Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin Baden-Württemberg
Kindeswohlgefährdung entsteht meist aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Die unterschiedlichen Voraussetzungen in der Entstehung machen aus der Versorgung im Kinderschutz ein interdisziplinäres Feld. Entsprechend wichtig ist es, für die Verbesserung von Prävention und Interventionen bei Kindesmisshandlung die unterschiedlichen disziplinären Sichtweisen zu berücksichtigen. Das Kompetenzzentrum Kinderschutz (www.comcan.de) und die W1- Professuren „Epidemiologie und Verlaufsforschung im Kinderschutz“ sowie „Lehre, Dissemination und Vernetzung im Kinderschutz“ haben entsprechend zum Ziel, Praktikerinnen und Praktiker aus den unterschiedlichen Versorgungsgebieten zu vernetzen und in die Forschung einzubinden. Jedoch soll nicht nur die Praxis gehört werden, auch die Stimme der Kinder, der Betroffenen selbst, soll möglichst oft Teil der Forschung sein.
Unsere Schwerpunkte
Professur „Epidemiologie und Verlaufsforschung im Kinderschutz“
Diese bisher einzigartige Spezialisierung eines Lehrstuhls im deutschsprachigen Raum soll dazu beitragen, die national und international großen Lücken in der Forschung zu Prävalenz und Inzidenz von Kindesmisshandlung, zum Ausmaß von Hilfen und Leistungen für die betroffenen Kinder und zu ihrer weiteren Entwicklung zu mindern.
Die Schwerpunkte der Professur umfassen Forschung zur Häufigkeit von Kindesmisshandlung in der Bevölkerung und Studien zum Umfang der bekannt gewordenen Fälle im Gesundheits- und Sozialwesen, der Art und Menge der erbrachten Hilfen und Leistungen. Weiter wird untersucht, wie sich misshandelte Kinder nach unterschiedlichen Interventionen weiterentwickeln, welche körperlichen Beschwerden, psychischen Belastungen und sozialen Problemen sie zu bewältigen haben. Ein besonderes Augenmerk gilt Gruppen, die ein erhöhtes Risiko haben, misshandelt zu werden – Kinder mit Behinderung, Kinder in Heimen, geflüchtete Kinder.
Professur „Lehre, Dissemination und Vernetzung im Kinderschutz“
Der zweite, ebenfalls im deutschsprachigen Raum mit dieser Ausrichtung einzigartige Lehrstuhl soll, in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe „Wissenstransfer, Dissemination, E-Learning“ dazu beitragen, den Wissenstransfer im Bereich des Kinderschutzes zu verbessern. Hierzu gehört eine Ausweitung der Lehre zum Thema, vor allem im Bereich der Medizin, Psychologie und Psychotherapie. Bestandteil der Professur sind Lehrangebote zum Thema Kindesmisshandlung und Kinderschutz an allen medizinführenden Universitäten in Baden-Württemberg.
Weiterhin werden Gelingensbedingungen aber auch Hürden bei Dissemination und Vernetzung untersucht, um daraus folgernd Präventions- und Interventionsmaßnahmen in der Praxis etablieren und verbreiten zu können.
Leitung
Prof. Andreas Jud hat den Lehrstuhl „Epidemiologie und Verlaufsforschung im Kinderschutz“ inne.