Intraoperative Strahlentherapie (IORT bei Mammakarzinom)

In Zusammenarbeit mit der Klinik für Gynäkologie (Herr Prof. Janni) wird am UK Ulm seit 2010 die intraoperative Strahlentherapie bei Patientinnen mit Brustkrebs (Mammakarzinom) eingesetzt.
Bei der intraoperativen Strahlentherapie wird während der Operation, direkt nach der Entfernung des Tumors eine hohe Einzeitdosis auf die ehemalige Tumorregion (Tumorbett) appliziert. Hierfür wird, während die Patientin in Narkose liegt, ein Kugelapplikator (Abb. 1) in die Resektionshöhle eingebracht. Dies ermöglicht die Abgabe eines 50kV-Röntgenstrahls, mit dem sowohl direkt auf der Resektionsfläche als auch wenige Millimeter in der Tiefe eine hohe Dosis appliziert werden kann. Die Bestrahlungs-Dosis fällt direkt hinter dem Applikator sehr steil ab, sodass in 1 cm Entfernung nur noch 25% der Dosis ankommt. So kann das umliegende Gewebe optimal geschont werden. Die Narkose kann sich, entsprechend der Vorbereitungs- und Bestrahlungszeit, um 20 – 45 Minuten verlängern. Nach der IORT wird der Tubus wieder entfernt und die Operation wie vorgesehen beendet.
Die intraoperative Bestrahlung kann als alleinige Bestrahlung oder als sogenannter vorgezogener Boost (Dosisaufsättigung) des Tumorbettes vor einer Bestrahlung von außen über die Haut (perkutane Bestrahlung) erfolgen.
Eine alleinige intraoperative Bestrahlung ist eine therapeutische Alternative für ältere Patientinnen (>60 Jahre) mit kleinen Tumoren (T1) und günstiger Tumorbiologie (G1-2, Hormonrezeptor positiv, Her 2 neu negativ). Die intraoperative Einzeitdosis beträgt dann 20 Gy. Dadurch kann eine mehrwöchige Bestrahlung nach der Operation vermieden werden.
Nach einer früheren Bestrahlung der Brust kann es, meist viele Jahre später, zu einem Rezidiv kommen. In günstigen Fällen kann der Tumor in der Gynäkologischen Klinik chirurgisch entfernt werden. In diesen Fällen wird eine intraoperative Bestrahlung des Tumorbetts als Boost durchgeführt und das Tumorbett mit Titanclips markiert. Danach erfolgt ergänzend eine kleinvolumige dosisreduzierte Bestrahlung des Tumorbettes. Dadurch kann nochmals trotz der früheren Vorbestrahlung eine kurative zweite Bestrahlung erfolgen.
Patientinnen, die auf Grund Ihres Alters (≤ 60 Jahre) oder ihrer Tumorbiologie nicht für eine Einzeit-IORT in Frage kommen, können in Einzelfällen von einer IORT als Boost profitieren. Bei dieser Behandlung werden intraoperativ 9 Gy appliziert und das Tumorbett mit Titanclips markiert. Im Anschluss erfolgt etwa vier Wochen nach der OP eine perkutane Bestrahlung der gesamten Brust. Diese perkutane Bestrahlung kann durch die IORT um eine Woche verkürzt werden.
Bisher wurden über 500 Patientinnen mit einer IORT in Ulm bestrahlt