In Ihrer Familie treten häufig oder bereits in jungen Jahren Brustkrebs- und Eierstockkrebserkrankungen auf? In unserem Zentrum erhalten Ratsuchende und Patientinnen mit einer familiären Belastung für Brust- und/oder Eierstockkrebs eine spezialisierte Beratung und Betreuung nach den aktuellsten Standards durch ein interdisziplinäres Team aus Gynäkologen, Humangenetikern und Psychologen. Wir sind eines der 17 universitären Zentren des deutschen Konsortiums für familiären Brust- und Eierstockkrebs.

Bei einem erhöhten Risiko können wir Ihnen eine genetische Untersuchung anbieten. Hierbei werden die bekannten Risikogene für erblichen Brust- und Eierstockkrebs auf mögliche Veränderungen untersucht. Die Kenntnis einer genetischen Veränderung oder einer hohen familiären Belastung ermöglicht es uns, Ihnen ein auf Ihre Situation zugeschnittenes Programm anzubieten. Dadurch ist eine besonders intensive Früherkennung oder Nachsorge möglich. Sollte bei Vorliegen von Genveränderungen der Wunsch nach einer vorbeugenden Operation bestehen, kann diese ebenfalls bei uns im Haus von erfahrenen Operateuren des Brustzentrums oder Gynäkologischen Tumorzentrums durchgeführt werden.

Kontakt & Terminvergabe

Telefon 0731 500-58510

Telefax 0731 500-58527

Profilbild von Prof. Dr. Wolfgang Janni

Prof. Dr. Wolfgang Janni

Direktor der Frauenklinik

Profilbild von Prof. Dr. Reiner Siebert

Prof. Dr. Reiner Siebert

Direktor des Instituts für Humangenetik

Profilbild von Dr. Kristina Veselinovic

Dr. Kristina Veselinovic

Oberärztin | Leiterin Tumorrisikosprechstunde

Familiärer Brust- und Eierstockkrebs

In Deutschland erkrankt jede zehnte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Eierstockkrebserkrankungen treten wesentlich seltener auf. In vielen Familien kommen nur einzelne Erkrankungsfälle von Brust- bzw. Eierstockkrebs vor. Allerdings häufen sich in bis zu einem Drittel der Familien Erkrankungen an Brust- und Eierstockkrebs bzw. treten auch schon bei Frauen im jungen Lebensalter auf. Auch Männer können von Brustkrebs betroffen sein. In diesen Familien sind die Erkrankungsfälle möglicherweise auf eine Veränderung in den Genen zurückzuführen.

Was ist familiärer Brust- und Eierstockkrebs?

Familiärer Brust- und/oder Eierstockkrebs bedeutet, dass eine Veränderung in den Genen (Genmutation) ursächlich für eine Brust- oder Eierstockkrebserkrankung sein kann. Für Personen mit einer Genmutation ist das Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken, im Vergleich zu Personen ohne familiäre Belastung erhöht. Die Erkrankungsrisiken sind von dem veränderten Gen sowie weiteren Faktoren abhängig – eine individuelle Beratung hierzu bieten wir Ihnen im Rahmen unserer Tumorrisikosprechstunde an.

Gehöre ich zu einer Risikofamilie?

Bei den folgenden Familienkonstellationen können wir Ihnen eine genetische Testung auf Veränderungen der Risikogene für Brust-/Eierstockkrebs anbieten. Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Mutation beträgt bei diesen Konstellationen über zehn Prozent. Treffen bei Ihnen ein oder mehrere dieser sogenannten Einschlusskriterien zu, kann dies auf eine familiäre Belastung für Brust- und/oder Eierstockkrebs hinweisen. Wir empfehlen Ihnen, sich zur Beratung in einem der Zentren des Deutschen Konsortiums für familiären Brust- und Eierstockkrebs vorzustellen.

Einschlusskriterien für eine genetische Testung:

Familien mit:

  • mindestens drei an Brustkrebs erkrankte Frauen unabhängig vom Alter
  • mindestens zwei an Brustkrebs erkrankte Frauen, davon eine vor dem 51. Lebensjahr
  • mindestens eine an Brustkrebs erkrankte Frau und mindestens eine an Eierstockkrebs erkrankte Frau oder eine an Brust- und Eierstockkrebs erkrankte Frau
  • mindestens zwei an Eierstockkrebs erkrankte Frauen unabhängig vom Alter
  • mindestens eine an Brustkrebs erkrankte Frau vor dem 36. Geburtstag
  • mindestens eine an beidseitigem Brustkrebs erkrankte Frau, deren Ersterkrankung vor dem 51. Lebensjahr diagnostiziert wurde
  • mindestens eine an Brustkrebs erkrankte Frau unabhängig vom Alter und ein an Brustkrebs erkrankter Mann
  • mindestens ein an Brustkrebs erkrankter Mann unabhängig vom Alter
  • mindestens eine an einem triple-negativem Brustkrebs erkrankte Frau vor dem 60. Lebensjahr*
  • mindestens eine Frau mit Ovarialkarzinomerkrankung vor dem 80. Geburtstag*

* Diese Einschlusskriterien wurden im Konsortium evaluiert. Eine genetische Untersuchung ist bei diesen Einschlusskriterien im Rahmen von Spezialverträgen nur in einem Konsortialzentrum möglich.

