Versorgungsforschung chronische tumorassoziierte Schmerzen
Schmerzerleben und Lebensqualität bei Patient*innen mit Tumorerkrankung
Hintergrund
Im Rahmen von Tumorerkrankungen leiden ca. 20-30 % der Patient*innen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose unter Schmerzen. Dieser Anteil nimmt mit fortschreitender Erkrankung zu. Die Schmerzen können dabei durch die Folgen der Tumorerkrankung selbst, durch die stattgehabte Therapie oder durch Folgeerkrankungen bedingt sein. Aufgrund von Fortschritten in Früherkennung, Diagnostik und v.a. onkologischer Therapie steigt erfreulicher Weise die Zahl der Überlebenden nach Tumorerkrankungen. Patient*innen, die das Tumorleiden fünf und mehr Jahre überlebt haben, werden als Krebs-Langzeitüberlebende bzw. long-time-survivors bezeichnet. Bereits jetzt leben laut Robert-Koch-Institut ca. 2,6 Mio. sogenannter long-time-survivors in Deutschland, von denen zwischen 30 und 40 % unter chronischen tumorassoziierten Schmerzen leiden. Neben den auch bei nicht-tumorbedingten Schmerzen bekannten Chronifizierungsfaktoren, finden sich zudem körperliche (z.B. tumorbedingte Sensibilisierungsprozesse im schmerzverarbeitenden System) und psychische (z.B. Rezidivangst, Schmerz als „Preis für das Überleben“) tumorspezifische Risikofaktoren für eine Chronifizierung von Schmerzen. Ebenso hat auch bei Patient*innen mit tumorassoziierten Schmerzen das biopsychosoziale Schmerzmodell Gültigkeit. Jedoch existieren wenige Daten über Unterschiede bzgl. Schmerzerleben, schmerzbedingter Beeinträchtigung und Lebensqualität zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Tumorerkrankung (während onkologischer Ersttherapie, bei Progress oder Rezidiv, als long-time-survivor). Zudem ist unklar, ob sich diese im zeitlichen Verlauf verändern.
Design:
Querschnittliche, quantitative Fragebogenerhebung (digital bzw. papiergestützt) bei Patient*innen der Sektion Schmerztherapie und bei Krebsselbsthilfegruppen
Ziel:
Erfassung möglicher Spezifika in der Wahrnehmung des Schmerzerlebens, der schmerzbedingten Beeinträchtigungen, psychischer Folge-/Begleiterkrankungen sowie der Lebensqualität von Patient*innen mit Tumorerkrankung.
Datenerhebung:
Abgeschlossen, Auswertung läuft
Link:
https://drks.de/search/de/trial/DRKS00032207/details;jsessionid=8E968899E69CA3744572604D73F4BE53
Studienleitung:
Dr. med. Hannes Hofbauer (hannes.hofbauer@uniklinik-ulm.de), Dr. rer. nat. Felicitas Rapp (felicitas.rapp@uniklinik-ulm.de)
Spezifische Therapiebedarfe von long-time-survivors mit chronischen tumorassoziierten Schmerzen und Entwicklung eines spezifischen Therapieangebotes
Hintergrund
Zwischen 30 und 40 % der Langzeit-Krebsüberlebenden bzw. long-time-survivors (Betroffene die nach > 5 Jahren nach Tumorerstdiagnose noch leben) leiden unter chronischen tumorassoziierten Schmerzen. Die interdisziplinäre, multimodale Schmerztherapie gilt als effektivster Therapieansatz bei chronifizierten Schmerzen, wobei für Patient*innen mit chronischen, nicht-tumorbedingten Schmerzen etablierte Therapieangebote existieren. Diesem multidisziplinären Therapieansatz liegt das biopsychosoziale Schmerzverständnis zugrunde. Aufeinander abgestimmte, mehrheitlich nicht-medikamentöse psychotherapeutische und körperlich-aktivierende Therapieelemente sollen neben dem Ziel der Schmerzreduktion v.a. auch eine Verbesserung der Funktionsbeeinträchtigung erreichen. Allerdings gibt es für Patient*innen mit chronischen, tumorassoziierten Schmerzen bislang kaum spezifische multimodale Schmerztherapieangebote. Darüber hinaus ist zur Entwicklung eines Zielgruppen-spezifischen Therapieangebots zu wenig über die Bedarfe der Patient*innen bekannt.
