Spezialsprechstunde für Botulinumtoxin Therapie

 

Botulinumtoxin ist das stärkste bekannte Gift, es wird von dem Bakterium Clostridium botulinum gebildet. Es wirkt durch eine Unterbrechung der Impulsübertragung vom Nerv zum Muskel und führt dadurch zu Lähmungen der Muskulatur. Etwa seit 1982 wird Botulinumtoxin in der Medizin zur Behandlung von unwillkürlichen Muskelkontraktionen im Rahmen von Dystonien oder spastischen Lähmungen eingesetzt, aber auch ein vermehrter Speichelfluss oder übermäßiges Schwitzen können effektiv behandelt werden.

Dystonien

Dystonien kennzeichnen sich durch unwillkürlich auftretende Muskelkontraktionen die eine lang andauernden (tonischen) oder schnell ablaufenden (phasischen) Bewegungsablauf haben können. Dystonien können sich auf eine einzelne Körperregion (z.B. Schreibkrampf) beschränken (fokale Dystonien) aber auch mehrere Regionen (multifokal/multisegmental) bis hin zu einem generalisierten Auftreten einbeziehen. Vor allem die fokalen und multifokalen Formen der Dystonie sind einer Behandlung mit Botulinumtoxin zugänglich. Zuvor sollten andere (behandelbare) Erkrankungen in deren Rahmen Dystonien auftreten können (z.B. M. Wilson, Segawa-Syndrom)  ausgeschlossen werden.
Die zervikale Dystonie gehört zu den häufigsten Dystonie-Formen. Sie ist gekennzeichnet durch eine unwillkürliche Anspannung der Hals- und Nackenmuskulatur mit folgender abnormer Haltung. Neben den oft vorhandenen starken Schmerzen und Folgeschäden im Bereich der Wirbelsäule ist die Krankheit oft stigmatisierend und kann auch die Ausübung des Berufes verhindern. Die Behandlung mit Botulinumtoxin ist Mittel der Wahl bei der zervikalen Dystonie. Ein für den Patienten zufriedenstellendes Ergebnis wird von 60-90% der Patienten berichtet.

Profilbild von Dr. med. Panteha Fathinia-Grafl

Dr. med. Panteha Fathinia-Grafl

Oberärztin

Profilbild von PD Dr. med. Mona Laible

PD Dr. med. Mona Laible

Oberärztin

Blepharospasmus

Die Behandlung  mit Botulinumtoxin ist mittlerweile international die Therapie der Wahl für den Blepharospasmus. Dabei werden Injektionen an den Rändern des Ober- und Unterliedes unter die Haut gesetzt.

Spastische Lähmungen

Spastische Lähmungen sind die Folge einer Schädigung der für die Kraftentwicklung zuständigen Bahnen des zentralen Nervensystems, insbesondere der sogenannten Pyramidenbahn im Bereich des Gehirns und des Rückenmarks. Die Ursachen für eine solche Schädigung sind vielfältig. Sie umfassen neben Lähmungen nach Schlaganfall, Hirnblutung oder Querschnittslähmungen ebenso frühkindliche Hirnschäden (infantile Zerebralparese) und chronische Erkrankungen wie die Multiple Sklerose oder die Amyotrophe Lateralsklerose. Je nach Ausmaß der Spastik kann durch die Behandlung mit Botulinumtoxin die Funktionsfähigkeit der betroffenen Muskeln verbessert werden oder aber eine linderung von Schmerzen sowie eine Verbesserung der Pflege erreicht werden.

Vermehrter Speichelfluss (Sialorrhoe)

Der vermehrte Speichelfluss wird entweder durch eine erhöhte Speichelproduktion oder eine verringerte Schlucktätigkeit verursacht.  Während eine primär erhöhte Speichelproduktion eher selten ist, ist gerade bei neurodegenerativen Erkrankungen wie dem M. Parkinson, den atypischen Parkinson Syndromen und der Amyotrophen Lateralsklerose die Sialorrhoe auf eine Schluckstörung mit reduzierter Fähigkeit, den gebildeten Speichel zu schlucken zurückzuführen.
Es kommt dadurch zu einer Reihe von negativen Auswirkungen mit Behinderung des Sprechens, ungewolltem Herauslaufen des Speichels aus dem Mund und ständig benetzter Kleidung. Auch steigt die Gefahr von teils schweren Infektionen, wenn der Speichel durch die Schluckstörung begünstigt in die Lunge gelangt.
Durch eine gezielte Behandlung einer oder mehrerer der jeweils paarig angelegten Speicheldrüsen (Glandula submanidbularis, Glandula parotis, Glandula sublingualis) mit Botulinumtoxin kann die Speichelproduktion reduziert werden, ohne dass es zu einer zu starken Mundtrockenheit kommt. Bei der Gruppe der Parkinson Syndrome ist aufgrund der bei diesen Erkrankungen oft ausgeprägten Nebenwirkungen der weiteren medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten (Scopolamin-Pflaster) die Therapie mit Botulinumtoxin mittlerweile Therapie der ersten Wahl. Aber auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie z.B. der Amyotrophen Lateralsklerose kann diese Therapie bei nicht befriedigener Wirksamkeit der anderen Medikamente eingesetzt werden.

Hyperhidrosis

Die vemehrte lokal begrenzte Schweißneigung ist relativ häufig und betrifft meist Hände, Füße oder Achselhöhlen. Oft kommt es dadurch zu Einschränkungen im Alltag z.B. durch große Schweißstellen auf Kleidungsstücken oder immer feuchten Händen beim Händedruck.
Die fokale Behandlung der betroffenen Regionen mit Botulinumtoxin ist eine meist sehr gut wirksame und relativ nebenwirkungsarme Möglichkeit der Therapie. Dabei werden geringe Dosierungen des Medikaments direkt unter die Haut an den betroffenen Stellen appliziert. Bei der Therapie im Bereich der Hände und Füße gilt es zu bedenken, dass aufgrund der starken Schmerzhaftigkeit dieser Körperregionen, oft eine Behandlung unter lokaler Anästhesie notwendig ist.

Zurück zur Übersicht