Molekulargenetische Diagnostik

Mit molekulargenetischen Untersuchungsmethoden können wir Veränderungen in den Erbanlagen (Genmutationen) nachweisen. Unter bestimmten Umständen ist das Ergebnis einer molekulargenetischen Testung wichtig für den weiteren Ablauf der Behandlung. Falls die Voraussetzungen erfüllt sind, können wir Ihnen einen kurzfristigen Beratungstermin und eine rasche genetische Analyse anbieten (sogenannte fast track-Analyse). Das Ergebnis der genetischen Untersuchung erklären wir Ihnen ausführlich in einem persönlichen Gespräch.

TruRisk® Gen-Panel

Vom Deutschen Konsortium für familiären Brust- und Eierstockkrebs wird das sogenannte TruRisk® Gen-Panel verwendet. Das TruRisk® Gen-Panel umfasst die bekanntesten Risikogene für den erblichen Brust- und Eierstockkrebs, die BRCA-Gene (BReast CAncer = Brustkrebs) sowie eine Reihe weiterer Gene, die mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko für Brust-/Eierstockkrebs in Verbindung gebracht werden. Die im TruRisk®-Panel untersuchten Gene werden regelmäßig dem aktuellen Stand der Forschung angepasst.

Labor für Molekulargenetik und Molekularbiologie

Früherkennung & Prävention

Je nach Risikokonstellation und Testergebnis können wir in vielen Fällen die Teilnahme an einem intensivierten Früherkennungs- oder Nachsorgeprogramm anbieten oder andere risikoreduzierende Maßnahmen. Im Rahmen der Sprechstunde besprechen wir Ihr individuelles Risiko in Abhängigkeit vom Untersuchungsbefund und diskutieren mit Ihnen, welche Früherkennungs- und Präventionsmaßnahmen für Sie sinnvoll sind.

Das intensivierte Früherkennungs- und Nachsorgeprogramm

Trägerinnen einer pathogenen Mutation in den Genen BRCA1 oder BRCA2 wird ab dem 25. Lebensjahr die Teilnahme an einem intensivierten Früherkennungsprogramm empfohlen. Das Programm beinhaltet neben der Tastuntersuchung der Brust die halbjährliche Ultraschalluntersuchung der Brust und die jährliche Durchführung einer Kernspin-Untersuchung der Brust (MRT). Zusätzlich wird ab dem 40. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre eine Mammographie durchgeführt.

Frauen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko ohne nachgewiesene Genveränderung wird in der Regel ab dem 30. Lebensjahr die Teilnahme am intensivierten Früherkennungsprogramm angeboten. Ob bei Ihnen die Kriterien für die Teilnahme an diesem Programm erfüllt sind, erörtern wir im Rahmen unserer Sprechstunde mit Ihnen. Sollten in der Familie Personen vor dem 25. bzw. 30. Lebensjahr erkrankt sein, so beginnt das intensivierte Früherkennungsprogramm entsprechend fünf Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsalter in der Familie.

Risikoreduzierende operative Maßnahmen

Bei Vorliegen einer Mutation in den Hochrisikogenen BRCA1 oder BRCA2 wird die Durchführung von risikoreduzierenden operativen Maßnahmen in Betracht gezogen. Bei Genveränderungen in den anderen Risikogenen sind vorbeugende Operationen nur in Einzelfällen indiziert. Der Entscheidung für eine operative Maßnahme geht eine intensive Beratung in unserer Sprechstunde voraus. Die zur Verfügung stehenden operativen Maßnahmen umfassen die prophylaktische Entfernung des Brustdrüsengewebes und/oder der Eierstöcke und Eileiter beidseits.

Sollte bei Ihnen eine prophylaktische Entfernung des Brustdrüsengewebes in Frage kommen, vermitteln wir Ihnen gerne einen Beratungstermin in der Sprechstunde für rekonstruktive und ästhetische Brustchirurgie. In dieser Spezialsprechstunde werden die verschiedenen Möglichkeiten des Brustwiederaufbaus ausführlich mit Ihnen besprochen.

Häufige Fragen

  • Versichertenkarte
  • Überweisungsschein
  • Ausgefüllte Fragebögen, die wir Ihnen vorab zugeschickt haben
  • Aktuelle Befundberichte, falls Sie bereits in einer anderen Klinik wegen Brust- oder Eierstockkrebs behandelt wurden

Sollte es weitere Erkrankungsfälle von Brust- oder Eierstockkrebs in Ihrer Familie geben, bringen Sie bitte ebenfalls die Unterlagen Ihrer Angehörigen mit (falls möglich). Wenn bereits ein Angehöriger zur Beratung bei uns oder in einem anderen Zentrum für familiären Brust- oder Eierstockkrebs vorstellig war, dann teilen Sie uns dies bitte vorab schon bei der Terminvereinbarung mit. 

