Kopf-Hals-Tumorzentrum

Tumore des Larynx, Pharynx, der Lippen, Mundhöhlen, Speichedrüsen, Nasen- und Nasennebenhöhlen

ExpertInnen

- chirugisch

  • Profilbild von Univ. Prof. Dr. med. Thomas Hoffmann

    Univ. Prof. Dr. med. Thomas Hoffmann

    Ärztlicher Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie

  • Profilbild von Prof. Dr. med. Jens Greve

    Prof. Dr. med. Jens Greve

    Oberarzt

- radioonkologisch

  • Profilbild von Prof. Dr. med. Thomas Wiegel

    Prof. Dr. med. Thomas Wiegel

    Ärztlicher Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie

- internistisch

- nuklearmedizinisch

  • Profilbild von Prof. Dr. Ambros J. Beer

    Prof. Dr. Ambros J. Beer

    Ärztlicher Direktor der Klinik für Nuklearmedizin

- radiologisch

    Kopf-Hals-Tumorzentrum

    Das Kopf-Hals-Tumorzentrum der Universitätsklinik Ulm ist seit 2012 von der Deutschen-Krebsgesellschaft zertifiziert und ein überregionales Zentrum für die Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren in Deutschland. Pro Jahr werden nahezu 1000 Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren behandelt. Wöchentlich werden 15-20 Patienten mit Tumorerkrankung in der interdisziplinären Konferenz beraten. Es stehen modernste Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung in Zusammenarbeit der Kliniken und Institute für

    • Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie
    • Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
    • Strahlentherapie und Radioonkologie
    • Diagnostische und Interventionelle Radiologie
    • Innere Medizin III, Hämatologie und Onkologie
    • Pathologie
    • Nuklearmedizin
    • Neurochirurgie
    • Psychosomatik, Konsildienst Psychoonkologie

    Durch die enge Vernetzung wird eine optimale Behandlung der Patienten gewährleistet.

    Beschreibung der Erkrankung

    Unter Kopf-Hals-Tumoren werden im engeren Sinn Tumoren des Rachens (lateinisch: Pharynx), des Kehlkopfes (lateinisch: Larynx), der Lippe und der Mundhöhle aufgefasst, die aus der dort ortsständigen Schleimhaut, dem Plattenepithel, hervorgehen. Tumoren der Speicheldrüsen, Tumoren der Schilddrüse und die Tumoren der Nase und Nasennebenhöhlen sind seltener und werden aufgrund ihrer unterschiedlichen Entstehungsgeschichte, Gewebeart und Therapie oft innerhalb der Kopf-Hals-Tumoren gesondert behandelt.

    Auftreten der Erkrankung

    Das Neuauftreten von bösartigen Tumoren im Kopf -Hals-Bereich rangiert in der weltweiten Tumorrangliste unter den zehn häufigsten bösartigen Neubildungen, in Deutschland entspricht dies ca. 20-25.000 Neuerkrankungen pro Jahr und damit der 4.-häufigsten Krebserkrankung

    Ursachen und Risikofaktoren

    Auslösende Faktoren sind insbesondere Tabak, Alkohol oder deren Kombination, virale Infektionen (HPV, EBV), schädliche Substanzen wie Asbest, Holzstaub (Nasennebenhöhlen-Tumore), UV- und radioaktive Strahlen, ein geschwächtes Immunsystem schlechte Mundhygiene und chronische Reizzustände.

    Als ein wesentlicher, neu-identifizierter Risikofaktor wurde das Humane Papillom Virus (HPV) identifiziert. Es spielt eine wichtige Rolle für die Entstehung vor allem von Mandelkrebs (Oropharynxkarzinom). Betroffen sind insbesondere  jüngere Patienten ohne das  typische  Risikoprofil (Tabak, Alkohol). Neben den klassischen Therapieverfahren (Chirurgie, Strahlentherapie) befinden sich auch Impfstrategien (ähnlich wie beim Gebärmutterhalskrebs) in der Entwicklung

    Krankheitszeichen

    Oft suchen betroffene Patienten den Arzt in einem fortgeschrittenen Tumor-Stadium auf, da beispielsweise Tumoren im Rachenraum häufig erst spät Beschwerden machen. Auf der anderen Seite fallen Kehlkopf-Tumoren (insbesondere Stimmband) häufig durch die frühzeitig einsetzende Heiserkeit auf.

    Erste Symptome eines Kopf- Halstumors sind recht unterschiedlich:

    • Schluckbeschwerden
    • Schwellung am Hals
    • Heiserkeit
    • Mundgeruch
    • blutiger Auswurf
    • Atemnot
    • Einseitig behinderte Nasenatmung in Verbindung mit Nasenbluten
    • Gesichtsschmerzen, Sehveränderungen und Taubheitsgefühl

    Untersuchungen

    Untersuchungen

    Die HNO-ärztliche Untersuchung umfasst die u.a. eine orientierende Spiegelung der oberen Schluck-Atemstraße mit hochauflösenden Optiken (Endoskopen).

