Geschichte und Geschichten

Der „Vertrag zur Übernahme der städtischen Krankenanstalten Ulm durch das Land Baden-Württemberg“ markiert die Geburtsstunde des Universitätsklinikums Ulm. Der Übernahmevertrag ist auf den 1. Januar 1982 datiert, mit der Schreibmaschine getippt, zwei rote Siegel prangen darauf.

Heute ist das Klinikum von der medizinischen und der wissenschaftlichen Landkarte der Region und des Landes nicht mehr wegzudenken. Mit seinen 29 Kliniken und 15 Instituten bietet es den Patient*innen der Region und darüber hinaus eine stationäre und ambulante Krankenversorgung auf höchstem Niveau.

2012 wurde der Neubau der Chirurgie eingeweiht und in Betrieb genommen. Nach vier Jahren Bauzeit können Patient*innen nun die besseren Versorgungsmöglichkeiten und neue Serviceangebote wahrnehmen. Der Umzug der Kliniken vom Safranberg auf den Eselsberg mit mehr als 100 Patienten im laufenden Betrieb war eine logistische Herausforderung, die alle Beteiligten sehr gut meisterten.

Am 18. Mai 2012 zog die Klinik für Dermatologie in das neue Gebäude am Oberen Eselsberg. Am 15. Juni folgten weitere sechs Kliniken mit 118 Patienten. Der Umzug verlief planmäßig und reibungslos, alle Patienten kamen bis 12:20 Uhr wohlbehalten in ihren neuen Zimmern an.

Die neue Chirurgie IDermatologie entstand in vier Jahren Bauzeit im Zeit- und Kostenplan. Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Inneren Medizin, beide Einrichtungen sind durch einen neuen gemeinsamen Haupteingang erschlossen. 

Der Grundstein für den Neubau wurde am 10. April 2008 im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Günter H. Oettinger gelegt, am 28. April 2010 haben wir das Richtfest in Anwesenheit von Landesfinanzminister Willi Stächele und Landessozialministerin Dr. Monika Stolz gefeiert. Am 10. Mai 2012 fand die Einweihungsfeier mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann statt.

Bildergalerie Neubau Chirurgie

Rückblick von Albert Schira († 2019), von 1982 bis 2006 Verwaltungs- bzw. Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums Ulm, aus dem Jahr 2007:

Sanierungsbedürftige Gebäude, aber hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernahm das Land am 1. Januar 1982 bei der Gründung des Universitätsklinikums Ulm von der Stadt. Albert Schira, von 1982 bis 2006 Verwaltungs- bzw. Kaufmännischer Direktor am Universitätsklinikum erinnert sich.

Der Übernahmevertrag liegt griffbereit in der Schreibtischschublade

Bis 1981 gab es noch kein Universitätsklinikum. Die Professoren waren im Nebenamt als städtische Chefärzte in den Städtischen Krankenanstalten beschäftigt. Die Poliklinik lag in der Trägerschaft der Universität, und einzelne Kliniken wie Dermatologie, Röntgen, HNO und Augen waren von der Bundeswehr geführt. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer die Initiative zur Übernahme der Städtischen Krankenanstalten als Landesklinikum wirklich ergriffen und den erforderlichen Nachdruck eingebracht hat.

Der damalige Oberbürgermeister war Vorsitzender der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft, und seine Städtischen Krankenanstalten lagen ihm sehr am Herzen. Es gab jedoch innerhalb der Stadtspitze und im Gemeinderat auch Vertreter für die Überführung in die Landesträgerschaft. Ich denke hier an den Ersten Bürgermeister Dr. Gerhard Stuber und an den Fraktionsvorsitzenden Udo Botzenhart, auch der spätere Oberbürgermeister und damalige Staatssekretär Ernst Ludwig hat eine wichtige Rolle gespielt. Ich war als Beauftragter der Universität  für die Übernahme der Städtischen Krankenanstalten bei allen Verhandlungen mit dabei und habe noch den bemerkenswerten Übernahmevertrag von 1981 im Schreibtisch liegen.

