikalisierungsprozesse frühzeitig erkennen und Menschen in psychosozialen Krisen helfen. Um diese Ziele langfristig zu erreichen, bietet CLIX zum einen landesweit Beratung und Schulungen für Fach- und Leitungspersonal in den Unterkünften an. Zum anderen wird ein auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierendes Tool (CLIX-KI) entwickelt, um die Handlungssicherheit des Personals im Alltag zu fördern und den Zugang zu passenden Unterstützungsangeboten zu erleichtern.

„Wir fördern dieses Projekt im Rahmen des Sicherheitspakets Baden-Württemberg mit rund zwei Millionen Euro. CLIX leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass Fachkräfte Radikalisierungstendenzen und psychosoziale Krisen frühzeitig erkennen und schwierige Situationen entschärfen können. Damit trägt CLIX nicht nur zur Sicherheit der Gesellschaft bei, sondern auch zum Schutz von Menschen in den Unterkünften selbst. Prävention bedeutet: Radikalisierungsrisiken rechtzeitig wahrnehmen, Gewalt verhindern und Vertrauen aufbauen“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha am Mittwoch (10. Dezember) in Stuttgart.

Die Federführung übernimmt die Fachstelle Extremismusdistanzierung (FEX) der Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Württemberg e. V. Sie baut gemeinsam mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm (UKU) und dem Institut für Business Analytics (IBA) der Universität Ulm ein interdisziplinäres Unterstützungssystem auf.

Fachkräfte in Unterkünften für geflüchtete Menschen sind täglich mit Situationen konfrontiert, die hohe Anforderungen stellen: Sie begleiten Menschen in schwierigen Lebenslagen und mit unsicheren Perspektiven. Viele von diesen haben traumatisierende Ereignisse auf der Flucht erlebt. „CLIX fördert das Verständnis für die Lebenslagen von Geflüchteten und sensibilisiert Fachkräfte vor Ort für den Umgang mit Belastungen und Krisen“, sagte Dr. Thea Rau, Projektleiterin am Universitätsklinikum Ulm. Gleichzeitig sollten Anzeichen von Radikalisierung oder psychischen Erkrankungen wahrgenommen werden, um darauf angemessen zu reagieren.

„Mit CLIX schaffen wir ein praxisnahes Unterstützungsangebot, das Fachkräfte im Alltag entlastet und Geflüchteten ein sicheres Umfeld bietet“, so Mathieu Coquelin, Leiter der Fachstelle Extremismusdistanzierung (FEX).

„Mit der CLIX-KI wird Fachkräften ein innovatives Tool zur wissenschaftlich fundierten Früherkennung und Prävention von Krisensituationen zur Verfügung gestellt. Durch die Verbindung von persönlicher Beratung und gezielter Qualifizierung der Fachkräfte mit KI schafft CLIX ein Unterstützungssystem, das bundesweit neue Maßstäbe in der Prävention setzt“, ergänzte Prof. Dr. Steffen Zimmermann vom Institut für Business Analytics (IBA) der Universität Ulm.

Mobile Fachberatung:
CLIX bietet mobile Fachberatung in allen Regierungsbezirken. Beratungsteams unterstützen Einrichtungen vor Ort bei der Einschätzung von Radikalisierungstendenzen, psychosozialen Krisen oder konflikthaften Situationen. Sie vermitteln passende Hilfsangebote und entlasten Fachkräfte präventiv und ressourcenorientiert.

Schulung:
CLIX-Schulungen vermitteln Handlungssicherheit im Umgang mit psychischen Belastungen sowie bei Anzeichen von Radikalisierung. Das Fortbildungsprogramm verbindet psychologische, pädagogische und sicherheitsrelevante Perspektiven und ist modular aufgebaut, so dass es auf die Bedarfe verschiedener Berufsgruppen – von Sozialarbeit über Unterkunftsleitung bis Sicherheitsdienste – zugeschnitten werden kann.

Künstliche Intelligenz:
Mit der CLIX-KI entsteht eine datenschutzkonforme Reflexions- und Entscheidungshilfe für den Arbeitsalltag des Fachpersonals in Unterkünften. Mit einem speziell entwickelten Chatbot unterstützt sie Fachkräfte durch strukturierte Leitfragen und Handlungsempfehlungen und entwickelt sich kontinuierlich auf Grundlage von Praxiserfahrungen weiter.

Weitere Informationen und Materialien finden Sie unter www.fexbw.de