    Bildgebung:

    • Ultraschalluntersuchung der Halsweichteile und Lymphknoten
    • CT (Computertomogramm): sehr gute Knochendarstellung
    • MRT (Magnetresonanztomogramm, Kernspintomographie): sehr gute Weichteildarstellung
    • PET-CT (Positronenemissionstomographie-CT) bei „Krebs unklaren Ursprungs“ (CUP-Syndrom) oder einer Rezidiv-Situation (Wieder-aufgetretener Tumor). Diese ermöglicht, eine Stoffwechselanreicherung im Gewebe darzustellen wie sie bei Tumorwachstum entsteht.

    Endoskopie in Vollnarkose (Panendoskopie)

    Bei Tumorverdacht wird eine diagnostische Panendoskopie der oberen Luft- und Speisewege in Vollnarkose (2 Tage stationär) durchgeführt. Dabei erfolgt die Bestimmung der Tumorausdehnung und eine  Probenentnahme aus dem verdächtigen Gewebe.

    Klassifikation und Stadieneinteilung

    Um die am besten geeignete Therapie bestimmen zu können, muss vor Therapiebeginn die Größe des bösartigen Tumors, die Ausdehnung in lokale Lymphknoten am Hals und das Vorliegen von Fernmetastasen (Lunge, Leber) beurteilt werden.

    Die Einteilung der Tumoren erfolgt nach internationalen Kriterien der TNM Klassifikation, dabei wird nach World Health Organisation (WHO) eine generelle Unterteilung zwischen den Stadien I/II (lokal begrenzt) und III/IV (fortgeschritten) vorgenommen, da sich hierdurch eine wesentliche prognostische und therapeutische Bedeutung ergibt.

    Behandlungsmöglichkeiten

    Grundsätzlich sind das Ausmaß der Behandlung und die Erfolgsaussicht stark vom Stadium der Erkrankung abhängig. So haben kleine Tumoren im Stadium I hervorragende Heilungschancen. Mit steigendem Tumorstadium steigt auch der Behandlung-Aufwand, sowie die Notwendigkeit mehrere Behandlungsstrategien zu kombinieren.

    Tumorkonferenz

    Die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten werden vor Therapiebeginn interdisziplinär durch ein Expertenteam (Kopf-Hals-Chirurgie, Strahlentherapie, Onkologie, Pathologie, Radiologie, Nuklearmedizin) gemeinsam mit den betroffenen Patienten in einer  Tumorkonferenz besprochen. Nach Abwägung aller vorliegenden Besonderheiten wird dem Patienten eine hochindividuellen Therapieempfehlung nach den modernsten medizinischen Erkenntnissen angeboten.

    Die Tumorkonferenz findet montags von 14:15-15:30 Uhr statt - Patienten und ihre Angehörigen können daran teilnehmen.

    Bei bisher unbehandelten Patienten mit Kopf-HalsTumoren steht in der Regel die chirurgische und strahlentherapeutische Behandlung im Vordergrund. Bei frühen Tumorstadien ist häufig der Einsatz einer Therapieform ausreichend, wohingegen bei fortgeschrittenen Krankheitsformen eine Kombination vorgenommen werden muss.  Eine Chemotherapie oder eine immunmodulierende Antikörpertherapie wird ggf. mit der Strahlentherapie kombiniert, um deren Wirksamkeit zu erhöhen. Als Einzelbehandlung  kommen sie bei sehr fortgeschrittenen und ausbehandelten Befunden (Palliativ-Situation) zum Einsatz.

    Chirurgische Tumorentfernung

    Der Tumor wird nach Möglichkeit im Ganzen unter Einhaltung eines Sicherheitsabstandes von ca. 5 mm entfernt. Im Rahmen der Tumoroperationen kommen hochauflösende Operationsmikroskope, Endoskope, Laserverfahren und Hochpräzisionstechniken wie die Roboterchirurgie zum Einsatz. Je nach Tumorstadium erfolgt die einseitige oder beidseitige  Operation der Halslymphknoten („Filterstation“). Je nach Ausdehnung des Tumors ist  ggf. ein vorrübergehender Luftröhrenschnitt erforderlich, der häufig  während des stationären Aufenthaltes wieder verschlossen werden kann. Je nach Tumorstadium wird eine  Bestrahlung angeschlossen, um die Heilungschancen zu erhöhen.

    Die moderne Tumorchirurgie fokussiert neben der notwendigen Radikalität vor allem auf die Rekonstruktion und den Funktionserhalt. Hierfür steht das gesamte Repertoire der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie zur Verfügung.  

    Strahlentherapie

    In Abhängigkeit von Befundausdehnung, Gesundheitszustand und Wunsch des Patienten kann auf nicht operative Verfahren in der Regel einer Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie (simultane Radiochemotherapie) oder Immuntherapie durchgeführt werden. Um Nebenwirkungen zu reduzieren wird die Gesamtbestrahlungsdosis (ca. 70 Gy) nicht an einem Tag, sondern über 6-7 Wochen verteilt gegeben. Typischerweise  erfolgt die Therapie  in der sog.  hochmodernen IMRT-Technik (Intensitäts-Modulierte Strahlentherapie), die es ermöglicht Risikostrukturen wie die Speicheldrüsen und das Rückenmark bei gleicher Tumorwirkung zu schützen.