Vom Rumpfklinikum zur Vollversorgung

Es war immer die Politik aller Klinikumsvorstände, aus unserem Rumpfklinikum ein Haus mit komplettem Fächerspektrum zu machen. Dabei wurden einige Schmalspurlösungen als Einstiegshilfen benutzt und andere Bereiche waren von vorneherein gut angelegt. Jedenfalls musste jeder Schritt ertrotzt und erschlichen werden, und unser heute annähernd komplettes Fächerspektrum mit Herzchirurgie und Neurochirurgie, Psychiatrie und Neurologie und kompletter Zahnklinik kann sich durchaus sehen lassen.

... Ja, selbst eine selbständige Abteilung für Kardiologie wurde in der Inneren Medizin erst möglich, als der Neubau Innere Medizin 1988 fertig gestellt war, und die Strahlentherapie ist auch später aufgebaut worden. Weitere erst nach der Klinikumsgründung zugefügte Fächer sind Kinder- und Jugendpsychiatrie, Rechtsmedizin, Medizinische Mikrobiologie, Naturheilkunde und Klinische Pharmakologie und die Schulen für Diätassistenz, Hebammen, Logopädie, Dokumentation, Radiologieassistenz und Operationstechnische Assistenz.

Es sind aber auch Abteilungen aufgelöst worden, z.B. war die Kinderklinik von ehedem vier Chefärzten, die Frauenklinik von zwei Chefärzten geleitet, und nur ein beherztes Eintreten von Prof.Ernst-Friedrich Pfeiffer im Wissenschaftsministerium hat die damals moderne und von den Gremien schon beschlossene Kleinstaaterei mit acht Abteilungen in der Inneren Medizin verhindert.

Kein Raum ist heute noch so wie 1982

Am besten kann man den Lauf der Zeit an Gebäuden verfolgen. Es gibt wohl keinen Raum in unserem Universitätsklinikum, der noch so gestaltet und so genutzt ist wie vor 25 Jahren. Der Safranberg ist nicht mehr wieder zu erkennen. Bis 1988 enthielt er 564 Betten für Innere Medizin und Chirurgie, heute erscheint er nach manchen Zubauten und Veränderungen für die Chirurgie allein zu klein. Der Patientenkomfort ist immer noch unzureichend, aber gegenüber den 8-Bett-Zimmern von 1982, dem völlig desolaten und störungsanfälligen technischen Versorgungsnetz, der undichten Dacheindeckung, den Bombenschäden im Dachstuhl (1982!) und der hässlichen Außenfassade sind die Verhältnisse heute fast paradiesisch. 

Auch der Michelsberg ist nicht mehr, was er war.  Der Neubau für Onkologie und das neue Bettenhaus in der Kinderklinik, der Neubau der OP-Abteilung und des Kreißsaals der Frauenklinik, der Neubau der gesamten HNO-Klinik und der Augenambulanz sind Ergänzungen zu den Komplettsanierungen in der Urologie, Augenklinik, Frauenklinik und Kinderklinik.  Am Oberen Eselsberg liegt natürlich die Zukunft des Klinikums.  Es hat mit der Medizinischen Klinik, Strahlentherapie, Zahnklinik und dem Verwaltungsgebäude bereits Fuß gefasst, der Neubau der Chirurgie ist konkret.

Zahlen sprechen für sich

Die an Gebäuden und Strukturen dargestellte 25-jährige Entwicklung zeigt sich ganz dezidiert an Merkmalen: Am 1.1.1982 führte das Universitätsklinikum 951 Planbetten – heute, 2007, sind es 1128.  Die Zahl unserer stationären Patienten ist von 27.000 auf rund 40.000 angestiegen und die Verweildauer von 11 auf  7,7 Tage gesunken.

Am erfreulichsten ist die Zahl der Mitarbeiter. Während 1982 noch 2599 Mitarbeiter beschäftigt waren, sind inzwischen etwa 5400, unter Einrechnung der Drittmittelstellen etc. fast 6000 qualifizierte Arbeitsplätze in Ulm nachgewiesen. Das „ländliche“ Universitätsklinikum musste 1982 mit einem Verlustvortrag der Städtischen Krankenanstalten aus 1981 in Höhe von umgerechnet 9,1 Millionen Euro starten. Dank günstiger Verhältnisse haben wir den Rückstand schnell aufgeholt und seitdem schwarze Zahlen geschrieben.

Ich bin dankbar, dass ich für die Universität und das Klinikum 32 Jahre arbeiten durfte. Ich wünsche der Universität und dem Klinikum eine gute Entwicklung.