Ankommen

Manualisierte Gruppenintervention für und mit Peers in der Jugendhilfe

    

Schlagworte

Fremdunterbringung, Biographiearbeit, pädagogische Gruppenintervention, Jugendhilfe

Projektleitung

  • Profilbild von Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert

    Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert

    Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie

  • Profilbild von Jun.-Prof. Dr. Miriam Rassenhofer

    Jun.-Prof. Dr. Miriam Rassenhofer

    Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (VT)

    Schwerpunkte

    Leitung Sektion Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und Verhaltensmedizin

    Mitglied im Ausbildungsausschuss

Projektmitarbeiter

Kooperationspartner

  • Erzbischöfliches Kinderheim Haus Nazareth, Sigmaringen

  • Albert-Schweitzer-Kinderdorf e. V., Waldenburg

  • Stiftung St. Anna, Leutkirch

  • eva Heidenheim, Heidenheim an der Brenz

  • Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen, Neuhausen/Fildern

  • eva Stuttgart, Schorndorf

  • Oberlin e.V, Ulm

  • Kinderheim Graf, Ellwangen

  • Zentrum >guterhirte<, Ulm

  • Therapeutische Wohngruppen der Fachkliniken Wangen, Wangen i.A.

  • Hoffmannhaus Wilhelmsdorf, Wilhelmsdorf

  • Rummelsberger Dienste für junge Menschen gemeinnützige GmbH, Schwarzenbruck

  • Bruderhaus Diakonie Jugendhilfen Deggingen, Deggingen

 

Projektlaufzeit

10/2019 – 09/2022

Projekthintergrund

Fremduntergebrachte Kinder und Jugendliche sind oftmals großen Erschwernissen ausgesetzt: Neben der Häufung von psychosozialen und biologischen Risikofaktoren in dieser Population kann auch die Fremdunterbringung selbst ein kritisches Lebensereignis darstellen und zu schweren Identitätskrisen führen.

Eine Methode, die sich besonders zur Förderung der Bewältigung von Krisen oder Wendepunkten in der Lebensgeschichte eignet, ist die Biografiearbeit. Biografiearbeit ist ein angeleiteter Prozess, in dem frühere Lebensereignisse erinnert und dokumentiert werden. Ziel ist es, den Betroffenen dabei zu helfen, der aktuellen Situation durch die strukturierte Aufarbeitung der Vergangenheit Sinnhaftigkeit zu verleihen. Befunde über positive Effekte von Biografiearbeit auf Selbstvertrauen, Wohlbefinden, Identitätsbildung und den Umgang mit schwierigen emotionalen Situationen sowie auf die Beziehungsqualität zu den an der Biografiearbeit beteiligten Bezugspersonen untermauern die Wirksamkeit dieser Methode.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, gemeinsam mit Partnern aus der Jugendhilfe eine leicht implementierbare Gruppenintervention mit Methoden der Biografiearbeit für fremduntergebrachte Jugendliche zu entwickeln und deren Wirksamkeit zu evaluieren. Ziel der Intervention ist es, psychisch-emotionale Belastungen im Zusammenhang mit der Fremdunterbringung frühzeitig zu adressieren und betroffene Jugendliche gezielt bei der biografischen Einordnung und Bewältigung der Fremdunterbringung zu unterstützen. Dies könnte dazu beitragen, mit der Fremdunterbringung einhergehende Belastungen zu reduzieren, Abbruchraten zu verringern und die Erfolgsaussichten der Hilfsmaßnahme zu verbessern. Der Projektname „Ankommen“ soll dabei sowohl für den Prozess des Ankommens im neuen Lebensmittelpunkt als auch für das Bedürfnis eines als sicher und unterstützend erlebten Umfeldes stehen.

Die Implementierung der Intervention in den kooperierenden Jugendhilfeeinrichtungen wird von einrichtungsinternen Koordinatoren organisiert und die Durchführung wird von je zwei geschulten Gruppenleitenden übernommen. Teilnehmen können pro Gruppe 3-6 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren, die in der jeweiligen Einrichtung leben. Die Gruppensitzungen finden wöchentlich statt und bauen, gegliedert in drei Phasen, aufeinander auf:

  • Die erste Phase dient der Vorbereitung der Biografiearbeit. Den Jugendlichen wird fundiertes Wissen über die Gründe, Ziele und Abläufe von Fremdunterbringungen vermittelt. Außerdem werden Strategien zur Affektwahrnehmung und -modulation erarbeitet.
  • Der Fokus der zweiten Phase liegt auf der Biografiearbeit, wobei vor allem auf den vorangegangenen Wechsel in die aktuelle Einrichtung eingegangen wird. Zudem werden für die Jugendlichen relevante Themen wie Stigmatisierung und Loyalitätskonflikte adressiert.
  • Die dritte und letzte Phase dient der Integration gemachter Erfahrungen und der Entwicklung positiver Zukunftsperspektiven.

    

Projektbeschreibung

Das Projekt „Ankommen“ ist in drei Projektphasen unterteilt: Vorbereitungsphase (Mai 2019 bis Januar 2020), Pilotphase (Februar 2020 bis September 2021) und Nachbereitungsphase (Oktober 2021 bis August 2022).

In der Vorbereitungsphase wurden Kooperation mit Jugendhilfeeinrichtungen eingegangen, ein interventionsbegleitendes Workbook und Anwendermanual erstellt, Fokusgruppen mit betroffenen Jugendlichen durchgeführt und Probedurchläufe in zwei Einrichtungen durchgeführt. Durch die im Probedurchlauf gewonnen Erfahrungen konnten das Workbook und das Anwendermanual optimiert werden. Die nächsten Schritte innerhalb der Pilotphase sind die Durchführung der Intervention und die Datenerhebung. Die Evaluation erfolgt in insgesamt 13 kooperierenden Jugendhilfeeinrichtungen, die für die Rekrutierung der Studienteilnehmenden ihre bereits vorhandenen pädagogischen Strukturen nutzen. Mittels standardisierter psychometrisch robuster Fragebögen erfolgt eine Erfassung der psychischen Belastung, des Selbstwertes, der Selbstwirksamkeit und von Verhaltensauffälligkeiten der teilnehmenden Jugendlichen. In der Nachbereitungsphase sollen die gewonnen Erkenntnisse analysiert und publiziert werden. Besonderer Fokus dieser Phase ist die nachhaltige Implementation und Dissemination der Intervention.

Kontaktadresse

UNIVERSITÄTSKLINIKUM ULM
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie

Steffen Läntzsch, M.Sc. Psych.

Steinhövelstraße 5 (Postadresse)

D-89075 Ulm

Tel.: 0731 500 - 62630

Mail:projekt.ankommen@uniklinik-ulm.de

 

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