Design:
Qualitative Studie; leitfadengestützte, semistrukturierte Telefoneinzelinterviews bei Langzeit-Krebsüberlebenden mit chronischen tumorassoziierten Schmerzen.
Darauf aufbauend Fokusgruppe mit Betroffenen zur Diskussion und Mitbeurteilung eines spezifischen Therapieangebotes für Patient*innen mit chronischen tumorassoziierten Schmerzen
Ziel:
Erfassung spezifischer Therapiebedarfe von long-time-survivors mit chronischen tumorassoziierten Schmerzen insbesondere hinsichtlich Entwicklung eine spezifischen interdisziplinären multimodalen Schmerztherapiekonzeptes.
Datenerhebung:
Einzelinterviews abgeschlossen, Auswertung läuft;
Fokusgruppen noch ausstehend, Durchführung voraussichtlich 4. Quartal 2025
Link:
https://drks.de/search/de/trial/DRKS00032207/details;jsessionid=8E968899E69CA3744572604D73F4BE53
Studienleitung:
Dr. med. Hannes Hofbauer (hannes.hofbauer@uniklinik-ulm.de), Dr. rer. nat. Felicitas Rapp (felicitas.rapp@uniklinik-ulm.de)
Schmerzmedikamentenbezogene Therapieadhärenz bei Patient*innen mit tumorassoziierten Schmerzen
Hintergrund
In der Langzeitbehandlung chronischer Erkrankungen liegt die Adhärenz in den Industrieländern bei durchschnittlich niedrigen 50% und beeinflusst neben Gesundheit und Lebensqualität auch die Effektivität des Gesundheitssystems. Die WHO definiert 5 Dimensionen zur Patientenadhärenz (erkrankungsbezogene, patientenbezogene und therapiebezogene Faktoren sowie die Beziehung der Patientin zu Arzt/Gesundheitssystem und die sozioökonomische Situation). Über das Adhärenzverhalten der medikamentösen Therapie bei tumorassoziierten Schmerzen ist bisher wenig bekannt. Da sich die Genese und die interaktionellen und psychischen Einflüsse bei tumorassoziierten Schmerzen deutlich von den chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen unterscheidet, sind auch Unterschiede im Adhärenzverhalten und den damit zusammenhängenden Dimensionen zwischen den Gruppen denkbar. Ein besseres Verständnis für die Adhärenzmuster bei tumorassoziierten Schmerzen kann zukünftig dazu beitragen, mögliche Adhärenz-reduzierende Faktoren im Arzt-Patienten Gespräch zu adressieren.
Design:
Multizentrische Studie
- Sektion Schmerztherapie der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Ulm (federführend)
- Abteilung für Anästhesie, Interdisziplinäre Intensivmedizin, Schmerzmedizin, Palliativmedizin (Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Wirz) am Cura Krankenhaus Bad Honnef
- Interdisziplinäres Schmerzentrum (Ärztliche Leiterin Dr. med. Kristin Kieselbach) am Universitätsklinikum Freiburg
- Abteilung Schmerzmedizin (Sektionsleiter Dr. med. Pascal Kowark) der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin (Ärztl. Direktor Prof. Dr. med. Marc Coburn) am Universitätsklinikum Bonn
Querschnittliche, quantitative Online-Fragebogenerhebung bei Patient*innen der teilnehmenden Zentren und bei Krebsselbsthilfegruppen
Ziel:
Erfassung von Adhärenz- bzw. Non-Adhärenzmustern hinsichtlich der Schmerzmedikation bei tumorassoziierten Schmerzen im Vergleich zu nicht-tumorbedingten Schmerzen sowie deren Veränderung über die Schmerzdauer
Datenerhebung:
Beginn voraussichtlich 2. Quartal 2025
Studienleitung:
Dr. med. Hannes Hofbauer (hannes.hofbauer@uniklinik-ulm.de), Dr. rer. nat. Felicitas Rapp (felicitas.rapp@uniklinik-ulm.de)