    Chemotherapie und Immuntherapie

    Die klassische Chemotherapie kommt entweder in Kombination mit der Strahlentherapie als Wirkungsverstärker in der heilenden Ersttherapie zum Einsatz. Hierbei werden häufig Platin-haltige Substanzen wie Cisplatin oder Carboplatin verwendet. Ein Haarausfall ist nicht zu erwarten, die möglichen Schädigungen  an Nieren und Hörorgan können durch sorgfältige Überwachung vermieden werden.

    Die Immuntherapie stellt einen relativ neuen Ansatz dar und ist ein großer Schritt in Richtung individualisierter Tumortherapie. Hierbei werden Antikörper gegen Eiweiße auf der Tumoroberfläche, wie zum Beispiel der Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) verwendet. Hierdurch kann das Tumorwachstum verzögert oder in Kombination mit der Strahlentherapie komplett gestoppt werden. Weitere, sehr vielversprechende Therapien gegen  die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren (z.B. PD-1, PD-L1) kommen im Rahmen von klinischen Studien zum Einsatz.

    Klinische Studien

    Tumorerkrankungen werden nach Möglichkeit im Rahmen von klinischen Studien behandelt. Hierbei wird die best-mögliche Standard-Therapie mit neuartigen noch weiter überlegenen Therapien verglichen. Patienten, die an klinischen Studien teilnehmen, werden noch sorgfältiger überwacht sowie engmaschig vom zuständigen Prüfarzt betreut und erhalten eine optimierte Behandlung. Die qualifizierteStudienzentrale des Kopf-Hals-Tumorzentrums ist DIN EN ISO 9001 zertifiziert und in die Studienzentrale des CCCU integriert.

    Nachsorge

    Die engmaschige Tumornachsorge umfasst mehrere Aspekte:

    • frühzeitiges Erkennen eines Wiederauftretens des Tumors und / oder Zweittumoren
    • Kontrolle und ggf. Einleitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Organfunktion  (z.B.  Stimm-  und Schlucktraining)
    • Hilfestellung bei der Reintegration in das soziale und berufliche Umfeld
    • Schmerztherapie
    • Psychoonkologie

    Bei jeder Nachsorgeuntersuchung wird eine gründliche klinische Untersuchung durchgeführt.

    Zusätzlich wird regelmäßig eine bildgebende Diagnostik (Ultraschall, CT, MRT) zum Ausschluss eines  Neuauftretens des Tumors oder Tochterabsiedlungen durchgeführt. Bei unklaren oder verdächtigen Befunden erfolgt eine Probeentnahme, ggf. Röntgenuntersuchung oder auch eine Untersuchung in Narkose.

    Die Abstände der Nachsorgetermine hängen von der Aggressivität des Tumors, seinem Sitz sowie seiner Ausdehnung ab. Meist werden für das erste Jahr 1-3-monatige Abstände,  später  6-monatige  Abstände  und  ab  dem fünften Jahr jährliche Abstände empfohlen.

    Die Tumornachsorge erfolgt in enger Zusammenarbeit mit niedergelassenen HNO-Fachärzten und - neben den weiter an der Therapie beteiligten Fachdisziplinen
    (z.B. Strahlentherapeuten) - selbstverständlich auch zusammen mit dem Hausarzt.

    Prognose

    Der Therapieerfolg ist im Wesentlichen abhängig von der Lokalisation und dem Stadium des Tumors. Die beste Prognose haben kleine umschriebene Tumoren des Kehlkopfs. Das Vorhandensein bzw. die Abwesenheit von Absiedlungen in Halslymphknoten zum Zeitpunkt der Diagnose ist ebenfalls eine wichtiger prognostischer Faktoren. Durch die interdisziplinäre Therapie unter Verwendung modernster therapeutischer Wirkprinzipien können aber auch viele Tumoren in fortgeschrittenen Stadien geheilt bzw.  auf Jahre zurückgedrängt werden.

    Entscheidend ist neben einer frühzeitigen Entdeckung des Tumors auch dessen zeitnahe Behandlung, was durch optimierte Diagnostik- und Behandlungsabläufe innerhalb des zertifizierten onkologischen Kopf-Hals-Zentrums gewährleistet ist.

    Die HNO-Klinik ist integraler Bestandteil und Motor des zertifizierten Kopf-Hals-Tumorzentrums und bietet betroffenen Patienten die höchste Behandlungsqualität und modernste Techniken. Dies geschieht durch den maximalen Einsatz seiner Mitarbeiter in Klink, Forschung und Lehre, und wird zusätzlich durch die Exzellenzinitiative und Förderung des Onkologischen Spitzenzentrums Comprehensive Cancer Centers Ulm (CCCU)  ermöglicht.

    Termine zur Erstbeurteilung erhalten Sie über die Hochschulambulanz der HNO-Universitätsklinik nach Zuweisung durch Ihren HNO-Facharzt oder Hausarzt.

    Tumorpatienten erhalten bevorzugte Termine