Tympanoplastik

 

Eine Tympanoplastik ist erforderlich, wenn Defekte im Trommelfell, Narbenstränge im Mittelohr oder Unterbrechungen der Gehörknöchelchenkette zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit führen.

Nach Wullstein werden insgesamt 5 verschiedene Formen (Tympanoplastik Typ I bis V) unterschieden, wobei im klinischen Alltag nur Typ I bis Typ III relevant sind. 

 

Eine Tympanoplastik Typ I oder „Myringoplastik“ wird durchgeführt, wenn die Gehörknöchelchenkette intakt ist und lediglich Löcher im Trommelfell verschlossen oder Narbenstränge gelöst werden müssen.

Es wird hierzu die Gehörgangshaut eingeschnitten und zusammen mit dem Trommelfell zur Seite geklappt. Anschließend hat man unter dem Mikroskop durch den Gehörgang einen guten Blick auf das Mittelohr und die Gehörknöchelchenkette. Nach Anfrischen der Perforationsränder wird der Trommelfelldefekt mittels Muskel- oder Knorpel(haut) unterfüttert und anschließend wieder zurückgeklappt. Eine Tamponade im Gehörgang schützt das Ohr und verbleibt für 2-3 Wochen.


Eine Tympanoplastik Typ II nach Wullstein wird nur noch selten durchgeführt. Im Rahmen dieses Eingriffes erfolgt eine Verstärkung oder Rekonstruktion der Verbindung zwischen Amboss und Steigbügel (Stapedoinkudialgelenk).


Wesentlich häufiger führen wir allerdings einen Ersatz arrodierter Gehörknöchelchen durch (Tympanoplastik Typ III). Je nach Ausmaß der Zerstörung der Mittelohrstrukturen wird  eine totale (TORP) oder partielle (PORP) Rekonstruktion der Gehörknöchelchen mit Titanprothesen oder einem umgeformten Ambosskörper vorgenommen.

Erfahrenen Ohroperateuren steht intraoperativ ein breites Prothesenportfolio marktführender Hersteller an unserer Klinik zur Verfügung. Mittlerweile werden aber nahezu ausschließlich Titanprothesen verwendet, da sie lt. aktueller Studienlage die beste Schallübertragungseigenschaften aufweisen.

Alle dargestellten Eingriffe können in örtlicher Betäubung durchgeführt werden, erfolgen aber üblicherweise in unserer Klinik in Vollnarkose.

Die weiteren Typen nach Wullstein besitzen mittlerweile keine klinische Relevanz mehr und werden hier nur der Vollständigkeit halber aufgeführt: Bei Typ IV wird nur eine kleine flache Pauke ohne Gehörknöchelchen rekonstruiert. Bei Typ V erfolgt die Bildung eines neuen Innenohrfensters.

 

Sanierende Ohr-OPs bei Cholesteatom

 

Als „Cholesteatom“ versteht man eine chronische Knocheneiterung des Mittelohres, bei der sich Hornhaut in einer Tasche im Mittelohr ansammelt und zu einer chronischen Entzündung führt, welche das Mittelohr und benachbarte Strukturen (Innenohr, Gesichtsnerv, Schädelbasis) zerstören und schwerwiegende Entzündungen (Meningitis, (Hirn-)Abszesse) bis hin zu Thrombosen hervorrufen kann.

Bei der Ohrinspektion zeigen sich entweder schuppige „Massen“ oder Defekte am Trommelfelldach, eine stinkende Sekretion oder einfach nur eine Vorwölbung des Trommelfelles.

Die Therapie dieser Erkrankung ist immer operativ. Das Ziel dieser sanierenden Ohr-OPs ist eine vollständige Entfernung der Cholesteatommatrix. Je nach Ausdehnung des Befundes kann der Eingriff über den Gehörgang oder über einen Schnitt hinter dem Trommelfell erfolgen.

Ähnlich der Tympanoplastik (s.o.) wird bei einem Zugang über den Gehörgang das Trommelfell zur Seite geklappt und das Mittelohr inspiziert. Anschließend wird das Cholesteatom nach Möglichkeit vollständig entfernt. Mitbetroffene Gehörknöchelchen und Trommelfellanteile müssen ggf. ebenfalls mitreseziert werden. Wenn zur besseren Übersicht auch Anteile der hinteren Gehörgangswand weggebohrt werden verbleibt eine große Höhle in Richtung Felsenbein (Knochen hinter dem Ohr), welche Kontakt zum Gehörgang hat. Neben einer Entfernung des Cholesteatoms und Rekonstruktion des Trommelfells wird deshalb üblicherweise auch die hintere Gehörgangswand mittels Knorpel(haut)stückchen rekonstruiert (canal wall up-Technik). In manchen Fällen (zB. bei Wiederholungseingriffen oder großen Choelsteatomen) kann es notwendig werden, auf die Gehörgangsrekonstruktion zu verzichten (canal wall down-Technik, Anlage einer Radikalhöhle). In diesem Fall verbleibt eine große Höhle, die später über den Gehörgang eingesehen werden kann und die Früherkennung von Rezidiv-Cholesteatomen erleichtert. Als großer Nachteil dieses Vorgehens ist zu sehen, dass der Patient regelmäßig zur Ohrreinigung zum HNO-Arzt gehen muss und nicht mehr schwimmen oder tauchen darf.

Bei sehr ausgedehnten Cholesteatomen erfolgt manchmal (zusätzlich) ein Schnitt hinter der Ohrmuschel. Anschließend wird der Knochen hinter dem Ohr ausgebohrt, bis man auf die Cholestatommassen trifft. Der Vorteil dieses Zugangsweges ist eine bessere Übersicht und Kontrolle möglicher weiterer Cholesteatomtaschen.

Unabhängig vom Zugangsweg erfolgt eine erforderliche Hörverbesserung häufig erst nach 10-12 Monaten im Rahmen eines weiteren operativen Eingriffs, welcher gleichzeitig zum Ausschluss eines erneuten Cholesteatoms-Wachstums dient (second look-OP).
Auch dieser Eingriff erfolgt nahezu ausschließlich in Vollnarkose. Nach der OP verbleibt eine Tamponade für 2-3 Wochen im Gehörgang.

 

Explorative Tympanotomie und Abdichtung der Rundfenstermembranruptur

 

Einige Patienten klagen im Rahmen eines Hörsturzes gleichzeitig über akut aufgetretenen Drehschwindel.

Wenn sich bei der HNO-ärztlichen Untersuchung und der durchgeführten Diagnostik neben der Hörverschlechterung eine Funktionsstörung des Gleichgewichtsorganes auf der betroffenen Seite zeigt, erfolgt eine Eröffnung des Mittelohres über den Gehörgang. Anschließend wird die Rundfenstermembrannische aufgesucht und auf einen Membrandefekt hin untersucht. Nach Abdichtung mittels Bindegewebe wird das Trommelfell wieder zurückgeklappt und der Gehörgang tamponiert. Die Tamponade verbleibt ca. 2 Wochen im Gehörgang.

Ziel der Operation ist es, den Austritt der Innenohrflüssigkeit über den Rundfenstermembrandefekt zu verhindern und damit die Mangelversorgung der Innenohrzellen als Auslöser der Hörminderung und des Schwindels zu beheben.
Aufgrund der kurzen OP-Dauer und der guten lokalen Betäubungsmöglichkeit erfolgt der Eingriff üblicherweise am wachen Patienten in örtlicher Betäubung.