Die Risikogene für Brust- und Eierstockkrebs werden in der Regel im Blut untersucht. Es ist aber auch möglich, diese Untersuchung beispielsweise an Tumorgewebe durchzuführen. Im Beratungsgespräch besprechen wir mit Ihnen, aus welchem Material und bei welchem Familienmitglied der Gentest am sinnvollsten durchzuführen ist.

Die Untersuchung wird in hochspezialisierten Laboren der Universitätsfrauenklinik sowie des Instituts für Humangenetik durchgeführt. Dabei kommt als Untersuchungsmethode unter anderem das sogenannte Next Generation Sequencing (NGS) zum Einsatz. Es handelt sich dabei um eine neue Methode, die es erlaubt, eine Vielzahl von Genen parallel zu untersuchen (sogenannte Genpanels).  

Wir informieren Sie in einem Schreiben über das Vorliegen des Ergebnisses und bitten Sie, sich mit uns in Verbindung zu setzen, um einen Gesprächstermin zur Befundbesprechung zu vereinbaren. Im persönlichen Gespräch können wir mit Ihnen das Ergebnis besprechen und Ihnen auch erklären, welchen weiteren Konsequenzen sich daraus ergeben.

Leider können wir Ihnen neben der Teilnahme am intensivierten Früherkennungs- und Nachsorgeprogramm, bei dem die Brust gezielt untersucht wird, nicht zusätzlich die regulären gynäkologischen Früherkennungsuntersuchungen anbieten. Diese Untersuchungen, inklusive Vorsorge-Abstrich vom Gebärmutterhals, sollten Sie weiterhin bei Ihrem niedergelassenen Frauenarzt durchführen lassen.

Weiterführende Informationen

BRCA-Netzwerk – Hilfe bei familiären Krebserkrankungen

Der Verein BRCA-Netzwerk – Hilfe bei familiären Krebserkrankungen wurde als Vertretung Betroffener und deren Wunsch nach mehr Information und Austausch ergänzend zur medizinischen Versorgung gegründet. Die genetische Veranlagung für eine Krebserkrankung wirft viele Fragen und Belastungen auf.

Online-Gesprächskreis:
Austausch und Information bei familiären Krebserkrankungen

Termine und Anmeldung:
https://www.brca-netzwerk.de/kontakt/online-gespraechskreise

Als universitäres Zentrum bieten wir Ihnen auch die Teilnahme an Studien an. Sie können sich unter Forschung / Studien über aktuelle Studien und unsere wissenschaftlichen Publikationen informieren.

Beteiligte Kliniken & Kooperationspartner

Im Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs des Universitätsklinikums Ulm arbeiten Spezialisten aus allen beteiligten Fachdisziplinen unter einem Dach zusammen. So wird sichergestellt, dass Rat suchende, gesunde Frauen mit einem erhöhten Tumorrisiko sowie betroffene Patientinnen umfassend, ganzheitlich und nach den aktuellsten Standards betreut werden. Der BRCA-Gesprächskreis Ulm bietet zudem die Möglichkeit, mit anderen Betroffenen in Kontakt zu kommen und Erfahrungen auszutauschen.

Gynäkologie
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Prittwitzstraße 43 | 89075 Ulm (Michelsberg)

Zentrumsleiter

Profilbild von Prof. Dr. Wolfgang Janni

Prof. Dr. Wolfgang Janni

Direktor der Frauenklinik

Leiterin Sprechstunde

Profilbild von Dr. Kristina Veselinovic

Dr. Kristina Veselinovic

Oberärztin | Leiterin Tumorrisikosprechstunde

Humangenetik
Institut für Humangenetik
Prof. Dr. Reiner Siebert
Albert-Einstein-Allee 11 | 89081 Ulm
www.uniklinik-ulm.de/Humangenetik

Radiologie
Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Prof. Dr. Meinrad Beer
Albert-Einstein-Allee 23 | 89081 Ulm
www.uniklinik-ulm.de/radiologie

Pathologie
Institut für Pathologie
Prof. Dr. Peter Möller
Albert-Einstein-Allee 23 | 89070 Ulm
www.uniklinik-ulm.de/pathologie

Psychoonkologie
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Prof. Dr. Harald Gündel
Albert-Einstein-Allee 23 | 89081 Ulm
www.uniklinik-ulm.de/psychosomatik

Sportmedizin
Klinik für Innere Medizin II
Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin
Prof. Dr. Jürgen Steinacker
Leimgrubenweg 14 | 89075 Ulm
www.uniklinik-ulm.de/sportmedizin

BRCA-Netzwerk e.V.
Thomas-Mann-Straße 40
53111 Bonn
info@brca-netzwerk.de
www.brca-netzwerk.de

Qualität

Unser Zentrum gehört zum Deutschen Konsortium für familiären Brust- und Eierstockkrebs. Hierbei handelt es sich um den Zusammenschluss von 17 universitären Zentren in Deutschland. Wir sind eines der Gründungsmitglieder dieses Netzwerkes. In jedem dieser Zentren bietet ein interdisziplinäres Team aus Gynäkologen, Humangenetikern und Psychologen eine spezialisierte Beratung und Betreuung in Bezug auf familiären Brust- und Eierstockkrebs an.